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SteirerStimmen - Folge 146: Flag-Football-Weltmeister Philipp Pölzl wurde Buchautor

Flag-Football-Weltmeister Philipp Pölzl zu Gast im Podcast SteirerStimmen. | Foto: Pölzl
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Im August 2012 gewann die österreichische Flag-Football-Nationalmannschaft völlig überraschend den Weltmeistertitel. Für den Spielgestalter Philipp Pölzl war es der Höhepunkt seiner Karriere. Trotz des Erfolgs setzte er sich in großen Spielen weiter stark unter Druck, obwohl er irgendwann nur noch für diese spielte.

2016 setzte Philipp Pölzl den Schlussstrich und beendete seine Karriere als Flag-Footballspieler. „Ich war wahnsinnig traurig, dass eine so lange, erfolgreiche und trotzdem auch sehr schöne Zeit vorbei war. Ich war aber froh, dass ich nicht mehr mit diesen ganzen mentalen Aspekten zu kämpfen hätte“, erzählt der heute 42-Jährige im Podcast „SteirerStimmen“. Er zog sich zurück und nahm Abstand zum Sport, den er über ein Jahrzehnt lange gelebt hatte und in dem er alle Titel einmal gewinnen konnte, die es für ihn zu gewinnen gab.

Literarische Verarbeitung der Karriere

Es brauchte einige Zeit, bis sein Interesse an Flag Football wieder zurückkam und er machte sich, ermutigt von seiner Ehefrau, an ein Buch zur Sportart. Am 1. Dezember erschien nun seine Autobiografie mit dem Titel „Quarterback – Mein Weg vom ersten Wurf zum Weltmeistertitel im Flagfootball“. Darin hat er seine Siege und Niederlagen während seiner Laufbahn verarbeitet: „Damit ist für mich ein wirklich schöner Abschluss meiner Karriere geschafft.“

Sein Leben mit dem Football in der Hand und der Flag am Gürtel verarbeitete Philipp Pölzl in seiner Autobiografie. | Foto: Philipp Pölzl
  • Sein Leben mit dem Football in der Hand und der Flag am Gürtel verarbeitete Philipp Pölzl in seiner Autobiografie.
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In Seewiesen und Aflenz in der Obersteiermark aufgewachsen, lebt er heute im oststeirischen Pöllauberg. Der Jurist und Betriebswirt ist Partner in einer Wertpapierfirma, Vorstandsmitglied in einem auf erneuerbare Energien spezialisierten Unternehmen und als Lektor an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt tätig. Freizeitlich betreibt er auch den Flag-Football-Blog „Go for Gold“.

Der kleine Bruder des American Football

Flag Football ist eine Abwandlung des American Footballs, aber deutlich kontaktärmer. Pölzl vergleicht den Sport in Bezug auf die Intensität mit Basketball, bei dem es zwar auch zu Körperkontakt kommt, aber es klare Regeln bezüglich der Härte gibt. Die Spieler tragen ebenso weder Helm noch sonstige Schutzausrüstung, Pölzl erklärt warum: „Der wesentliche Unterschied ist, dass man den Gegner nicht stoppt, indem man ihn zu Boden reißt, also tackelt, sondern indem man ihm eine Flag vom Flag-Gürtel reißt, die jeder Spieler als Ausrüstung hat“, erklärt er.

Flag Football wurde mangels harter Checks lange als Aufbausport für Kinder verunglimpft, erst in den letzten Jahren stieg die Akzeptanz merklich an. | Foto: Philipp Pölzl
  • Flag Football wurde mangels harter Checks lange als Aufbausport für Kinder verunglimpft, erst in den letzten Jahren stieg die Akzeptanz merklich an.
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Von einem Weltmeistertitel träumt jedes Kind, wenn es mit einer Sportart beginnt. Philipp Pölzl konnte das als Jungspund nicht, er lernte die Sportart erst mit 23 Jahren kennen. Sein ungebrochenes Interesse zur Sportart American Football entwickelte er auch erst mit 19 Jahren, dieses wurde aber schnell so stark, dass er 2003 die Texas Tech University für sein Auslandssemester hauptsächlich aufgrund von dessen populärer Footballmannschaft auswählte.

