"Mein persönlicher Ostermoment"

Pater Superior Michael Staberl: Mit vier Mitbrüdern in einer Haus- und Tischgemeinschaft in Mariazell. | Foto: Pashkovskaya
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  • Pater Superior Michael Staberl: Mit vier Mitbrüdern in einer Haus- und Tischgemeinschaft in Mariazell.
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Ostern ist das größte Kirchenfest des Jahres. Die WOCHE hat sich in einigen Pfarren umgehört, wie dieses an und für sich große Fest der Gemeinsamkeit und der Hoffnunggebung in seiner Reduktion stattfinden kann.

In Mariazell wird die Basilika auch über Ostern geöffnet bleiben. „Es gibt natürlich keine öffentlichen Gottesdienste. Die Basilika steht aber allen Gläubigen täglich von 8.30 Uhr bis 18.30 Uhr zum stillen Gebet offen“, erklärt Pater Superior Michael Staberl. Seelsorgliches Angebot kann man sich telefonisch vereinbaren.
„Wir werden in Mariazell keine Liveübertragungen von Gottesdiensten machen. Das Angebot im Internet ist dermaßen groß, da braucht es uns nicht“, so Pater Michael.
„Symbolisch werden wir aber im Kreis von fünf Personen die Osterliturgie sehr wohl durchziehen.
Der steirische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl wird am Ostermontag Mariazell besuchen (allein und ohne offiziellen Empfang), um der Gnadenmutter symbolisch die Sorgen, Gebete und Wünsche aller Gläubigen zu überbringen.

Pater Superior Michael Staberl: Mit vier Mitbrüdern in einer Haus- und Tischgemeinschaft in Mariazell. | Foto: Pashkovskaya
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Der persönliche Ostermoment: Wir sind ja fünf Priester in einem gemeinsamen Haushalt. Am Karsamstag werden wir uns natürlich zum Weihfleischessen mit einem guten Glaserl Wein einfinden.

Hauskirche lebt wieder auf

Der Pfarrer von Krieglach und Langenwang, David Schwingenschuh, leidet mit seinen Kirchengehern: „Leid tun mir auch jene Menschen, die jetzt nicht in die Kirche können. Jetzt bin ich dazu da, den Menschen zu helfen, dass sie ihr Osterfest auch im Sinne der Liturgie daheim feiern können. Ein wenig lässt sich diese Situation mit jenen Ländern vergleichen, in denen der katholische Glauben in der Öffentlichkeit nicht geduldet wird und die dortigen Christen sich in die Obhut der Hauskirche begeben müssen. Jetzt müssen eben wir diese Form der Hauskirche aufleben lassen.“

Was ich als Pfarrer tun kann? Ich bin ständig über Telefon, E-Mail und Whats-App erreichbar. Wir haben zur Information eine Whats-App-Gruppe mit mehr als 100 Teilnehmern. Die kirchliche Liturgie wird von mir auch über Ostern weitergeführt. Ich feiere jeden Tag in der Früh stellvertretend die heilige Messe, jetzt halt in der leeren Kirche. Ich denke mir da: Bei einer Krankheit ist man ja auch für den Gottesdienst sozusagen entschuldigt. Jetzt sind eben alle Gläubigen entschuldigt - wegen einer Krankheit.

Pfarrer David Schwingenschuh, zuständig für Krieglach und Langenwang. | Foto: Schwingenschuh
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Mein persönlicher Ostermoment? Der wird sein, wenn die dunkle Kirche durch das Licht der Osterkerze erhellt wird. Das persönliche Auferstehungserlebnis wird für mich dann sein, wenn wir nach dem Überwinden der Krise wieder gemeinsam die Liturgie feiern können. Das ist für uns der „Moment der Auferstehung“.

Telefonseelsorge bekommt neue Bedeutung

Auch in der evangelischen Kirche spielt Ostern mit der Auferstehung von Jesus eine zentrale Rolle.
Dazu Senior-Pfarrer Wolfgang Schneider aus Bruck: Für uns ist die Situation eine ganz besondere Herausforderung. Auch in der Evangelischen Kirche sind sämtliche Veranstaltungen und Gottesdienst ausgesetzt, auch in der Karwoche und zu Ostern. Auf www.evang.at; www.evang.st und unserer Gemeindehomepage www.evang-bruckmur.at laden wir ein, Gottesdienste mitzufeiern, Texte und Gedanken nachzulesen. Über persönliche E-Mails aber noch viel mehr via Telefon halte ich den Kontakt zu unseren Gemeindemitgliedern aufrecht. So bekommt „Telefonseelsorge“ eine ganz besondere und herausragende Bedeutung. Dadurch ergeben sich sogar intensivere und tiefergehende Gespräche als im normalen Alltag.

