15,4 Tage pro Jahr
Österreicher gehen öfter, aber kürzer in Krankenstand

- Die Zahl der Krankenstände ist nach einem Lockdown-bedingten Rückgang in den vergangen beiden Jahren wieder gestiegen.
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Nach einem Lockdown-bedingten Rückgang ist die Zahl der Krankenstände in den vergangen beiden Jahren wieder gestiegen. Die unselbstständig Beschäftigen verbrachten 2022 durchschnittlich 14,9 Tage im Krankenstand, im Folgejahr 15,4 Tage. Die Dauer der Krankstände geht aber zurück.
ÖSTERREICH. Österreicher gehen immer öfters in den Krankenstand. Das zeigt der am Dienstag vorgestellte Fehlzeitenreport des WIFO. So verbrachten unselbstständig Beschäftige 2022 durchschnittlich 14,9 Tage im Krankenstand, im Folgejahr 15,4 Tage. Das liegt über den 13 Tagen im Vor-Corona-Jahr 2019.
In den „Coronajahren“ sind die Krankenstände zurückgegangen, was auf verstärkte Hygienemaßnahmen wie das Tragen von Masken, regelmäßiges Händewaschen und soziale Distanzierung zurückzuführen ist, sagte ÖGK-Obmann Andreas Huss bei einer Pressekonferenz. Er betonte, dass kein Anlass zur Panik bestehe und dass die Zahlen nicht darauf hinweisen, dass Menschen zu schnell in den Krankenstand gehen. Der Vorschlag, den ersten Tag des Krankenstandes unbezahlt zu lassen, findet bei Huss keine Unterstützung.
Der Anteil der Versicherten, die zumindest einmal in Krankenstand gingen, stieg von 57,4 Prozent im Jahr 2021 auf 71,2 Prozent im Jahr 2023. Allerdings fallen die einzelnen Krankenstände kürzer aus: Mit 9,3 Tagen erreichen sie ein Allzeittief. In den letzten 50 Jahren hat sich diese Dauer halbiert.

- Arbeitnehmer gehen rund 15,4 Tage pro Jahr in Krankenstand.
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Mehr Atemwegs- und psychische Erkrankungen
Der Anstieg der Krankheitsfälle ist zum einen auf eine Zunahme der Atemwegserkrankungen zurückzuführen, darunter auch ein starker Anstieg der Influenza-Erkrankungen in den letzten Jahren. Zudem werden Atemwegserkrankungen auch durch Umweltveränderungen häufiger. Zum anderen sind psychische Erkrankungen, die für die längsten Krankenstände verantwortlich sind, ebenfalls ein wesentlicher Faktor.
Während eine Krankschreibung bei Infektionskrankheiten bei den 15- bis 29-Jährigen im Schnitt 3,7 Tage dauerte, waren es bei psychischen Erkrankungen 23,6 Tage. Gerade bei Berufseinsteigerinnen und -Einsteigern zeigen sich höhere Krankenstandsquoten, was laut Huss auch darauf zurückzuführen sei, dass diese am wenigsten selbstbestimmt arbeiten könnten.

- Menschen gehen immer häufiger von Zuhause aus arbeiten, anstatt in Krankenstand zu gehen, wenn sie krank sind.
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Auch das Bewusstsein dafür, erkrankt nicht in die Arbeit zu gehen, um niemanden anzustecken, sei seit der Pandemie gestiegen, ergänzte Rolf Gleißner, Abteilungsleiter für Sozial- und Gesundheitspolitik in der Wirtschaftskammer Österreich. Für die Betriebe stelle das aber eine große Belastung dar. So sind im Jahr 2023 4,2 Prozent an Arbeitszeit und damit um 0,7 Prozentpunkte mehr Arbeitszeit aufgrund von Krankenständen verloren gegangen.
Junge mit schlechter Gesundheit
Zwar gibt es heuer noch keine Zahlen zum Zusammenhang zwischen Krankenständen und Homeoffice, Wolfgang Panhölzl, Abteilungsleiter Sozialversicherung in der Arbeiterkammer Wien, geht aber davon aus, dass Menschen immer häufiger von Zuhause aus arbeiten, anstatt in Krankenstand zu gehen, wenn sie krank sind. „Alarmierend“ sei hingegen die hohe Zahl der chronischen Erkrankungen bei Jungen (18 Prozent in der Altersgruppe 15-19). „Das zeigt ein Muster auf, dass viele Junge krank oder mit Risiko ins Erwerbsleben einsteigen“. Auch die Zahl der Muskel- oder Skeleterkrankungen steige stark.



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