Überweisungspflicht
"Das Gesundheitssystem ist kein Wunschkonzert"

Die Interviewpartnerin ist als Allgemeinärztin in Niederösterreich tätig. | Foto: PantherMedia/Andrey Popov
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  • Die Interviewpartnerin ist als Allgemeinärztin in Niederösterreich tätig.
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MeinBezirk.at hat mit einer Allgemeinärztin aus Niederösterreich zu der geplanten Überweisungspflicht für Fachärzte gesprochen.

ÖSTERREICH. Künftig sollen Fach- und Spitalsärzte nur noch mit einer Überweisung durch einen Primärarzt, also Haus-, Frauen- oder Kinderarzt, zugänglich sein. Erste Pilotprojekte sollen noch heuer in der Steiermark, Oberösterreich und Salzburg starten, inklusive möglicher finanzieller Anreize und Sanktionen. 

Zugang zu Fachärzten nur noch mit Überweisung

MeinBezirk: Wie stehen Sie als Ärztin zu dieser geplanten Änderung?
Susanne Huber (Name von der Redaktion geändert): Ich finde die geplante Reform völlig in Ordnung, das Gesundheitssystem ist kein Wunschkonzert.

Sie haben ja eine eigene Kassenordination? Wie geht es Ihnen in Ihrer Praxis? 
Meine Ordination ist völlig überlaufen. Als Allgemeinärztin muss ich multitaskingfähig sein - ich übernehme von Kindern über Urologie bis hin zu Hautsachen alles. Aber ich übe meinen Job gerne und mit Leidenschaft aus.

Wie viele Patientinnen und Patienten überweisen Sie tatsächlich zu Fachärztinnen oder Fachärzten?


Von 70 Patienten und Patientinnen, die ich täglich behandle, schicke ich schätzungsweise alle drei Tage eine Person weiter.

Was führt Ihrer Meinung nach zu der Überlastung des Fachpersonals?
Einerseits liegt die Überlastung des Fachpersonals daran, dass es zu wenige Fachärzte bzw. Fachärztinnen gibt. Vor allem im städtischen Bereich wird oftmals sofort Fachpersonal aufgesucht, obwohl ein praktischer Arzt bzw. eine praktische Ärztin öfters die Kompetenz hätte, die Behandlung durchzuführen. Andererseits liegt die Verantwortung auch an den Krankenhäusern. Sie überweisen sämtliche Patienten und Patientinnen, nachdem sie entlassen werden, an Fachärzte und Fachärztinnen, obwohl lediglich eine Überweisung zu den praktischen Ärzten und Ärztinnen notwendig wäre. Auch bei der Entlassung muss man darauf Rücksicht nehmen, sodass nicht alle Fachärzte und Fachärztinnen und Ambulanzen überlaufen sind.

Was passiert Ihrer Meinung nach, falls die Überweisungspflicht eingeführt wird? 
Die Fachärzte und Fachärztinnen werden etwas entlastet, und wir kriegen dann wirklich einen Termin, wenn wir eine fachärztliche Begutachtung für einen Patienten oder Patientin brauchen. Als Hausarzt bzw. Hausärztin kriegt man nämlich ohne Kontakte meist selbst keinen Termin mehr, da auch für uns die Terminvergabe sechs bis acht Wochen dauert, weil die Überlastung so hoch ist. 

Wieso entscheiden sich Ihrer Meinung nach so viele Ärzte und Ärztinnen für eine Privatordination, anstelle einer Kassenordination?
Weil es viel Arbeit und Verantwortung bedeutet und die Honorierung nicht adäquat ist.

Was sagen Sie zu dem Vorschlag, Strafzahlungen einzuführen?
In Wahrheit lassen die Verantwortlichen an den Patienten und Patientinnen das aus, was jahrelang im Gesundheitssystem schiefgelaufen ist. Es fehlt an Ärzten und Ärztinnen. Ich habe keine genauen Zahlen, aber was den Medien zu entnehmen ist, wird das meiste Geld im Gesundheitssystem für Umbauten, Neubauten oder Zubauten ausgegeben, die nicht besetzt werden können. Man spart eigentlich auf Kosten der Patienten und Patientinnen.

Was wäre Ihr Vorschlag, das Gesundheitssystem zu entlasten? 
Es müssen unbedingt mehr Medizinstudenten bzw. Medizinstudentinnen zugelassen werden. Außerdem müssen die Stellen im Krankenhaus durch bspw. eine höhere Bezahlung attraktiver gemacht und bei der Verwaltung eingespart werden. Meiner Meinung nach steht die Verwaltung in keiner Relation zu den praktizierenden Ärzten und Ärztinnen.
Die Bürokratie ist mittlerweile so hoch, dass die Patienten und Patientinnen darin verloren gehen. Deshalb wäre es wünschenswert, wenn man die Ärzte und Ärztinnen nicht weiter mit Bürokratie belastet.

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