Der evangelische Pfarrer Wolfgang Schneider in Bruck an der Mur. | Foto: Pashkovskaya
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Ich habe den Eindruck, die Menschen werden in der momentanen Situation sensibler für die wirklich wesentlichen Themen. Ostern – das Fest der Hoffnung – gibt mir, und vielleicht auch vielen anderen Mitmenschen jetzt ganz besonders die Zuversicht, dass Glaube trägt und Mut macht, unsere Verantwortung füreinander wahrzunehmen. Mag unser Gottvertrauen in der Krise so stark sein, wie es der Beter des 23. Psalms beschreibt: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln, er weidet mich auf einer grünen Aue, und führet mich zum frischen Wasser...
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“

„Ich liebe die Fleischweihe“

Zurück zu den Katholischen: Der Kapfenberger Stadtpfarrer Giovanni Prietl: Für die kirchliche Gemeinschaft ist sicher die Auferstehungsfeier das größte Fest im Laufe eines Jahres. Es ist berührend schön, am Ostersonntag zeitlich in der Früh die Auferstehungsfeier zu begehen. Das Licht der Osterkerze wird von der aufgehenden Morgensonne abgelöst. Wunderschön. Dazu die Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament. Im Anschluss das Auferstehungsevangelium! Natürlich muss das Wetter mitspielen!
Für den Großteil der Christen sind die Palmsegnung und die Speisensegnung die österlichen Highlights. Ich liebe die „Fleischweihe“. Unglaublich viele Menschen wollen den Segen. Mit einfachen Worten kann das Wesentliche mitgegeben werden.

Und heuer ist alles anders: Das, was wir gut können, nämlich Menschen zu versammeln, ist nicht gefragt. Zuerst ist festzustellen: Ostern findet statt. Egal, ob wir es feiern oder nicht. Ostern ist das Geheimnis des Lebens. Das Leben ist stärker als der Tod.

Bis September ist Giovanni Prietl noch Pfarrer in Kapfenberg, er wechselt nach Gleisdorf. | Foto: Stelzer
  • Bis September ist Giovanni Prietl noch Pfarrer in Kapfenberg, er wechselt nach Gleisdorf.
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Welche Möglichkeiten bleiben uns:
Wir ermutigen die Menschen „Hauskirche“ zu leben. Niemand wird gehindert, den Segen Gottes am Palmsonntag bzw. am Karsamstag für sich und seine Familie zu erbitten. Jeder Christ darf segnen. Vielleicht kann mit einfachen Zeichen (Kerze, Blumenstrauß, Kreuz, Mahlgemeinschaft) das Fest begangen werden. Niemand wird gehindert, ein Vaterunser zu beten.

Ich werde am Palmsonntag und am Karsamstag über HiWay-TV Gottesdienste feiern, die übertragen werden. An den anderen Tag feiere ich mit meinen engsten Mitarbeitern Liturgie. Wir sind zu fünft. Im Sinne der Stellvertretung feiern wir das Mysterium des Glaubens.

Mein persönlicher Ostermoment:
Vermutlich wird es heuer so sein, dass ich zwei Akzente setze: Zuerst werde ich die Stille einer Kirche auskosten. Dabei betrachte ich die flackernde Osterkerze und werde das Allerheiligste anbeten. Jesus schaut mich im Brot des Lebens an, und ich schaue ihn an.
Wenn es dann etwas wärmer sein wird, werde ich mit einem Fleischbrot und einem Bier zu meinen Bienen fahren. Genüsslich werde ich das Treiben dieser quirligen Tierchen meditieren.

Fleischweihe im Regionalfernsehen

Auf Hiway-TV wird auch der Kindberger Stadtpfarrer Andreas Monschein am Karsamstag um 10 Uhr live die Fleischweihe zelebrieren (ebenso wie Giovanni Prietl in Kapfenberg und Johannes Freitag in Trofaiach). Am Gründonnerstag wird ein Gottesdienst mit Pfarrer Monschein aus der Stadtpfarrkirche Hartberg auf www.hartberg.graz-seckau.at übertragen.
Vor dem Palmsonntag wurden in und um Kindberg geweihte Palmkätzchen zur freien Entnahme platziert, diese konnte man in die Palmbuschen daheim einflechten. Auch beim Weihfleisch geht Pfarrer Andreas Monschein ähnliche Wege. „Mit einem Osterbrief schicken wir auch ein geweihtes Päckchen Salz an jeden Haushalt. Dieses geweihte Salz kann man dann über die Osterjause streuen und kommt so zur Weihe der Speisen. Den Segensspruch oder ein ,Vater unser‘ kann jeder Katholik aus seiner eigenen Verantwortung aus Taufe und Firmung selbst wahrnehmen.

Der Kindberger Stadtpfarrer Andreas Monschein. | Foto: Pashkovskaya
  • Der Kindberger Stadtpfarrer Andreas Monschein.
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Der persönliche Ostermoment des Andreas Monschein: „Für mich sicherlich die Segnung der Osterkerze, die ich heuer nur stellvertretend für alle allein vornehmen kann.“

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