Lehrlinge
Eigenes Geld verdienen als Motivationsfaktor

Christoph Kienzl ist Niederlassungsleiter im Autohaus Huber. | Foto: Pashkovskaya
6Bilder
  • Christoph Kienzl ist Niederlassungsleiter im Autohaus Huber.
  • Foto: Pashkovskaya
  • hochgeladen von Angelika Kern

Warum eine Lehre machen? Wir haben junge Leute im Autohaus Huber in Oberaich gefragt.

Fünf Lehrlinge werden derzeit im Autohaus Huber in Bruck ausgebildet, zwei bis drei neue kommen pro Jahr dazu. "Meist bilden wir zwei in der Werkstatt aus, einen im Lager", erklärt Niederlassungsleiter Christoph Kienzl.
Heuer neu ist, dass es den ersten Automobilkauffrau-Lehrling gibt. Clarissa Voglmüller ist seit gut einem Monat mit dabei: "Ich hatte schon länger Interesse, in einem Autohaus zu arbeiten und habe mich daher einfach bei Huber beworben. Dass ich genau diesen Job bekommen habe, ist mehr oder weniger Zufall, denn die Stelle war nicht ausgeschrieben. Ich habe zuerst ein einmonatiges Praktikum absolviert und bin nun seit Anfang Dezember im Lehrberuf. Und es gefällt mir wirklich sehr gut", so die junge Frau.
Zu ihren Aufgaben gehört es, sich um den Fuhrpark zu kümmern, die Autos zu waschen und sauber zu halten, Probefahrten mit Kunden zu übernehmen, Beratungsgespräche zu führen und Werbeberatung zu machen. 
Dass sie eine Lehre machen möchte, war schnell klar, denn: "Ich wollte nach der fünften Klasse Gymnasium mein eigenes Geld verdienen, meine eigene Wohnung haben."
Für die Zukunft hofft sie, die Ausbildung gut abzuschließen und sich anschließend  im Bereich der Automarke "Mini" einen Namen machen zu können und quasi "Mini-Spezialisten" im Hause Huber zu sein.

Eigener Lehrlingsausbildner

Rudolf Leitner ist seit dem Jahr 2000 im Autohaus Huber für die Ausbildung der Lehrlinge zuständig, in diesem Zeitraum wurden an die 40 Mechaniker ausgebildet, darunter auch zwei Frauen. Eine davon ist Barbara Derler. Sie ist seit zehn Jahren mit dabei und hat in dieser Zeit sogar drei Lehren abgeschlossen: die Lehre zum Kfz-Techniker mit Systemelektronik, zum Mechaniker sowie jene zum Lagermitarbeiter. "Ich war immer schon sehr technikinteressiert und mein Vater ist auch gelernter Mechaniker. Und als eine Freundin von mir damals meinte, sie wolle Mechanikerin werden, war für mich klar: das möchte ich auch", erklärt Derler. Als Frau in einem männerdominierten Beruf zu arbeiten, hat sie nie gestört, im Gegenteil: "Ich habe durch meine Kollegen sehr viel Unterstützung erfahren und nie irgendeine blöde Nachrede gehabt. Nur wenns darum ging, schwere Dinge zu heben, hab ich mir natürlich schwerer getan", so Derler. Probleme mit dem Rücken haben sie dann auch dazu bewogen, die Lehre im Lager anzuhängen. "Da betreue ich Kunden, bestelle die nötigen Teile, bereite das Service vor und schreibe Angebote. Schwer heben muss ich jetzt also nicht mehr", so Derler.
Die Behauptung, dass Frauen für diesen technischen Beruf in der Werkstatt weniger geeignet wären als Männer, lässt sie nicht zu: "Ich glaube, dass wenn man wirklich will, man alles schaffen kann."
Dieser Meinung ist übrigens auch Niederlassungsleiter Christoph Kienzl: "Wenn Interesse besteht und man sich ein Ziel gesetzt hat, kann das jeder gleich gut machen, egal ob Mann oder Frau."

Veränderungen der letzten Jahre

Was die Qualität der Lehrlinge betrifft, lässt sich laut Leitner eines klar sagen: "Die Jugendlichen haben sehr oft massive schulische Schwächen, vor allem in der Rechtschreibung und beim Rechnen. Und was auch immer schwieriger wird ist, dass wir in einem Betrieb wie unserer ist, relativ wenig Zeit für die Lehrlingsausbildung haben. D.h. die Lehrlinge müssen sehr viel Eigeninitiative zeigen, um zu lernen, sie müssen natürlich handwerklich begabt sein und Hausverstand haben", so Leitner.
Lehrlinge zu finden wird zudem immer schwieriger, in allen Bereichen.  

Jeden Tag etwas Neues

Seit vier Monaten mit dabei ist Fabian Walhütter. Der 15-Jährige befindet sich in seinem ersten Lehrjahr und ist begeistert, denn: "Ich lerne jeden Tag etwas Neues, neue Reparaturen etwa. Hauptsächlich montiere ich Dinge, stecke Reifen um, helfe den Gesellen oder anderen Lehrlingen bei ihrer Arbeit oder räume die Werkstatt auf. Mit den Kollegen ist es immer lustig, mir taugt mein Job", so Walhütter. Nach seiner vierjährigen Lehre kann er sich gut vorstellen, im Betrieb weiterzuarbeiten, im Hinterkopf hat er aber eine weitere Option: "Vielleicht mache ich mich aber auch irgendwann selbständig."
Rund die Hälfte der fertig ausgebildeten Lehrlinge bleibt im Autohaus Huber, die andere Hälfte geht weg. "Vor allem die Großindustrie saugt da sehr viele Leute ab", erzählt Leitner.
Aber auch der Wechsel in andere Werkstätten ist immer wieder Thema, und auch leicht möglich, denn: "BMW ist anderen Marken vom technischen Know how her teilweise sehr weit überlegen und bietet eine qualitativ hochwertige Ausbildung, solche Lehrlinge werden überall gern genommen", so Kienzl.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Die Gemeinde Kapfenberg wird feierlich zur Stadt erhoben, April 1924. | Foto: Pachleitner/Archiv Stadt Kapfenberg
3

Kapfenberg Spezial: 100 Jahre Stadt Kapfenberg
Kapfenberg wird feierlich zur Stadt erhoben

Die Stadt Kapfenberg feiert heuer ihren 100. Geburtstag. Exakt am 13. April 1924 wurde die Marktgemeinde Kapfenberg zur Stadt erhoben. KAPFENBERG. "Mit Erlass des österreichischen Bundeskanzleramtes vom 4. März 1924, Zahl 43.841/8, wurde die Marktgemeinde Kapfenberg unter Einbeziehung de Ortschaften Diemlach, St. Martin, Siebenbrünn und Winkel zur Stadt erhoben. Aus diesem Anlass wurde am 13. April 1924 eine Festsitzung des Gemeinderates abgehalten, zu welcher Vertreter der Landesregierung, der...

  • Stmk
  • Bruck an der Mur
  • Angelika Kern

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.