Kuratorium für Verkehrssicherheit
Bremsen bei Rodeln im Praxistest
Hebel ziehen und bremsen. Das ist die Aufgabe der Testpiloten des Kuratorium für Verkehrssicherheit. Kann eine simple Handbremse auch das Leben von Rodlern retten? Testlauf in Mariazell und am Stuhleck.
Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) bringt man an sich mit Themen rund um Motor und Mobilität in Zusammenhang. Aber! Das Kuratorium sorgt sich auch um die Sicherheit der Schlittenfahrer: Mit sehr erfolgversprechenden Ergebnissen testet das KFV aktuell in Österreich den Einsatz von Rodelbremsen. Das Fazit der Experten: Rodelbremsen verkürzen den Bremsweg deutlich und sind ein durchaus praktisches Sicherheitstool, welches in Zukunft - neben dem Helm - auf keiner Rodel fehlen sollte. Interessierte können die Rodelhandbremsen derzeit in den Rodelgebieten am Stuhleck und auf der Mariazeller Bürgeralpe testen.
Der vermeintlich kinderleichte Sport birgt auch einige Gefahren und führt jährlich zu zahlreichen – teils folgenschweren – Unfällen: So verletzen sich beim Rodeln und Schlittenfahren jährlich etwa 2.200 Personen so schwer, dass sie im Spital behandelt werden müssen. Laut Österreichischem Kuratorium für Alpine Sicherheit enden zwei Unfälle pro Jahr sogar tödlich.
Wie beim Skifahren werden auch beim Rodeln sehr hohe Geschwindigkeiten erreicht. GPS-Messungen, die im Rahmen der KFV-Studie durchgeführt wurden, ergaben Durchschnittsgeschwindigkeiten von etwa 30 km/h sowie Spitzengeschwindigkeiten von über 60 km/h.
Ist die Rodelbahn hart und eisig, kann man mit normalen Winterschuhen – trotz richtiger Bremstechnik und gutem Profil – nur sehr schwer abbremsen. Schnelle, unkontrollierte Abfahrten und lange Bremswege sind die Folge. Aus diesem Grund wurden Rodelhandbremsen entwickelt, welche dieser Gefahr entgegenwirken sollen.
Der KFV-Bremstest
Rodelhandbremsen verkürzen den Bremsweg um mehr als die Hälfte
Bei Bremstests wurden nun vom KFV Wirksamkeit und Handling ausgewählter Bremssysteme geprüft. „Die Wirksamkeit von Rodelhandbremsen kann bestätigt werden. Bei einem Fahrtempo von 25 km/h erzielte die Handbremse, die im Rahmen des Versuchs am besten abgeschnitten hat, bei gleichzeitigen Fußbremsen mit sieben Metern den kürzesten Bremsweg.
Bremst man im Vergleich dazu lediglich mit den Füßen, wird eine mehr als doppelt so lange Strecke für den Bremsvorgang benötigt“, erklärt Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Forschungsbereich Sport- und Freizeitsicherheit im KFV.
KFV-Sicherheitstipps zum Rodeln
• Für mehr Sicherheit Rodelhandbremsen verwenden! • Basisausrüstung: Winterkleidung, hohe Schuhe mit gutem Profil, Helm, Brille, Handschuhe. • Bei Nacht: Mit Stirnlampe und Reflektoren besser sehen und gesehen werden. • Flexible, lenkbare Rodeln sind die beste Wahl. Diese lassen sich auch bei hartem Schnee gut steuern. • Rodelkurse zahlen sich aus: Gute Fahr- und Bremstechniken garantierten mehr Spaß und Sicherheit. • Achtung beim Rodeln mit Kindern! Kleine Kinder (unter 8 Jahre) nicht unbeaufsichtigt rodeln lassen. Für Kinder ist der Platz hinter dem Erwachsenen die sicherste Position. • Mit vorbildhaftem Verhalten sicher ans Ziel! • Geschwindigkeit an Können und Schneebedingungen anpassen.
Bremsweg verkürzt sich entscheidend
Im Falle einer Kollision würde der zusätzliche Bremsweg eine Anprallgeschwindigkeit von 18 km/h bedeuten. Da laut einer Simulationsstudie des KFV und der Technischen Universität Graz (2020) ohne Helm bereits ab zehn km/h lebensbedrohliche Kopfverletzungen möglich sind, ist die Verkürzung des Bremswegs durch Rodelhandbremsen besonders wichtig.
Die Bedienung der Rodelbremsen ist einfach und intuitiv: Durch Ziehen des Bremshebels werden die Bremskrallen in den Schnee gedrückt und das Fahrtempo reduziert. Während des Bremsvorgangs wird weiterhin auch mit den Füßen gebremst, um den Bremsweg zusätzlich zu reduzieren.
Aktion Rodelhandbremse
Für die laufende Wintersaison stellt das KFV ausgewählten Rodelbahnbetreibern insgesamt 40 Rodeln inklusive Handbremse zur Verfügung – diese können wie oben erwähnt in Mariazell und am Stuhleck ausprobiert werden.
Mehr über das Wirken des Kuratoriums für Verkehrssicherheit gibts hier
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