Die Edlseer: Vom Mürztal aus die Welt erobert
Die Woche ist ein Stück der Fußwallfahrt anlässlich 25 Jahre Edlseer von Birkfeld nach Mariazell mitgegangen. Beim Eintreffen in Mitterdorf nach 8 Stunden reiner Gehzeit und ca. 45.000 Schritten nahm sich Fritz Kristoferitsch trotz der Strapazen Zeit, ein paar Fragen zu beantworten.
Seine ersten Worte bei der Ankunft, empfangen mit einem Schnapserl vom Wernbacher (im Dialekt geschrieben): Auf a supa Partie, auf die Mariazö Geher, Prost!
Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh … Wie viele Blasen hast Du schon von den 35 Kilometern und wie war es bis jetzt?
Fritz Kristoferitsch: Noch geht’s und zum Glück hat mir eine Dame zwei Blasenpflastern geschenkt. Vor fünf Jahren haben wir auf der Stanglalm übernachtet, heute erst in Mitterdorf und das Heruntergehen war wirklich „zach“. Aber das Ärgste haben wir jetzt hinter uns.
Wallfahrt. Nur der Medien und Fans wegen oder schon aus einem religiösen Motiv heraus?
Auf jeden Fall auch einem religiösen Motiv. Vor 5 Jahren haben wir die heilige Cäcilia mitgetragen, heute eine Kapelle in Birkfeld eingeweiht, die ein Vermögen gekostet hat. Aber die Kosten sind nicht wichtig. Wichtig ist, dass es was über uns gibt und dass jeder von uns einen Schutzengel braucht. Und wir als Gruppe haben in den 25 Jahren schon so viel Glück gehabt, seien es unfallfreie Kilometer oder das Glück zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen zu sein. Und dafür wollen wir auf diesem Weg danke sagen.
Nachtrag von Manfred Maier: Als „Bauernbuam“ sind wir alle katholisch erzogen worden und bei uns im Joglland ist es fast ein Muss, mindestens einmal im Leben nach Mariazell zu gehen.
Heute in Mitterdorf und überhaupt sehr oft im Mürztal. Warum?
Wir haben zu Beginn mit dem berühmten Edler Trio aus Langenwang Musik gemacht, damals schon der Manfred, der Andi und ich. Das Mürztal war unser Sprungbrett und wir fuhren jedes Wochenende über die Schanz. In die Veitsch, nach Langenwang, Mitterdorf, St. Marein, Kapfenberg und Leoben. Es gibt wenige Orte in der Obersteiermark wo wir nicht spielten.
Im Mai landete ihr mit dem 30. Album „“Owa heit do GEMMA FEIERN“ erstmals auf Nr. 1 bei Austria Top Fourty. Euer größter Erfolg?
Du setzt dir immer Ziele. Das erste Album, Auftritte beim Grand Prix der Volksmusik, Goldene Schallplatte (heute 20). Natürlich war der Wunsch da, einmal an der Chart Spitze zu sein und das freut uns jetzt schon sehr. Vor allem weil es hier um die Verkaufszahlen geht und alle Musikrichtungen zusammengezählt werden.
Euren Namen hört man immer wieder in Zusammenhang mit Charityveranstaltungen. Herzkinder, Down Syndrom und und und. Aus welcher Überzeugung heraus?
Das ist ganz einfach. Wenn man selbst gesunde Kinder hat und was zu geben hat, dann soll man was geben. Das ist für uns selbstverständlich und wir suchen die Fälle auch selbst aus.
Es geht ja gleich weiter mit dem Spielen und sogar einer ORF Sendung?
Ja, am Sonntag geht es nach Niederösterreich. Nächsten Samstag sind wir in Kleinkirchheim bei „Wenn die Musi spielt“ und gleich anschließend an dieses Open Air gibt es in ORF 2 eine 90minütige Sondersendung über die Edlseer.
7000 Mitglieder – eine große Fanfamilie. Wie wichtig sind Fans?
Viele sind schon fast 25 Jahre dabei und wir kennen rund 90 % beim Namen. Mit den Fans, ganz egal ob Mitglied oder nicht „lebt und stirbt“ eine Musikgruppe und wir sind über jeden dankbar.
Die letzten 11 Tage: 7 Länder, 8 Konzerte, im Schnitt je 28.000 Besucher.
Es war der Wahnsinn, in Südtirol waren wir bei einem Hard-Rock Festival und selbst da gingen die Leute mit. In dieser kurzen Zeit haben wir so viel erlebt, dass ich es gar nicht realisiere. Darum freue ich mich jetzt umso mehr, mit rund 100 Personen Zeit zu verbringen, ohne Hektik, aber doch mit einem Ziel - Mariazell. Es ist generell schade, dass man sich zu wenig Zeit zum Abschalten nimmt. Die Geschwindigkeit nimmt zu, man muss überall erreichbar sein. Es tut gut einmal in sich gehen zu können ohne Stress.
Frage an Sohn Michael, der mit auf Wallfahrt war: Was hat der Papa für Hobbies neben der Musik?
Wandern und schwimmen mag er gerne und Therme fahren und Sauna gehen.
Du bist der Chef der Gruppe, bist Du auch zu Hause der Chef?
Es gibt nur ein Miteinander. Wenn man verheiratet ist, Kinder hat und wir diesen Beruf leben dürfen, dann braucht man beiderseits viel Verständnis. Wenn wir auch teilweise „als Stars“ gefeiert werden, daheim sind war ganz normale Leute, die Glühbirnen tauschen, Waschmaschine einräumen oder Kinder wickeln. Wir sind halt Musikanten, die anderen Maurer, Ärzte oder Tischler und jeder macht seine Arbeit gut.
Dein persönliches Lieblingslied?
Jedes Lied hatte in der Zeit der Entstehung eine unglaubliche Bedeutung. Das war für mich z.B. VOTA, damals für meinen eigenen und heute bin ich selbst dreifacher Vater. Das Lied geht über Generationen und je älter man ist, desto mehr versteht man es. Das Mariazeller Lied ist eine Hymne geworden, Der Garten Eden, A Musikant im Trachteng´wand, der Edlseer Partyknüller. Es sind einfach viele.
Würdest Du nochmals den gleichen Weg einschlagen?
Ich würde zu 100 Prozent alles gleich machen.
Was wünscht Du Dir für die Zukunft, beruflich und privat?
Nur eines: Gesundheit.
Was möchtest Du Deinen Fans speziell von Bruck bis Mürzzuschlag bis nach Mariazell gerne sagen?
Wie schon erwähnt, haben wir die ersten vier Jahre, damals als junge Stoakogler bezeichnet, fast ausschließlich im Mürztal gespielt. Wir waren klane Buam und es war eine „Wödgeneration“. Dann erst kamen die anderen Bundesländer, Deutschland, Schweiz, aber auch Amerika bei Schwarzenegger oder der Vatikan, wo wir als steirische Botschafter sein durften, dazu. Noch einmal: Danke an die Mürztaler, denn ohne euch wären wir nicht da wo wir heute sind.
Vielen Dank für das offene Gespräch während des wohlverdienten Abendessens inmitten deiner großen Fanfamilie und alles Gute für das was noch kommen mag!
Interview: Andrea Stelzer
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