Bauträger zurückhaltend
Bald 50 Prozent weniger neue Wohnungen in Wien?
Die Preise für Mietwohnungen sind aufgrund der Teuerungskrise – sprich, Inflation und Zinserhöhung – wieder kräftig gestiegen. Auch sollen laut Schätzungen von EHL Immobilien in Wien in den nächsten zwei Jahren weniger neue Mietwohnungen dazukommen – Bauträger halten sich mit Projekten derzeit zurück. Das könnte weiter die Mietpreise in die Höhe treiben.
WIEN. Leistbare Mietwohnungen werden aufgrund der Krise immer mehr zur Mangelware. Neben der Indexerhöhung hat auch die Mietzinserhöhung ihr Übriges getan, dass die Preise nur eine Richtung kennen: nach oben.
Jetzt droht laut Schätzungen des Immobilien-Dienstleisters "EHL Immobilien" auch eine Verknappung an Wohneinheiten. "Es wird immer schwieriger, Wohnraum zu finanzieren - nicht nur in Eigentum, sondern auch zur Miete", verwies ihr Geschäftsführer Michael Ehlmaier auf eine zunehmende Angebotsverknappung gegenüber der "APA".
"Bauträger halten Füße still"
Die Fertigstellungen sollen bis 2025 voraussichtlich um gut 50 Prozent einbrechen. Das hat einen weiteren Anstieg der Mieten zur Folge, so EHL Immobilien, der Dienstleistungen wie Vermittlung, Bewertung, Verwaltung anbietet. Konkrete Zahlen hat man auch parat: so dürften die Wohnungsfertigstellungen in Wien, dem mit Abstand größten Markt in Österreich, von heuer noch knapp 15.900 auf höchstens 7.500 Einheiten im Jahr 2025 einknicken. Dazu kommt auch der Faktor, dass die Bevölkerung Wiens weiter wächst – die Bundeshauptstadt kratzt bereits an der Zwei-Millionen-Marke:
Aber auch nach 2025 könnte sich der Negativtrend fortsetzen. "Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Fertigstellungen 2026 noch weiter nach unten gehen - die Bauträger warten ab, halten die Füße still", ergänzte Ehlmaier. "Das Angebot geht stark zurück, bei gleichbleibend hoher Nachfrage."
"Wir erfahren aber praktisch wöchentlich von weiteren Projekten, die vorläufig gestoppt werden, und daher rechne ich damit, dass sogar diese bereits sehr niedrige Fertigstellungszahl unterschritten wird", umriss EHL-Wohnen-Geschäftsführerin Karina Schunker im Bericht die aktuelle Situation.
Hohe Nachfrage bei Mietwohnungen
Das sei vor allem auf die derzeit hohen Baupreise und die deutlich gestiegenen Finanzierungskosten infolge der Zinsanhebungen zurückzuführen. Der Baustart sei aktuell vielen aus wirtschaftlichen Gründen zu unsicher.
Im Eigentumsbereich dagegen stagnierten zuletzt die Preise. So gab es laut Schunker eine Nachfrageverschiebung von Eigentum auf Miete. Das sei auch der Grund, warum die Mietpreise weiter steigen, während der Kaufpreis von Eigentum stabil geblieben ist. Letzten Endes bestimmt die Nachfrage immer noch das Angebot.
Maßnahmen erforderlich
Um die Bautätigkeit wieder in Schwung zu bringen, bräuchte es wiederum steuerliche Maßnahmen zur Abfederung der zusätzlichen Kosten infolge der Vorgaben zum nachhaltigen Bauen, mehr digitale und somit raschere Genehmigungs- und Umwidmungsverfahren und generell eine Entrümpelung der "sehr überfrachteten Bauordnung". Das meint Franz Pöltl, Geschäftsführer der EHL Investment Consulting.
Es müsse außerdem ein Umfeld geschaffen werden, dass die Bauträger wieder motiviert sind zu bauen. "Der Wohnungsneubau geht zurück - es fließt weniger Kapital rein und wir haben weniger Fertigstellungen", so Pöltl.
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