Neurokommunikation
Tiefe Einblicke in das Kundenverhalten

Sandra Preiß und Jürgen Wieser haben sich vor 14 Jahren selbständig gemacht und die Fa. Limbio Group gegründet. | Foto: Limbio Group
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"Hirnscan-Marketing" – was eigentlich recht sperrig klingt, ist ein ausgesprochen spannendes Themengebiet: Die Limbio Group in Kapfenberg beschäftigt sich unter anderem damit, wie Menschen ihre Kaufentscheidungen treffen und wie Werbung oder Präsentationen am besten beim Probanden ankommen.

KAPFENBERG. Es gehört schon eine große Portion Mut dazu, sich mit Anfang 20 selbständig zu machen. Noch dazu, wenn man sich sich in seiner neu gegründeten Firma mit dem Thema Neurokommunikation beschäftigen möchte. "Ich wusste schon als kleines Kind, dass ich mich einmal selbständig machen möchte. Mit Anfang 20 war ich bei einem Konzern in der Marketing-Abteilung beschäftigt und habe dort meinen jetzigen Kollegen Jürgen Wieser kennengelernt. Beide hatten wir eine gewisse Affinität zum Thema Gehirnforschung und darum im Jahr 2009 beschlossen, uns selbständig zu machen", erklärt Sandra Preiß, CEO der Limbio Group in Kapfenberg.

Anstoß für die Forschung

Der Vater von Sandra Preiß, ein Tischler von Beruf, ist zu dieser Zeit an Parkinson erkrankt, die Tochter von Jürgen Wieser ist mit Down-Syndrom geboren worden. Für beide war klar, dass die Forschung am menschlichen Gehirn Teil ihrer Arbeit sein soll – "wobei ich betonen möchte, dass wir beide keine Wissenschafter sind", stellt die gebürtige Tragößerin gleich zu Beginn klar. 
Die zwei haben sich dann auf die Suche nach einem Gehirnscan-Gerät gemacht und sind durch einen Zufall nach langer Suche in Salzburg am Neurokognitiven Science-Institut fündig geworden. Mit Neuropsychologen Martin Kronbichler haben sie dort auch den passenden wissenschaftlichen Part gefunden und die Zusammenarbeit funktioniert seither ausgezeichnet.

Für die Probanden geht's für rund 30 Minuten in die Röhre, dafür gibt es 50 Euro Aufwandsentschädigung. | Foto: Limbio Group
  • Für die Probanden geht's für rund 30 Minuten in die Röhre, dafür gibt es 50 Euro Aufwandsentschädigung.
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Wie funktioniert's?

Probandinnen und Probanden, die sich freiwillig zur Verfügung stellen, werden für circa 30 Minuten in ein Magnetresonanz-Gerät gelegt. "Dort misst das Gerät, das sich insofern von einem herkömmlichen MRT dadurch unterscheidet, dass es Videos und nur nicht Schnittbilder anfertigen kann, den Fluss von sauerstoffreichen Blut im gesamten Gehirn. Zu Beginn im normalen Zustand, dann werden den Probandinnen und Probanden Videosequenzen, Bilder, Werbejingles und Prospekte im Schnelldurchlauf eingespielt. Dadurch kann man nachvollziehen, wo und wann im Gehirn was los ist. Die gewonnenen Daten werden wissenschaftlich ausgewertet und uns natürlich völlig anonymisiert zur Verfügung gestellt", so Preiß.

Die Probandinnen und Probanden erhalten für ihren Zeitaufwand 50 Euro Aufwandsentschädigung, "und eigentlich auch eine Gratis-Untersuchung ihres Gehirnes. Denn es ist schon öfters vorgekommen, dass wir auf diesem Weg auf Zufallsbefunde gestoßen sind", so die zweifache Mutter.

Die Erkenntnisse daraus bringen Kundinnen und Kunden – dazu zählen prestigeträchtige Milliardenkonzerne und Weltmarktführer genauso wie Klein- und Mittelbetriebe – wichtige Informationen darüber, wie die Probanden auf ihre Werbebotschaften reagieren. "Man muss wissen, dass 95 Prozent aller Entscheidungen, die wir tagtäglich treffen, nicht bewusst sondern unbewusst getroffen werden. Verantwortlich dafür ist das ventrale Striatum, das zentral im Gehirn sitzt. Die Entscheidung, die dort getroffen wird, wird dann an das Frontalhirn weitergeleitet, dass dann für die Ausführung entscheidend ist", erklärt Preiß.

Für bahnbrechenden Innovationen im Bereich der Neurokommunikation wurde Sandra Preiß übrigens im Juni mit dem Unternehmerinnen-Award von "Die Presse" und "Frau in der Wirtschaft" in der Kategorie Innovation ausgezeichnet. Siehe dazu auch Bericht.

Sandra Preiß (vorne rechts) und Jürgen Wieser mit einem Teil ihres 15-köpfigen Teams. | Foto: Limbio Group
  • Sandra Preiß (vorne rechts) und Jürgen Wieser mit einem Teil ihres 15-köpfigen Teams.
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Vier Dienstleistungsfelder

Seit also 14 Jahren arbeiten Preiß und Wieser erfolgreich zusammen, mittlerweile in vier Dienstleitungsfeldern: Hirnscan-Marketing, Limbisch Präsentieren, Neuro Learning und Neuro Recruiting. Unterstützt werden sie dabei von einem rund 15-köpfigen Team

Beim Limbisch Präsentieren geht's darum, emotionale Intelligenz und neurowissenschaftliche Erkenntnisse für die Erstellung von wirkungsvollen Präsentationen zu erstellen. Nützlich ist das etwa für die Präsentationen an Schulen, Universitäten oder auch im täglichen Berufsleben. Untersucht wird dabei, wie die Aufmerksamkeit der Zuhörer am besten gehalten werden und Interesse geweckt werden kann.

Neuro Learning optimiert Lernprozesse durch Verständnis und Anwendung von Erkenntnissen über das menschliche Gehirn. So wird da auch gehirngerechte Fragestellen thematisiert. Zu diesem Thema wird Sandra Preiß übrigens an der am Campus 02 der Fachhochschule in Graz eine Vorlesung halten. Und das Neuro Recruiting hilft, das Personalwesen durch datengesteuerte und wissenschaftlich fundierte Methoden zu revolutieren.

Interesse geweckt?

Wer Interesse hat und sich als Probandin oder Proband registrieren lassen möchte, kann dies auf www.hirnscan.at machen. Voraussetzungen dafür: man muss mindestens 18 Jahre alt sein, darf keine Platzangst haben, darf nicht schwanger sein und keinen Herzschrittmacher oder ähnliches implantiert haben. Die Fahrt zum Gehirnscan nach Salzburg muss auf eigene Kosten getragen werden, für den Gehirnscan gibt's eine Aufwandsentschädigung von 50 Euro. Jeder Proband und jede Probandin kann auch selber entscheiden, ob er einen Zufallsbefund (unter Umständen werden beim MRT Unregelmäßigkeiten wie etwa ein Aneurysma oder ein Gehirntumor durch Zufall entdeckt) mitgeteilt bekommen möchte oder nicht. Die Daten werden für die Studienanwendung natürlich anonymisiert.

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