Immobilienmarkt 2023
Preise stagnieren erstmals seit Jahren wieder
Nachdem die Preise für Immobilien in den vergangenen Jahren einen deutlichen Anstieg erlebt haben, brachte der Herbst 2022 erstmals seit zehn Jahren einen Rückgang bei Immobilientransaktionen. Mit einem Preisverfall ist aber auch in diesem Jahr nicht zu rechnen.
ÖSTERREICH. Der Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der Wirtschaftskammer Österreich präsentierte am Mittwoch den Immobilienpreisspiegel 2023. Darin zeigt sich, dass die anhaltenden Preisanstiege am Markt vorerst gebremst wurden. Verantwortlich hierfür ist vor allem die allgemeine Verunsicherung am Wohnungsmarkt, die auf die hohe Inflation, steigende Zinsen, verschärfte Kreditvergaben und die hohen Energiekosten zurückzuführen ist. Aufgrund dieser Faktoren halten sich sowohl Verkäufer und Verkäuferinnen als auch Käufer und Käuferinnen zur Zeit am Wohnungsmarkt zurück und warten die Preisentwicklung ab.
Gesunkene Nachfrage und weniger Neubauten
"Seit Herbst 2022 ist nun zum ersten Mal seit zehn Jahren ein Rückgang bei Immobilientransaktionen zu bemerken", so Fachverbandsobmann Gerald Gollenz. Aktuell treffe eine geringe Nachfrage auf ein knappes Angebot. Dies führe zu einem Rückgang der Preisanstiege der vergangenen Jahre und sorge dafür, dass die Preise nun stagnieren.
Der Immobilienpreisspiegel 2023 verdeutlicht diese Entwicklung: Während im Jahr 2022 Baugrundstücke in beinahe allen Bundesländern eine Preissteigerung im zweistelligen Prozentbereich aufwiesen, trifft dies zurzeit nur noch auf Wien zu.
Verknappung des Wohnraums
In den kommenden Jahren rechnet der Fachverband zusätzlich mit einer Verknappung des Wohnraumes. Die wirtschaftlichen Unsicherheiten sorgen dafür, dass zahlreiche Bauträger ihre geplanten Projekte vorerst einstellen. Michael Pisecky, stv. Fachverbandsobmann und Fachgruppenobmann Wien, verdeutlicht dies am Beispiel der Bundeshauptstadt:
"Gab es 2019 über 22.100 bewilligte Wohneinheiten in der Bundeshauptstadt, so waren es 2022 nicht einmal mehr die Hälfte. Im Jahr 2024 rechnen wir nur mehr mit 12.000 Wohneinheiten, 2025 nur noch mit 7500."
Bestellerprinzip als "lose-lose Situation"
Der Fachverband kritisierte zudem das ab 1. Juli 2023 in Kraft tretende Bestellerprinzip, das den Markt und die Branche zusätzlich treffe. Ab dann gilt: Nur wenn Mieter und Mieterinnen aktiv auf Makler und Maklerinnen herantreten, darf auch eine Provision verlangt werden. Pisecky geht davon aus, dass diese neue Regulierung den Markt nachhaltig verändern werde. Er befürchtet zahlreiche, negative Auswirkungen wie eine Intransparenz des Angebotes, ein "Ablöseunwesen", eine Verknappung des Angebotes oder Massenbesichtigungen von Objekten.
"Das Bestellerprinzip ist daher nicht nur ein schwerer Schlag gegen Mieter:innen und Vermieter:innen, sondern gefährdet auch tausende Arbeitsplätze in Maklerunternehmen, was nicht nur den Betrieben, sondern auch dem Wirtschaftsstandort massiv schadet."
Zusätzlich fordert der Fachverband eine weitere Anpassung der "Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung", mit der vergangenes Jahr strengere Auflagen zur Aufnahme von Eigenkapital eingeführt wurden. "Dies ist dringend nötig, damit sich auch junge Leute wieder Eigentum schaffen können", so Gollenz.
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