Meister mit dem eigenen Team

In den Vereinigten Staaten wird Flag Football von Millionen Menschen ausgeübt und dort verliebte sich Pölzl sofort in den Sport, als er erstmals als Spieler für ein Team angeworben wurde, dass bei einer großen Universitätsmeisterschaft antrat. Nach seiner Rückkehr fand er in Österreich aber nur Teams in Wien und Niederösterreich, in der Steiermark gab es keines. Pölzl erinnert sich zurück:

„Aus dem Grund war ich dann mehr oder weniger gezwungen, mich nach anderen Möglichkeiten umzusehen, also mich nicht einem aktiven Team anzuschließen, sondern zu schauen, selbst ein Team zu gründen, damit ich diese Sportart auch in Österreich ausüben kann.“

Es war die Geburtsstunde der Styrian Studs, die sich zwar ohne Footballspieler zusammensetzten, aber dennoch einen beispiellosen Aufstieg hinlegen konnten. Es gab keinen Trainer, an Spielzügen feilte der Quarterback Pölzl. In der ersten Saison 2006 wurden die Studs bereits Vizemeister, ein Jahr später folgte der Meistertitel. Pölzl avancierte zu einem der besten Spielgestalter in ganz Europa und gewann mit seinem Verein noch dreiStaatsmeistertitel und eine Champions Bowl, das Flag-Football-Pendant zur Champions League im Fußball.

Philipp Pölzl gewann viele Pokale, sein größter war 2012 der Weltmeistertitel mit dem Team Austria. | Foto: Philipp Pölzl
  • Philipp Pölzl gewann viele Pokale, sein größter war 2012 der Weltmeistertitel mit dem Team Austria.
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Das österreichische Nationalteam warf er 2012 im schwedischen Göteborg zum Weltmeistertitel, ausgerechnet im Endspiel gegen die USA. Es war eine Sensation, die später von einem Trainer als so unwahrscheinlich wie ein Sieg von Klosterneuburg gegen Brasilien im Fußball beschrieben wurde. Alleine schon, weil es in Österreich im Vergleich nur ein paar hundert Flag Footballer gab. „Wir waren sicher nicht die besten individuellen Spieler, sicher nicht die Schnellsten, sicher nicht die Stärksten, aber wir haben einfach ein sehr gutes Konzept gehabt, wie wir taktisch vorgehen wollen“, begründet Pölzl die Sensation.

Cocktail aus Demotivation und Druck

Mit steigendem Erfolg nahm auch der Druck auf Pölzl zu, den er sich in großen Teilen selbst auferlegte. „Ich habe mir nie gedacht, wenn ich gut spiele, helfe ich dem Team zu gewinnen, weil alleine kann man nicht gewinnen,“ erzählt er. Die Position des Quarterbacks zählt gemeinhin als die wichtigste im Football, auch das half ihm nicht: 

„Ich habe immer das Gefühl gehabt, allein kann man als Quarterback ein Spiel verlieren.“

Die Versagensängste begleiteten ihn seine gesamte Karriere und machten sich nicht nur durch Nervosität bemerkbar, sondern vor großen Partien auch in Form von Krankheitssymptomen. Es fühlte sich für ihn wie eine Grippe an: „Das ist dann wieder verflogen, sobald ich am Spielfeld gestanden bin oder das Spiel vorbei war, aber vor wichtigen Spielen ist es mir sehr oft nicht gut gegangen.“

Es waren die wichtigen Spiele wie das Weltmeisterschaftsfinale 2012, vor denen Philipp Pölzls Körper ständig rebellierte. | Foto: Philipp Pölzl
  • Es waren die wichtigen Spiele wie das Weltmeisterschaftsfinale 2012, vor denen Philipp Pölzls Körper ständig rebellierte.
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Mit den Jahren verkamen außerdem herkömmliche Meisterschaftsspiele mit den Styrian Studs zur Nebensache. Der ganze Fokus lag schon vor dem Saisonbeginn nur auf dem Endspiel um die österreichische Meisterschaft. „Eine ganze Saison war nur mehr zufriedenstellend und erfolgreich, wenn ich wirklich den Titel am Ende geholt habe“, meint Pölzl und ergänzt: „Ich habe aus den Augen verloren, dass es 364 Tage gibt, an dem das Spaß machen soll.“

Sein Karriereende 2016 war für ihn dadurch auch ein Abschluss mit diesen für einen Sportler ungewollten Herausforderungen, auch wenn der endgültige Abschied ihm dann doch schwerfiel. „Das hat schon zwei, drei Jahre gedauert, bis ich mit der Entscheidung im Endeffekt dann Frieden geschlossen habe, dass ich jetzt nicht mehr aktiv bin und nach diesen zwei, drei Jahren ist mein Interesse dann wieder angestiegen.“

Mehr zu Philipp Pölzl und seinem Buch findest du hier.

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