Senioren in der Krise
Pflegermangel: 85 leere Betten im Bezirk Braunau

Pflegeheimbewohner und auch Pflegekräfte sehnen sich nach einem Ende der Pandemie und der einhergehenden Sorgen. | Foto: Kzenon/panthermedia
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  • Pflegeheimbewohner und auch Pflegekräfte sehnen sich nach einem Ende der Pandemie und der einhergehenden Sorgen.
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Notstand in den Krankenhäusern, Notstand in den Pflegeheimen. Den Einrichtungen gehen die Kräfte aus.

BEZIRK BRAUNAU. Gesundheitssystem vor dem Kollaps, Pflege am Limit: Die Schlagzeilen, die derzeit durch die Medien wandern, sind beunruhigend. Auch in der Altenpflege sieht die Situation nicht gut aus. Pflegepersonal wird dringend gesucht, und allein im Bezirk Braunau fehlen 56 Pflegekräfte in den Einrichtungen des Sozialhilfeverbandes – gerechnet auf Vollzeit.

Angst vor Schließungen

"Auf unserer Warteliste stehen etwa 85 Personen", so die Geschäftsführerin des Sozialhilfeverbandes Braunau, Karin Altmüller. Genug freie Betten gäbe es, aber nicht das Personal. Altmüller ist froh, dass die Häuser noch derzeit noch geöffnet bleiben können, denn das erleichtert die Arbeit in der stationären Pflege.

"Unsere Mitarbeiter stünden sonst als einzige Kontaktpersonen wieder unter enormen psychischen Mehrbelastungen. Auch die Bewohner müssten erneut Isolation und Einsamkeit ertragen." Karin Altmüller, Sozialhilfeverband

Was die Arbeit erleichtert: "Trotz Lockdown dürfen die Bewohner aktuell noch Besuche empfangen. Es gilt 2Gplus und pro Bewohner dürfen zwei Personen pro Tag ins Heim."

Sobald im Heim mehr als drei Personen positiv auf Corona getestet würden, ändere das die Situation. Und dies scheint momentan nur eine Frage der Zeit zu sein: Mit Stand 28. November 2021 wurden in 107 oberösterreichischen Alten- und Pflegeheimen 318 Mitarbeiter und 176 Bewohner positiv auf Covid-19 getestet. Von Entspannung fehlt also noch jede Spur.

"Wir sind am Limit"

Eva-Maria Schauer ist die Leiterin des Familien- und Seniorenzentrum des Hilfswerks Braunau. Sie sagt: "Wir sind am Limit. Uns fehlt Personal, und wir sind überlastet und müde." Dass viele Menschen auf Pflegeheimplätze warten, bestätigt auch Schauer und fügt hinzu:

"Wir beobachten gerade vermehrt, dass ältere Menschen mit der Gesamtsituation überfordert sind. Sie wünschen sich zurück, wie es früher war. Sie können nicht verstehen, weshalb sich die Menschen in einer so schweren Zeit wegen der Impf-Thematik so auseinander treiben lassen. Vielen Senioren macht die aktuelle Situation große Angst." Eva Schauer, Hilfswerk Braunau

Karin Altmüller ist froh um die Pflegekräfte, die sie hat: "Auch wenn uns Personal fehlt, und wir oft an unsere Grenzen gelangen: Unsere Mitarbeiter geben ihr Bestes bei der Betreuung und Pflege der Bewohner."

Schon vor Covid am Limit

Die "Offensive Gesundheit", ein Verbund aus Arbeiter- und Ärztekammer sowie den Gesundheitsgewerkschaften, warnt:

"Die Kollegen arbeiteten schon vor der Pandemie am Limit. Sie gehen nun seit zwei Jahren täglich über die Grenzen des Leistbaren. Wir benötigen in allen Bereichen mehr Personal, klare Regelungen der Arbeitszeiten und eine der Leistung angepasste Entlohnung. Andernfalls fahren wir unser Gesundheitssystem an die Wand."
Offensive Gesundheit

Bei einer Umfrage der Offensive sagten 42,4 % Befragten, dass sie einmal monatlich oder öfter über den Berufsausstieg nachdächten.

Bezirksseniorenzentren

Pflegemodelle

  • Langzeitpflege (stationär, ab Pflegestufe 4)
  • Kurzzeitpflege (stationäre, vorübergehend nach Krankheit)
  • Tagespflege (Bindeglied zwischen mobil und stationär, ganz- oder halbtags)
  • Mobile Pflege (Hilfe für zuhause)

Kommentar

Der erneute Lockdown und die hitzige Debatte um die Impfung lässt niemanden mehr kalt. Gerade im Bezirk Braunau, wo die Impfquote schlecht und der Nachholbedarf groß war, nahmen die Sorgen zu. Was, wenn der Personalmangel in Krankenhäusern und Pflegeheimen sich noch verschärft? Noch weniger Intensivbetten, noch mehr Senioren die zuhause auf ein Pflegebett warten?

Wenn Empörung und Appelle an die Regierung im Sand verlaufen, 500 Euro Corona-Boni nachgelaufen werden muss, was dann? Kann man mit Geld die Wunden kitten, die den Pflegern wiederfahren? Ängste und Depressionen und Covid als Berufskrankheit? Als er kürzlich das Krankenhaus in Braunau besuchte, sagte Bischof Manfred Scheuer "In dieser Krisensituation steht die Nächstenliebe aller Menschen auf dem Prüfstand." Und das tut sie wohl.

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