Hohe Kreditzinsen, Immo-Preise
So wird der Traum vom Eigenheim Realität

Steigende Baukosten, erhöhtes Zinsniveau und neue Regeln für Finanzierungen stellen für viele Häuselbauer und Eigenheimkäufer eine Herausforderung dar. | Foto: shutterstock
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  • Steigende Baukosten, erhöhtes Zinsniveau und neue Regeln für Finanzierungen stellen für viele Häuselbauer und Eigenheimkäufer eine Herausforderung dar.
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Die Realisierung des Traums vom Eigenheim hat sich in den letzten Jahren zu einer immer größer werdenden Herausforderung entwickelt. Inmitten steigender Immobilienpreise, anhaltender Inflation und zunehmend hoher Kreditzinsen erscheint der Erwerb von Wohneigentum für viele Menschen als nahezu unüberwindliche Hürde. Die finanziellen Belastungen, die mit dem Kauf einer Immobilie einhergehen, können abschreckend wirken und den Traum von den eigenen vier Wänden in weite Ferne rücken lassen. Dennoch gibt es Möglichkeiten, diesen scheinbar unüberwindbaren Hindernissen zu begegnen.

ÖSTERREICH.  In Österreich ist die Quote an Eigenheimeigentümern zuletzt gesunken. Der Wert ging laut Eurostat voriges Jahr von 54 auf 51 Prozent zurück. Österreich hat damit EU-weit die zweitgeringste Eigentümerquote nach Deutschland. Dabei ist der Wunsch nach Eigentum groß. Viele, die derzeit noch mieten, würden gerne kaufen. Wegen hoher Zinsen und strenger Kreditregeln ist das aber oft nicht möglich.

Mittlerweile braucht man bereits 20 Prozent an Eigenmitteln, "die auch investiert werden müssen", betont Bernd Lausecker vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) im Gespräch mit meinbezirk.at. Die Kreditrate darf maximal 40 Prozent des Nettoeinkommens betragen, die Laufzeit ist mit 35 Jahren begrenzt. Früher habe es gereicht, eine Lebensversicherung im Wert von 35.000 € als Sicherheit vorzuweisen. Selbst ein Mediziner kurz nach dem Studium hat nicht gleich die Höhe an Eigenkapital, um den Kreditrichtlinien für einen Kauf zu entsprechen.

Für einen Haushalt mit zwei Durchschnittsverdienern in Vollzeit ist der Erwerb eines Eigenheim schwierig. | Foto: Pixabay
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"Richtlinien sicher berechtigt"

"Als Verbraucherschutz sehen wir diese strengere KIM-Verordnung (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung der Finanzmarktaufsicht) natürlich auch als Vorsichtsmaßnahme an", so Lausecker. Viele Kreditnehmer könnten allzu leicht in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten bei einer hohen Zinssteigerung und die Kredite letztlich nicht zurückzahlen, "wie wir in den letzten 2 Jahren öfters erlebt haben". Beim Thema Eigenkapital sieht der Finanzexperte aber durchaus die Möglichkeit, die Bedingungen zu lockern.

Die Banken sind bei Kreditvergaben in der Vergangenheit recht lax vorgegangen, kritisierte auch die Bankenaufsicht. Bei fast 57 Prozent der vergebenen Kredite hatten die Käufer weniger als 20 Prozent Eigenmittel. Bei 18 Prozent der Kredite machten die monatlichen Raten zudem mehr als 40 Prozent des Nettoeinkommens aus.

Ausnahmekontingente werden nicht ausgeschöpft

An welchen Stellschrauben kann man beim Gespräch mit seiner Bank drehen? Kunden sollten bei ihrem Kreditgeber das Thema "Ausnahmekontingente" proaktiv ansprechen, denn viele Hausbanken bieten diese – auch aufgrund ihrer Größe – ungern an, weiß Lausecker. Diese Grenze sei oftmals aus nicht nachvollziehbaren Gründen zementiert, wie aus Beratungsgesprächen hervorging.

Mit einem "gesunden Realismus" lasse sich darüber hinaus abschätzen, was man sich wirklich leisten kann, meint der Experte. "Es gab immer wieder Verbraucher bei Beratungen, die nicht einmal 40 Prozent ihres Haushaltseinkommens einen Kredit stecken, weil sie mit 90 Prozent ihre Grundbedürfnisse decken müssen."

Seit Sommer 2022 dürfen Banken nur mehr dann einen neuen Kredit vergeben, wenn ihre Kunden über 20 Prozent Eigenmittel und ausreichend Einkommen verfügen. | Foto: Panthermedia/agencyby
  • Seit Sommer 2022 dürfen Banken nur mehr dann einen neuen Kredit vergeben, wenn ihre Kunden über 20 Prozent Eigenmittel und ausreichend Einkommen verfügen.
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Bonität abfragen

Zusätzlich lohnt es sich, eine kostenlose Selbstauskunft beim Kreditschutzverband anzufordern, um falsche Einträge bei der Bonität ausschließen zu können. Vor dem Kauf Eigenkapital aufzubauen, um die Kreditwürdigkeit zu steigern, sei ebenfalls sinnvoll. Und Lausecker rät zu einem Finanzierungsplan, mit dem man sich einen Überblick über die Bau- bzw. Kaufnebenkosten, Kosten für Grundstückskauf sowie für die Erschließung und Einrichtung macht.

Flucht ins Ausland lohnt sich nicht

Von einem Kredit bei einer deutschen Bank hält der Finanzexperte nicht viel, weil sich die Richtlinien innerhalb der Europäischen Union im Wesentlichen ähneln. In anderen Ländern müsse man sich mit Verträgen in der jeweiligen Fremdsprache auseinandersetzen. "Hier bitte vorsichtig sein", warnt Lausecker. Dass sich die Voraussetzungen am Markt im Laufe des Jahres drastisch ändern werden, glaubt Lausecker nicht. Ein Warten auf bessere Konditionen lohnt sich wohl nicht.

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