Krieg in Europa
„Ich dachte bis zuletzt, es würde nicht so weit kommen“

Dieses Wohnhaus in Kiew wird in der Nacht vom 24. auf 25. Februar von einer Granate getroffen – es gibt Verletzte. | Foto: Facebook/kuzko hennadiy
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  • Dieses Wohnhaus in Kiew wird in der Nacht vom 24. auf 25. Februar von einer Granate getroffen – es gibt Verletzte.
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Hennadiy Kuzko aus Lengau hadert derzeit mit dem Schicksal seiner in der Ukraine lebenden Angehörigen.

UKRAINE, LENGAU (ebba). Es sind schreckliche Szenen, die sich in der Ukraine abspielen: Flugzeuge, die vom Himmel geschossen werden, von Granaten zerschossene Hochhäuser. Familien werden zerrissen, weil kampffähige Männer die Ukraine nicht mehr verlassen dürfen.

Hennadiy Kuzko lebt seit 2015 in Lengau, stammt aber ursprünglich aus der Ukraine. Mit seiner Familie hat er sich im Bezirk Braunau ein neues Leben aufgebaut, spricht sehr gut deutsch und ist – wie auch seine Frau und die drei Töchter – bestens integriert. Welche Emotionen die aktuellen Bilder aus der Heimat in ihm hervorrufen, hat die BezirksRundSchau den 42-Jährigen gefragt.

BezirksRundSchau: Wie erleben Sie die Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine?
Kuzko:
Für mich kam das Ganze unerwartet. Ich dachte eigentlich bis zuletzt, es würde nicht so weit kommen. Ich selbst stamme aus der Ost-Ukraine, aus Luhansk. Und was dort jetzt passiert, ist für mich unvorstellbar.

Haben Sie noch Angehörige oder Freunde in der Ukraine? Wie geht es denen aktuell?
Ich habe Angehörige im Osten und im Norden der Ukraine, auch in der Hauptstadt Kiew. Mein Cousin lebt etwa 60 Kilometer von Tschernobyl entfernt. An Tag 1 meinte er noch, es ist alles nicht so schlimm. Heute sagte er mir, er sitzt jetzt mit seiner Familie im Keller, weil er starke Explosionen wahrnimmt. Ich hab ihn später nochmal angerufen und nicht mehr erreicht. Mittlerweile weiß ich aber, dass es ihm gut geht und nur die Verbindung gestört war. Er und seine Familie trauen sich nicht zu flüchten, weil die russischen Soldaten überall auf den Straßen sind. Sie haben zu viel Angst.

Meine Tante hat die amerikanische Staatsbürgerschaft und wollte nach Amerika flüchten. Doch es gab keine Flugzeuge. Jetzt ist sie mit einer Freundin nach Rumänien geflüchtet und stand dort 21 Stunden an der Grenze im Stau.

In Luhansk lebt mein Bruder. Seine Frau ist mit dem Kind nach Russland zu Verwandten geflohen. Auch die Schwester meiner Frau ist mit Kind nach Russland und dort in einem Wohnheim untergekommen. Die Männer aber dürfen die Ukraine nicht verlassen, weil alle kampffähigen zwischen 18 und 60 Jahren ins Militär eingezogen werden. Und das sind Männer, die vom Kämpfen und vom Krieg keine Ahnung haben.

Wie geht es Ihnen mit all dem? Haben Sie große Sorge um Ihre Verwandten in der Heimat?
Natürlich. Gestern war ich ganz nervös und konnte nicht schlafen. Ich ging früher von der Arbeit heim, weil ich einfach nicht mehr konnte.

Eure Familie hat einst große Unterstützung von den Lengauer Gemeindebürgern bekommen, als es darum ging, Asyl in Österreich zu bekommen.
So ist es. Aus diesem Grund hab ich sofort den Entschluss gefasst, dass diesmal ich helfen möchte. Ich spreche russisch und ukrainisch, bin zwar kein professioneller Dolmetscher, aber ich kann übersetzen, wenn man mich braucht. Ich habe mich dafür bereits vormerken lassen und könnte ehrenamtlich helfen, wenn Flüchtlinge aus der Ukraine zu uns kommen. Ich hab nicht vergessen, wie man mir und meiner Familie damals geholfen hat.

HINWEIS: Das Interview mit Hennadiy Kuzko wurde am 25. Februar 2022, an Tag 2 des Krieges, geführt.

Mehr Berichte zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.

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Hennadiy Kuzko
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