Umfrage der Ärztekammer
Wiener Spitalsärzte sehr unzufrieden mit Politik
Die Wiener Ärztekammer stellte den zweiten Teil der großen Spitalsumfrage vor. Demnach ist die Unzufriedenheit mit der Gesundheitspolitik, der Unternehmensführung und der Infrastruktur in den Spitälern groß.
WIEN. Der Wiener Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart ist zuletzt medial in den Angriff gegangen. Jedoch geht es nicht um die Causa „Equip4Ordi", sondern die Unterstützung für den kommenden Protest der Spitalsärztinnen und -ärzte. Am Dienstag, 14. November, war er als Redner bei der Pressekonferenz zu weiteren Ergebnissen der großen Spitalsumfrage der Ärztekammer (ÄKW) angekündigt. Doch wegen eines "Termins im Parlament" war er abwesend.
Stattdessen wurde seine schriftliche Aussage an anwesende Medienvertreter verteilt und vorgelesen. Er stehe "selbstverständlich als Präsident aller Wiener Ärztinnen und Ärzte solidarisch hinter den Anliegen der Wiener Spitalsangestellten". Kritik gab es auch an den Plänen der Bundesregierung aufgrund des aktuellen öffentlichen Clinches mit Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) - siehe unten. Man werde sich gegen die Pläne wehren, dass die Gesundheitsversorgung hierzulande "nach rein politischen, bürokratischen und ökonomischen Grundsätzen" geplant und gestaltet werden soll.
Doch zurück zu der Spitalsumfrage in Wien. Die ersten Ergebnisse wurden bereits Mitte Oktober vorgestellt. Demnach stellten die befragten Spitalsärztinnen und -ärzte ein vernichtendes Zeugnis aus: Engpässe bei der Patientenversorgung, schlechte Ausbildungsbedingungen, Qualitätsverluste in der medizinischen Versorgung. MeinBezirk.at berichtete:
90 Prozent haben Verständnis für Kündigungen
Bei der Präsentation am Dienstag wurden weitere Ergebnisse vorgestellt, mit dem Fokus auf die Arbeit der Gesundheitspolitik sowie die Infrastruktur. Durchgeführt wurde die Studie vom renommierten Meinungsforscher Peter Hajek, der, wie er sagt, "wie so oft Überbringer schlechter Nachrichten" sei. Recht emotional hat er sein Statement angefangen und auf die Vorwürfe der "Gegenseite" reagiert: Die Stichprobe entspreche der Wirklichkeit und es wurden 700 Angestellte des Wiener Gesundheitsverbundes (WiGev) befragt. "Wirklich unfassbar" seien laut Hajek die Vorwürfe, dass die Umfrage nicht repräsentativ sei.
Etwa 90 Prozent der befragten Ärzte sowie Pflegekräfte haben laut der Umfrage "großes Verständnis" für Kündigungen ihrer Kollegen. Etwas mehr als 60 Prozent sind mit der Unternehmensführung ihres Spitals unzufrieden, in WiGev-Spitälern sind es sogar 72 Prozent.
Unzufriedenheit gibt es auch bei der Infrastruktur. Die Mehrheit der Befragten sieht die IT-Ausstattung, also Hard- und Software, in den Spitälern als "sehr belastend". Ähnlich ist es auch bei der gebäudetechnischen Infrastruktur.
Null Prozent "sehr zufrieden" mit Hacker
Doch die "Zahl des Tages", wie es Kurienobmann und ÄKW-Vizepräsident Stefan Ferenci bezeichnete, sei die Null. So viel Prozent der befragten Spitalsärztinnen und -ärzte seien "sehr zufrieden" mit Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) - gar nicht oder eher nicht zufrieden mit seiner Arbeit sind zwei Drittel der Befragten. Im Vorjahr waren es noch 42 Prozent, doch zu diesem Zeitpunkt konnten viele Befragte kein Urteil geben, wie Hajeks Zahlen zeigen.
Im Interesse der Politik müsse es doch sein, dem etwas entgegenzusetzen, so der stellvertretende Kurienobmann Eduardo Maldonado-González. "Es geht uns nicht um eine bestimmte Personalie aus der Politik oder der ebenfalls schlecht bewerteten Unternehmensführung in den Spitälern, sondern um strukturelle Probleme, unter denen die Spitalsärztinnen und -ärzte, aber vor allem auch die Pflege immens leiden".
Die PK wurde erneut genutzt, um für den Protestmarsch am 4. Dezember um 14 Uhr aufzurufen. Zuletzt berichtete MeinBezirk.at, dass die Ärztekammer Wien den Druck auf die Politik erhöhen will und deshalb ein Kampfmaßnahmenpaket von insgesamt acht Millionen Euro beschlossen wurde. Drei Millionen Euro sind bereits seit Monaten im Paket.
Und am Ende wurde auch bekannt, dass man sich jetzt in der Ärztekammer Wien mehr auf den Streik konzentrieren will als auf die kammerinternen Streitigkeiten. Steinhart forderte zuletzt einen Gesundheitsgipfel mit Vertretern der Stadt Wien. Ob es dazu kommen wird, blieb offen.
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