Wissenschaft zu Wirtschaft
Einige Überraschungen hat die Neukonstitution der Regierungsmannschaft schon gebracht: Vor allem die ÖVP-Seite erwies sich als recht kreativ. Dass Sebastian Kurz gleich Aussenminister wird, nun, wieso nicht! Auch der alte Kaiser Franz Josef war erst 18, als er Kaiser wurde.
Mehr überraschend und mit größerem Impakt auf unsere weitere Entwicklung ist aber die Verschmelzung von Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium. Karlheinz Töchterle war eine kompetente und integre Persönlichkeit, die unaufgeregt die großen Probleme nach seinen Möglichkeiten anging und gute Arbeit leistete. Schade, dass seine Kompetenz in der Regierung nun fehlen wird.
Kein Zweifel, auch Reinhold Mitterlehner machte als Wirtschaftsminister bisher seine Sache erstklassig (wenn man von seiner Inkompetenz als Familienminister mal absieht). Aber hat er die Kompetenz, das Klima und den Boden vorzubereiten, damit unsere Unis und Forschungsinstitute global wieder Spitzenplätze erreichen können?
Eine florierende Wirtschaft ist Voraussetzung für Spitzenleistungen in der Wissenschaft und vice versa. Die Forschung liefert die Grundlagen, die Firmen weiterentwickeln und zur Marktreife bringen können. Absolut wünschenswerte wäre es, wenn direkt aus der Wirtschaft viele Aufträge und Gelder an die Forschungsinstitute fließen würden. In Amerika läuft es auch so und es ist nicht zufällig, dass dort massiv wissenschaftliche Power und viel Geld beisammen sind. Stronach, als Amerikaner denkend und handelnd, hat diese Idee ja in die Technischen Universität Graz schon in kleinem Rahmen aber immerhin eingebracht. Aber ansonsten können unsere Unis von den Budgets der amerikanischen Think Tanks nur träumen.
Die Proteste der Betroffenen drücken Ängste und auch Zorn darüber aus, dass in ihren Augen die Unis degradiert werden. Solche Befürchtungen sind ernst zu nehmen. Andererseits müssen die Unis Leistungsorientiertheit entwickeln, um global wieder mehr wahrgenommen zu werden. Der neue "Superminister" Mitterlehner soll seine Chance haben. Ich traue es ihm sogar zu, frischen Wind in die Hochschuldebatte und mehr Geld für die Forschung in den ehrwürdigen Mauern hinein zu bringen.
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