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Bisexuelle Menschen – Klischees und Vorurteile Teil 3: Bisexualität als eigenständige sexuelle Orientierung
Bisexuelle Menschen fühlen sich romantisch und/oder sexuell zu Menschen beider oder mehrerer Geschlechter hingezogen.
Bisexuelle Menschen werden immer wieder mit schweren Vorurteilen und dummen Sprüchen konfrontiert. Insgesamt haben bisexuelle Menschen eine schlechtere Lobby als homosexuelle Menschen und bleiben oft unsichtbar, indem sie sich etwa als schwul, lesbisch oder heterosexuell outen, aber eben nicht als bisexuell.
Immer wieder werden bisexuelle Menschen in ihrer sexuellen Orientierung nicht ernst genommen. Bisexualität als eigenständige Orientierung wird gesellschaftlich kaum anerkannt. So wird bisexuellen Männern und Frauen, die in einer gleichgeschlechtlichen Partner*innenschaft leben, gerne unterstellt, dass sie schwul oder lesbisch seien. Bisexuelle Menschen hingegen, die in einer heterosexuellen Partner*innenschaft leben werden gesellschaftlich als heterosexuell abgestempelt, ihre Bisexualität wird einfach ignoriert. Bisexualität wird somit im Gegensatz zur Homosexualität nicht oder kaum anerkannt und als „Unentschiedenheit“ gebrandmarkt. Dies kann bisexuelle Menschen extrem verletzen, da eine wesentliche Seite ihrer sexuellen Identität damit abgewertet und nicht beachtet wird. Zudem droht bisexuellen Menschen Diskriminierung und sozialer Ausschluss, auch von schwulen Männern und lesbischen Frauen.
Bisexualität besteht übrigens auch dann, wenn die bisexuellen Seiten nicht ausgelebt werden. Hat z.B. eine bisexuelle Frau immer nur männliche Partner, so wird ihr oft nicht geglaubt, dass sie bisexuell ist. Dabei kann es verschiedene Gründe geben, warum ein Mensch seine bisexuellen Neigungen nicht lebt. Diese reichen von gesellschaftlicher Diskriminierung, Homophobie bis zu mangelnden Gelegenheiten, Sex, Liebe und Erotik mit gleichgeschlechtlichen Partner*innen ausleben zu können. Die bisexuellen Neigungen sind dann natürlich trotzdem immer vorhanden, auch wenn dies von Außen nicht sichtbar ist.
Es besteht auch keine Verpflichtung, anderen Menschen die eigene Bisexualität zu beweisen, wenn auch hier ein sozialer Druck zu beobachten ist.
Bisexualität ist heute sichtbarer als früher und findet medial viel mehr Aufmerksamkeit, d.h. aber nicht, dass sie heute verbreiteter oder gar eine Modeerscheinung ist. Früher mussten sich LGBTs (lesbische Frauen, schwule Männer, bisexuelle Menschen und transidente Personen) verstecken und konnten ihre sexuellen Orientierungen nicht ausleben. Taten sie dies, so drohte ihnen bis in die 1970er Jahre eine Haftstrafe. Zudem galten Bisexualität und Homosexualität lange Zeit als psychische Erkrankungen, wurden pathologisiert und bi- und homosexuelle Personen durften viele Berufe nicht ausüben oder wurden fristlos entlassen, wenn sie zu Ihrer Bisexualität standen.
Sie können bisexuelle Menschen am Besten dann unterstützen, wenn sie sie so akzeptieren, wie sie sind, ihnen Rückenstärkung geben und für sie da sind. Drängen Sie bisexuelle Menschen niemals dazu, sich für „eine Seite“ zu entscheiden, denn genau das geht bei Bisexualität nicht. Natürlich kann sich ein Mensch bewusst dafür entscheiden, ob er seine homosexuellen oder seine heterosexuellen Seiten auslebt, aber er kann nicht seine emotionalen Bedürfnisse nach Bisexualität abstellen.
Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision
(Logotherapie und Existenzanalyse)
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