Gußwerk bei Mariazell: Visitendienst statt Arztordination

Podiumsdiskussion in Gußwerk mit Bernd Leinich, Patrick Killmaier, Johann Kleinhofer und Helmut Ganser. | Foto: Hackl
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  • Podiumsdiskussion in Gußwerk mit Bernd Leinich, Patrick Killmaier, Johann Kleinhofer und Helmut Ganser.
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Gußwerk verliert die Arztordination, sollte aber an der Qualität der medizinischen Versorgung gewinnen.

"Hoffentlich steinigen sie uns nicht", der ehemalige Gußwerker Bürgermeister und jetzige Mariazeller Vizebürgermeister Michael Wallmann hatte sichtlich ein mulmiges Gefühl, als er die Besucher im Gußwerker Volksheim per Handschlag begrüßte, die zur Gemeindeversammlung strömten. Die Kommunalpolitik schickte den SPÖ-Bürgermeisterkandidaten Johann Kleinhofer statt Bürgermeister Manfred Seebacher ins Feuer der Podiumsdiskussion – dieser Schachzug sorgte naturgemäß auch für Kritik.
Mit 1. Mai verlieren die Gußwerker endgültig ihre ärztliche Ordination. Nach dem Ruhestand des Arztes Reinhard Zach konnte die Kassenstelle trotz zweier Ausschreibungen nicht nachbesetzt werden. Als Übergangslösung wurde vom Ärzteteam des Mariazellerlandes zwei Mal pro Woche ein Sprechtag in der ehemaligen Arztpraxis abgehalten. Mit 1. Mai werden diese Sprechstunden eingestellt, mit ein Grund war auch die geringe Frequenz, wie der Leiter des Gesundheitszentrums, Patrick Killmaier, offenbarte.

Shuttlebus als Angebot

Als Ersatz wurde das "Med-Mobil"-Konzept fürs gesamte Mariazellerland vorgestellt. Den Gußwerkern wurde auch ein Shuttlebus in Aussicht gestellt, der zweimal pro Woche das Gesundheitszentrum anfahren könnte.
Bernd Leinich, Geschäftsführer des steirischen Gesundheitsfonds, versuchte bei der folgenden Podiumsdiskussion den Druck von der Kommunalpolitik zu nehmen: "Die Bösen sind wir in Graz, sie sitzen ganz sicher nicht im Mariazeller Rathaus. Tatsache ist: Wir haben die Kassenstelle zwei Mal ausgeschrieben, zwei Mal hat sich keiner gemeldet, Faktum ist weiters: Es wird für Gußwerk kein zweites Gesundheitszentrum geben, das können wir uns nicht leisten. Mit dem einen Gesundheitszentrum in Mariazell haben sich alle Beteiligten weit aus dem Fenster gelehnt. Jetzt hat Mariazell eine Gesundheitsversorgung, die es auch zu Zeiten eines Krankenhauses nicht gegeben hat."

Versorgung gesichert

Patrick Killmaier untermauerte dies auch mit Zahlen und Fakten: "2018 hat es im Gesundheitszentrum 28.000 Kontakte gegeben, 2017 waren es 13.000 Kontakte. Mit dem Gesundheitszentrum, mit dem Notarztstützpunkt, mit zwei praktischen Ärzten und zwei Wahlärzten haben wir eine gute medizinische Versorgung angesichts unserer peripheren Lage.

Es wird "drübergefahren"

Ganz ließen sich die Gußwerker nicht beruhigen. Vom Drüberfahren war ebenso die Rede wie vom seltsamen Demokratieverständnis der Gemeindevertreter. "Die Bürger werden erst dann informiert, wenn die Entscheidung gefallen ist, das lassen wir uns nicht gefallen", sagte etwa der Gußwerker Alfred Krejcza.
Johann Kleinhofer konterte: "Wir sind bemüht, für alle Mariazeller Ortsteile eine zufriedenstellende Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Die Lösung mit dem Visitendienst ist ein wertvoller Ersatz für die Sprechstunden zwei Mal in der Woche."

Gesundheitszentrum Mariazell

Das Gesundheitszentrum Mariazell wird flügge, die Kages zieht sich als Betreiberorganisation zurück. Die beiden Ärzte, Patrick Killmaier und Magdalena Grießler gründen eine Gruppenpraxis und agieren als selbstständige Ärzte mit einem Vertrag für alle Kassen. Standort, die medizinische Ausstattung und das Angebot des Gesundheitszentrums bleibt erhalten und soll sogar noch ausgeweitet werden – so wird zum Beispiel der Visitendienst "Medmobil" fürs gesamte Mariazellerland angeboten.
Das Gesundheitszentrum hat Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr sowie eingeschränkt auch am Wochenende und an Feiertagen geöffnet.
Außerhalb der Öffnungszeiten ist eine medizinische Versorgung über das Gesundheitstelefon 1450 gewährleistet. Zudem ist der Notarztstützpunkt des Roten Kreuzes rund um die Uhr einsatzbereit.

Podiumsdiskussion in Gußwerk mit Bernd Leinich, Patrick Killmaier, Johann Kleinhofer und Helmut Ganser. | Foto: Hackl
Ein gut besuchtes Volksheim in Gußwerk. | Foto: Hackl
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