Riedersbach im Wandel der Zeit
"Heute ist es beinahe eine Geistersiedlung!“

Viele ehemalige Geschäftslokale in Riedersbach stehen heute leer. Im Vordergrund: Robert Tkauz | Foto: Ebner
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  • Viele ehemalige Geschäftslokale in Riedersbach stehen heute leer. Im Vordergrund: Robert Tkauz
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Robert Tkauz aus St. Pantaleon drängt auf eine Attraktivierung der ehemaligen Bergarbeitersiedlung Riedersbach. Der Wohnungseigentümer hat dazu bereits Pläne.

ST. PANTALEON (ebba). Die ehemalige Bergarbeiter-Siedlung in Riedersbach hatte zur Hochblüte des Bergbaus vier Lebensmittelgeschäfte, eine Bank, zwei Gaststätten, einen Frisör, ein Schuhgeschäft, eine Drogerie, eine Bäckerei und einen Metzger. Eine Kirche, eine Schule und ein Kindergarten wurden ebenso auf die grüne Wiese gebaut. Da sich die Einwohnerzahl innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt hatte und weil viele junge Menschen wegen des Bergbaus aus aller Herren Länder hier herzogen, war St. Pantaleon in den geburtenstarken Jahren der 1960er bald kinderreichste Gemeinde in Österreich. 64 Kinder gingen in Riedersbach im Schichtbetrieb in die erste Klasse Volksschule. Vor der Schließung der Salzach-Kohlenbergbau-Gesellschaft m.b.H (SAKOG) in Trimmelkam war Riedersbach ein mit Leben erfüllter Ort. Bis 1993 plötzlich rund 700 Arbeitsplätze wegfielen und die Bergarbeiter aus der Gemeinde abwanderten.

Riedersbach heute: Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind noch spürbar. Zahlreiche Wohnungen stehen leer. Nicht einmal ein kleines Geschäft ist geblieben. Ein Gasthaus, eine Pizzeria, eine Trafik und einen Frisör gibt es immerhin noch. Die Bank hat den verbliebenen Riedersbachern nicht einmal einen Bankomaten gelassen. Die Schule ist nach St. Pantaleon verlegt und zusammengelegt worden. Zumindest die Lokalbahn gibt es noch und wurde sogar nach Ostermiething verlängert. Die ehemalige Bergarbeiter-Siedlung mit den vielen leerstehenden Geschäftslokalen und Wohnungen wirkt aber wie ausgestorben.

Verlassenes Riedersbach

„Seit Jahren versuche ich für den Ortsteil Riedersbach eine helfende Hand zu finden. Inzwischen wurden 96 Politiker von mir angeschrieben. Bis dato habe ich nur von einigen wenigen hilfreiche Auskünfte bekommen, darunter unser ehemaliger Bezirkshauptmann Georg Wojak, Landtagsabgeordneter Bürgermeister Erich Rippl aus Lengau und Bundesrätin Bürgermeisterin Andrea Holzner aus Tarsdorf“, schildert Robert Tkauz. Dem Pontigoner liegen seine Heimat und deren Geschichte am Herzen. Er ist Obmann der St. Pantaleoner Bergbaufreunde, Initiator der „Themenwege an der Salzach“ und hat im Keller seines Wohnhauses ein eigenes kleines Bergbaumuseum eingerichtet.

Ihm zufolge müsse sich in Riedersbach endlich etwas ändern. „Überwiegend alte, zum Teil nicht mehr mobile Menschen ohne Nahversorgung, leerstehende Wohnungen, Schimmelbefall in den Häusern“, fasst Tkauz die Situation zusammen. „Für die dort lebenden älteren Menschen ist die Situation deprimierend. Sie brauchen ein Taxi, um in den Nachbarort zu kommen, um Geld und Lebensmittel zu holen. Es ist eine Geistersiedlung. Den verbliebenen Bürgern wird ständig erklärt, wie man doch um einen Nahversorger bemüht ist. Aber wer soll sich das bitte antun? Wenn bis zu 70 Wohnungen leer stehen. Also Familien fehlen, die das Überleben eines Nahversorgers im Ort erst ermöglichen könnten“, erzählt Tkauz.

Die ehemaligen Bergarbeiter-Wohnungen gehören heute der WAG Wohnungsanlagen-Gesellschaft. Laut Tkauz sollen zwischen 60 und 70 Wohnungen leer stehen und das schon seit mehr als 25 Jahren. „Warum wurde hier nicht vermietet? Warum übernimmt man eine Siedlung und lässt sie dann leer stehen? Alleine der Mietentfall!“, schüttelt Tkauz den Kopf. Bewohnerin Waltraud Baar bestätigt: „Man lässt die Siedlung regelrecht versauern. Es gibt viele nasse, schimmelige Keller.“

Robert Tkauz hofft, dass sich der Siedlung bald angenommen wird. „Da gehört ein Konzept her! Riedersbach gehört komplett saniert, damit sich hier auch wieder ein Geschäft ansiedelt.“

Laut Bürgermeister Valentin David gab es vor Jahren einmal Überlegungen, ein Betreutes Wohnen in der Siedlung zu errichten. Da man aber keine Förderung bekam, wurde das Projekt verworfen. Dem Bürgermeister ist eine Belebung der Siedlung ebenfalls ein Anliegen, vor allem da kaum noch Bauland in der Gemeinde vorhanden ist.

Sanierung und Konzept in Arbeit

Auf Nachfrage der BezirksRundschau erklärt Andreas Jung, Marketing- und Kommunikationsleiter der WAG Wohnungsanlagen-Gesellschaft, dass es bereits Pläne für die Siedlung gibt: „Die WAG hat es sich zum Ziel gesetzt, die bestehenden Mietwohnungen in Riedersbach deutlich zu attraktivieren. Konkret sieht unsere Strategie vor, dass wir unsere freiwerdenden Mietwohnungen renovieren und die jeweiligen Grundrisse mittels Zusammenlegung optimieren. Aktuell werden rund zehn Wohnungen in dieser Form zusammengelegt, wobei für die meisten dieser Wohnungen bereits Mietinteressenten vorhanden sind oder diese Wohnungen jüngst bereits übergeben wurden. Im Bereich des Wohnungseigentums haben wir rund 17 Wohnungen im Leerstand übernommen. Aufgrund des regen Interesses an Eigentumswohnungen in der Siedlung Riedersbach rechnen wir damit, auch diese Wohnungen in naher Zukunft wieder mit Bewohnern belegen zu können.“

Auch mit der örtlichen Nahversorgung beschäftige man sich. „Wir entwickeln derzeit ein Konzept, in dem wir die Themen Nahversorgung, die notwendige Parkplatzversorgung, aber auch die Schaffung von neuem Wohnraum realisieren möchten.“ Hier könne man jedoch noch keine genaueren Details nennen.

ZUR SACHE:
Die Salzach-Kohlenbergbau-Gesellschaft m.b.H (SAKOG) war eine Bergbaugesellschaft in Trimmelkam, die den Abbau von Braunkohle betrieb. Die Gründung erfolgte 1947 mit Beteiligung des Bundes, der Länder Oberösterreich und Salzburg sowie Stern & Hafferl. Im Jahr 1993 wurde der Bergbau in Trimmelkam eingestellt.

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