Retter und Helfer
Auch an den Feiertagen stets zu Diensten
Ob Rotes Kreuz oder Feuerwehr: Viele opfern ihre private Weihnachtsfeier anderen zuliebe, und arbeiten.
BEZIRK BRAUNAU. Bereits das fünfte Mal in Folge schiebt Victoria Eichberger heuer an Weihnachten Dienst. Die 23-Jährige ist Rettungssanitäterin beim Roten Kreuz Mattighofen. Schon die Eltern der Studentin waren bei der Rettung. Dort hätten sie sich kennen- und lieben gelernt, erzählt Eichberger.
"Ich habe 2016 meinen ersten Schnupperdienst absolviert. Ein Jahr später habe ich die Ausbildung zur Rettungssanitäterin gemacht und mein Studium für Gesundheits- und Krankenpflege begonnen." Victoria Eichberger
Schon die Eltern waren beim Roten Kreuz
Das war 2017. Im gleichen Jahr stirbt Victorias Mutter und der alljährliche Weihnachtsdienst der jungen Frau beginnt. "Die Kollegen sind schon sowas wie Familie für mich", erzählt sie.
"Gerade wenn uns ein einschneidender Einsatz belastet, ist der Zusammenhalt im Team groß und für uns sehr wichtig." Victoria Eichberger
Dass Rettungssanitäter einiges wegstecken können müssen, ist offensichtlich. Doch auch sie können manche Erlebnisse nur schwer verdauen. In so einem Fall helfen die sogenannten "SvE Teams", Profis für Stressverarbeitung in schweren Einsatzfällen. Sie bieten dem Roten Kreuz, dem Samariterbund und dem Feuerwehr ihre Unterstützung.
An den Weihnachtsfeiertagen und Silvester/Neujahr stehen täglich 40 bis 45 Personen im Rettungsdienst bereit. Insgesamt hat das Rote Kreuz im Bezirk 1.200 Mitarbeitern, die heuer bereits rund 34.000 Einsätze abgewickelt haben.
Freiwillig einsatzbereit
Etwa fünfmal so viele Mitglieder verzeichnen die Feuerwehren im Bezirk Braunau. Rund 6.500 Mitglieder laut Bezirksfeuerwehrkommandant Josef Kaiser. Allein 2020 wurden rund 2.500 Einsätze verzeichnet. "Für das "Jahr der Katastrophen 2021" erwarten wir eine Mehrung um etwa 20 Prozent", so Kaiser. "Wenn man übers Jahr schaut, gibt es aber an den Weihnachtsfeiertagen und Silvester nicht die Masse an Einsätzen.
Natürlich erhöht sich die Gefahr von Zimmerbränden, weil die Adventskränze und Gestecke langsam trocken werden, aber es geht nicht um immense Dimensionen." Es gibt natürlich auch schwierige Einsätze, wie sich der Kommandant der Feuerwehr Aching, Thomas Erlinger, erinnert: "Wenn eine Familie kurz vor Weihnachten Hab und Gut durch einen Brand verliert: Das ist nicht einfach zu verdauen." Und auch Josef Kaiser erwähnt einen Vorfall:
"In Munderfing wurden wir 2019 wegen einem Zimmerbrand gerufen. Ein unbeaufsichtigter Adventskranz hatte Feuer gefangen. Das Haus war erst frisch bezogen worden und wurde durch den Brand stark verraucht." Bezirksfeuerwehrkommandant Josef Kaiser
Helfende HÄNDe im Dienst
Auch wenn kein Notfall ansteht, ist es gut und wichtig, dass Allgemeinmediziner auch feiertags erreichbar sind. Gerade während der aktuellen Corona-Lage ist der HausärztlicheNotdienst – kurz HÄND – eine wichtige Anlaufstelle für jeden, der nach Praxis-Feierabend, an Wochenenden oder Feiertags einen Arzt braucht. "Auch um die Weihnachtszeit sind die Dienste beim Hausärztlichen Notdienst normal besetzt", so Dr. Clemens Schwarz, Allgemeinarzt in Eggelsberg.
21 Ärzte stehen im Bezirk sowohl am Heiligen Abend, den Weihnachtsfeiertagen als auch zum Jahreswechsel zur Verfügung", so Dr. Schwarz, "Tägliche Schichten von zehn bis zwölf Stunden sind seit Corona normal geworden. Die Herausforderung als Arzt auch auf sich selbst zu schauen, ist schwieriger geworden."
Krankenhauspersonal in Braunau
Das Personal im Krankenhaus Braunau kann davon ein Lied singen. Am 24. und 25. Dezember sorgen rund 650 Mitarbeiter Tag und Nacht für die Patienten: Küchen-, Logistik-, Patiententransports-, Reinigungs- und Büropersonal sowie die Pflegekräfte und Ärzte vor Ort oder in Rufbereitschaft. "Weihnachten ist in einem 24/7-Betrieb fast ein Tag wie jeder andere", so der Krankenhaus-Sprecher, Dr. Christian Huber.
„Mitfühlende und bestmögliche Betreuung nahe am Menschen – das ist gerade zu Weihnachten mit Covid besonders wichtig. Die Patienten benötigen speziell zu Weihnachten besondere Aufmerksamkeit. Zeitnot versuchen wir bestmöglich mit viel Herz zu bewältigen",
Pflegedirektiorin Sandra Kaufmann.
Wen anrufen im Notfall?
- 133 Notruf Polizei
- 0800/133133 für Gehörlose
- 122 Feuerwehr
- 128 Gasgebrechen
- 144 Rettungsdienst
- 141 Ärztenotdienst
- 0140/64343 bei Vergiftung
Für Kinder
- 147 Rat auf Draht
- 0800/567567 Kindernotruf
- Chat: rataufdraht.at/-chat-beratung
Für Frauen
- 01/71719 Notruf
- 0800/222555 Gewalt-Helpline
- 01/5876750 Beratung
- 07752/71733 Frauenhaus Innviertel
Für Männer
- 0800/246247 Hilfe bei Gewalt und Krisen
Für Seele
- 142 Telefonseelsorge
- 0732/2177 Krisenhilfe OÖ
Kommentar
Auch an den Weihnachtsfeiertagen stehen täglich bis zu 45 Mitarbeiter des Roten Kreuzes im Bezirk Braunau bereit. Polizeibeamte besetzen die Wachen, der Hausärztliche Notdienst, Altenpfleger, Krankenpfleger, Ärzte arbeiten weiter unermüdlich für ihre Mitmenschen. Aber auch die vielen Schichtarbeiter in den Industriebetrieben: Oft schieben kinderlose Kollegen den Dienst, aber gerade dort, wo viele Frauen arbeiten, kann nicht immer Rücksicht auf die Familie genommen werden.
So mancher ist gar nicht traurig, dem Weihnachtstrubel zu entkommen. Nicht selten führen hohe Erwartungen an die traute Familienzusammenkunft zu derben Enttäuschungen. Wie viele Menschen im Bezirk an Weihnachten alleine sind, bleibt im Dunkeln. Aber auch wenn man dies als Mitmensch nicht ändern kann – ein wenig Aufmerksamkeit ist auch ein tolles Geschenk.
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