Die Körndleier aus Tragöß
Eva Gutjahr aus Tragöß-Unterort hat ein einzigartiges Hobby: sie fertigt Körndleier für Ostern.
"Sonst käme ich vielleicht ja auf blöde Gedanken!" Das sagt eine 85-Jährige. Eva Gutjahr aus Tragöß-Unterort fertigt sogenannte Körndleier; Ostereier beklebt mit Körnern und Samen – daraus entstehen unterschiedlichste Motive. In ihrem Hobby geht Eva Gutjahr voll auf: "Nach einem Schlaganfall vor einem Jahr kann ich nur mehr mit dem Rollator gehen, mein Bewegungsradius hat sich stark eingeschränkt. Das Verzieren der Eier gibt mir Beschäftigung, vertreibt die Zeit und lenkt mich ab. Ich weiß nicht, was ich ohne dieses Hobby täte."
Eva Gutjahr hat immer schon gerne gebastelt, für Weihnachten, für Ostern. "Zu den Körndleiern bin ich eigentlich schrittweise gekommen. Ich habe einige Techniken wie das Ritzen für das Verzieren von Ostereiern ausprobiert. Durch ständiges Herumprobieren bin ich auf Körner und Samen gekommen. Diese Technik habe ich seit Jahren verfeinert."
Für ein Ei braucht Eva Gutjahr im Durchschnitt zwischen vier und fünf Stunden. Die Muster entstehen beim Arbeiten, es gibt keine vorgezeichneten Muster und keine Schablonen. "Jedes Körndlei ist ein einzigartiges Unikat."
Das Basismaterial, die Eier, werden händisch ausgeblasen. "Die ganze Nachbarschaft beliefert mich mit ausgeblasenen Eiern." Die Körner und Samen kommen aus dem eigenen Garten oder aus dem Wald. "Meine Kinder werden zum Körndlsammeln fest eingeteilt", sagt Eva Gutjahr schmunzelnd.
Die Körnersammlung ist vielfältig: Das Amarant-Doserl steht neben dem Glas mit dem braunen Reis, die Buchsbaum-Kerne gleich neben dem Schwarzkümmel. Es gibt fast nichts, was sich nicht auf ein Osterei kleben lässt: Lauchsamen, Thujensamen, Akelei, Leinsamen, die Kapseln vom weißen Fingerhut, die Kapperln der Mohnkapsel.
Geklebt wird mit einem ganz normalen Holzleim, die Körner werden mit einem Zahnstocher aufgepickt und am Ei, genau dort platziert, wo es hin soll. "Es muss auf Anhieb passen. Jetzt noch Änderungen zu machen, würde nichts mehr bringen", erklärt Eva Gutjahr die Bastelarbeit. "Oft ist es schon sehr nahe an der Dodlarbeit!"
Die Eier werden übrigens nicht verkauft, sie werden verschenkt.
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