Honorarstreit blockiert Brustkrebsvorsorge?

ORF, 30.09.2013: Ein Streit zwischen Ärzten und Sozialversicherung blockiert den Start der bundesweit ausgeweiteten Brustkrebsvorsorge.

Anfang Oktober hätte das angekündigte bundesweite Brustkrebs-Früherkennungsprogramm starten sollen. Sieben von neun Landesärztekammern sowie die Österreichische Ärztekammer hätten die Verträge fristgerecht unterzeichnet, erklärte am Montag die Wiener Gebietskrankenkasse. Lediglich die Ärztekammer für Wien und die Steiermark würden das verweigern.
Die geplante Reform soll einen vereinfachten Zugang zur Mammografie-Untersuchung - mit „Einladung“ statt des Umwegs über eine eigene Überweisung - gewährleisten und darüber hinaus eine „weit bessere Untersuchungsqualität“, so Hans Jörg Schelling vom Hauptverband der Sozialversicherungen. Das würden neben den Steirern jedoch auch die Wiener Ärzte durch „völlig überzogene Forderungen“ verhindern, so die Wiener Gebietskrankenkasse.

Kasse sieht „Erpressungsversuch“

Druck auf die Ärzte macht die Sozialversicherung auch mit dem Argument, dass ein „Start nur in einigen Bundesländern keinen Sinn mache“. Die Wiener Kasse fordert außerdem alle betroffenen Frauen auf, sich beim neuen Patientenombudsmann Franz Bittner per Telefon oder Mail über den „Erpressungsversuch“ der Ärzte zu beschweren, die in Wahrheit einen „völlig inakzeptablen Gesamtvertrag“ durchsetzen wollten.

Schon die Wortwahl bei der Überschrift ist Nonsens. Sie suggeriert, als habe es bisher keine Brustkrebsvorsorge gegeben. Die Argumentation der WGKK (Wiener Gebietskrankenkasse) ist unseriös und will nur massiven (medialen) Druck auf die Ärzte ausüben. Das Argument, dass bei Weigerung der Ärzteschaft das immer auf Kosten der Patienten geht und die Patienten die Leidtragenden sind, scheint - unreflektiert - schwer widerlegbar zu sein.

Allerdings trifft es so überhaupt nicht zu. Selbst bei einem vertragslosen Zustand zwischen Ärzten und den Krankenkassen wäre die Gesundheitsversorgung nie in Gefahr. Der einzige Unterschied wäre, dass die Patienten zuerst einmal das Honorar zahlen müssten und es danach von ihrer Krankenkasse ganz oder großteils zurück bekämen. Das wäre zwar für jeden etwas mehr Aufwand aber keine Tragik. Bei Alternativheilern muss man schließlich auch zahlen und bekommt dann gar nichts zurück.

Dass Ärzte viel investieren müssen in ihre technische Ausstattung und dass Ärzte schon lange keine Spitzenverdiener mehr sind (das sind heute die Techniker, Rechtsanwälte....), daran denken die Menschen nicht oder wissen es einfach nicht. Für die Krankenkassentarife würde ein Rechtsanwalt oder ein Immobilienmakler nicht einmal einen Finger rühren.

Es muss auch allen Menschen klar sein, dass das Gesundheitssystem viel Geld kostet und nicht mit Diskontpreisen adequat finanziert werden kann. Diskontpreise bedeutet dann eben auch Diskont- oder "Fünf-Minuten-Medizin".

Für alle Beteiligten wäre es im Grunde vorteilhaft, würde das ganze Vertragswesen zwischen Ärzten und Kassen in Bausch und Bogen aufgekündigt werden: Die Ärzte würden keinen Knebelungsverträgen mehr unterliegen, die Patienten würden wieder 1A-medizinische Betreuung erwarten können, allerdings zu fairen Preisen, und die Kassen können frei ihre Tarife gestalten und ihren Versicherten das Geld zurück erstatten, das sie haben ohne in die roten Zahlen zu schlittern. Kein Krampf und Würgen mehr bei jeder Vertragsverhandlung. Geht ja in vielen Ländern der Erde auch........

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