Oberärztin Carina Primus
"Corona-Intensiv im Braunauer Krankenhaus ist ausgelastet"

Carina Primus ist die verantwortliche Oberärztin der Corona-Intensivstation im Braunauer Krankenhaus.  | Foto: Höllbacher
  • Carina Primus ist die verantwortliche Oberärztin der Corona-Intensivstation im Braunauer Krankenhaus.
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"Corona 3" schlägt noch aggressiver zu. Mehr Junge sind betroffen. Die "Intensiv" in Braunau ist ausgelastet.

BRAUNAU. Braunau kommt aus den OÖ-Top-3 der Covid-19-Fälle nicht heraus. Seit einer Woche spitzt sich auch die Lage im Braunauer Krankenhaus zu: "Die Corona-Intensiv ist ausgelastet. Wir müssen Patienten in andere Zentren abverlegen", erklärt Carina Primus, die verantwortliche Oberärztin der Corona-Intensiv. Auf ihrer Station landen Patienten mit schwersten Verläufen der Krankheit. 


Übelkeit und Kopfweh

Primus unterteilt in Corona 1, 2 und (aktuell) 3: "Die Symptome, ausgenommen Fieber und Luftnot, waren jedes Mal leicht abgewandelt. Bei Corona 1 – also vor einem Jahr – war es überwiegend Luftnot. Im Herbst – Corona 2 – kam Durchfall hinzu. Jetzt klagen die Erkrankten über Kopfscherzen und Übelkeit." Viele Patienten würden die Luftnot allerdings gar nicht bemerken: "Die Sauerstoffsättigung im Blut ist oft schon dramatisch niedrig, wenn die Patienten zu uns kommen", erklärt die 38-jährige Internistin. Wer akut unter Sauerstoffmangel leidet, kommt auf die Intensivstation. Medikamente gegen die Krankheit gibt es derzeit noch nicht: "Es hat sich aber herausgestellt, dass Cortison und Bauchlage helfen. Wo das nicht reicht, muss beatmet werden", so Primus.

"Die Pflegekräfte der Corona-Intensivstation sind fast ununterbrochen im Isolierzimmer und betreuen den beatmeten Patienten."

Die Corona-Intensivstation verfügt über sechs Betten plus ein Notfalleingriffsraum. Der Arbeitsaufwand für die Ärzte und Pfleger dort ist enorm: "Es ist nicht nur die Arbeitskleidung – also Vollmontur und Mundschutz –, sondern vor allem die intensive Pflege der Erkrankten. Die Pflegekräfte müssen fast ununterbrochen im Isolierzimmer sein und den beatmeten Patienten versorgen. Auf einen Corona-Intensivpatienten kommt eine Pflegekraft." 

"Corona ist heimtückisch"

Auch psychisch belastet die Arbeit auf der Corona-Intensiv: "Covid ist heimtückisch. Die Erkrankten kommen mit schwersten Symptomen. Nach einiger Zeit bessert sich ihr Zustand. Doch meist kommt es zu einer zweiten klinischen Verschlechterung. Das ist psychisch extrem belastend. Viele – speziell Jüngere – haben Todesängste. Wir haben eine enge Beziehung zu unseren Patienten und versuchen sie aufzubauen, ihnen die Ängste zu nehmen." Auch nach der Genesung würden einige Patienten nicht nur mit physischen Spätfolgen kämpfen, sondern vor allem mit psychischen, so die Intensivmedizinerin. Durch die Mutationen hat sich die Lage zusätzlich zugespitzt, wie Primus weiß: "Die Krankheit ist aggressiver, unberechenbarer geworden." 


Keine Besuche für Intensivpatienten

Besuche auf der Corona-Intensiv sind nur in strengen Ausnahmesituationen möglich. Über Videotelefonie sind die Patienten mit ihren Liebsten verbunden. "Wir tun alles, um den Menschen das Gefühl zu geben, nicht alleine zu sein", erzählt die Oberärztin.

Wochenlange Intensivbetreuung

Wie lange die Akutfälle auf der Intensivstation bleiben, ist unterschiedlich, meist zwischen zwei und drei Wochen: "Wir hatten aber auch schon Patienten, die drei Monate eine Intensivbetreuung brauchten." Das Alter der Patienten ist meist hoch: "Es lag aber auch schon ein 21-Jähriger, um den es sehr kritisch stand, bei uns." Corona 3 trifft auch viele jüngere Patienten, betont Primus. 
Die Krankenhausmitarbeiter leisten im Corona-Jahr Enormes. Corona-Leugner machen die Internistin wütend: "Ja, man kann an Corona sterben. Viele sind weltweit daran gestorben. Ich versuche mich nicht durch Demonstrationen und Hetze gegen Corona-Maßnahmen aufwühlen zu lassen, denn das raubt Energie." 

Vorbereitet für dritte Welle

Das Krankenhaus hat sich für die dritte Welle schon vorbereitet. Dennoch hoffen alle, dass die Lage nicht noch mal so dramatisch wie im Herbst wird. "Wir tun hier, was wir können. Die Stationen arbeiten extrem gut zusammen. Aber wir sind auch erschöpft. Unsere Hoffnung liegt bei den Impfungen und dass die Ansteckungsrate wieder sinkt", so Primus.

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