Premiere für Köstlinger & Maurer
"Doppelte Freude, doppelte Nervosität"

Am 15. Februar stehen Maria Köstlinger und ihr Partner Juergen Maurer das erste Mal auf einer Josefstadt-Bühne. Wer nervöser ist und warum, verraten sie im MeinBezirk.at-Interview. | Foto: Roland Ferrigato
7Bilder
  • Am 15. Februar stehen Maria Köstlinger und ihr Partner Juergen Maurer das erste Mal auf einer Josefstadt-Bühne. Wer nervöser ist und warum, verraten sie im MeinBezirk.at-Interview.
  • Foto: Roland Ferrigato
  • hochgeladen von Manuela Tiefnig

Im wahren Leben seit 2016 ein Paar, auf der Bühne der Kammerspiele jetzt auch endlich vereint: "Vorstadtweiber"-Ikone Maria Köstlinger (aufgewachsen in Salzburg) und "Vienna Blood"-Star Juergen Maurer (in Klagenfurt geboren) werken ab 15. Februar in Yasmina Rezas "James Brown trug Lockenwickler". Der Talk über Verwöhntsein, Stinknormalos und ihren Lieblingssong von Céline Dion.

ÖSTERREICH. In "James Brown trug Lockenwickler" geben Maria Köstlinger und ihr Lebensgefährte Juergen Maurer ab 15. Februar in den Wiener Kammerspielen ein Ehepaar, dessen Sohn sich als Céline Dion identifiziert. Was sie zu dieser Thematik zu sagen haben und wo es dann bei beiden zum Streiten wird - das Interview. 

MeinBezirk.at: Was bedeutet Glück für euch?
Maria Köstlinger: Meine Familie und Gesundheit, der Job und eine schöne Freizeitgestaltung.

Juergen Maurer: Mein Glück sitzt neben mir (blickt zu Maria, Anm.).


Bei so viel Glück kann ja nichts schiefgehen - denn ab 15. Februar steht ihr das erste Mal gemeinsam auf einer Josefstadt- Bühne. Maria, du bist ja eine Josefstadt-Koryphäe, Juergen, für dich ist es eine Premiere. Wer ist nervöser? 

Köstlinger: Also ich bin ja schon quasi ein Josefstadt-Dinosaurier. Und ich freue mich wahnsinnig, mit Juergen zu spielen.

Maurer: Wir haben wirklich lange gepenzt (Anmerkung: Kärntnerisch für jammern), dann gab es schon einmal einen Plan, der wurde aber nix. Und dann hat uns der Herbert Föttinger mit diesen großartigen Rollen beglückt. 

Köstlinger: Es ist einfach sehr, sehr schön, dass wir die Chance bekommen, gemeinsam zu spielen. Nervös ist man aber schon, doch das ist man sowieso immer. Es ist auch besonders toll, dass wir das erste Mal gemeinsam bei der Österreichpremiere von Yasmina Rezas Stück spielen. 


Yasmin Rezas Stück "James Brown trug Lockenwickler" feiert Österreichische Erstaufführung. Darum geht's: Lionel (Maurer) und Pascaline (Köstlinger) sind die Eltern von Jacob (Julian Valerio Rehrl) – und der identifiziert sich, seit er fünf ist, als Céline Dion. Deshalb ist Jacob/Céline jetzt in einer Klinik. Sein Freund Philippe ist ein Weißer, der sich als Schwarzer definiert. Aber: Keiner von beiden lässt sich von der Biologie einschüchtern. | Foto: Moritz Schell
  • Yasmin Rezas Stück "James Brown trug Lockenwickler" feiert Österreichische Erstaufführung. Darum geht's: Lionel (Maurer) und Pascaline (Köstlinger) sind die Eltern von Jacob (Julian Valerio Rehrl) – und der identifiziert sich, seit er fünf ist, als Céline Dion. Deshalb ist Jacob/Céline jetzt in einer Klinik. Sein Freund Philippe ist ein Weißer, der sich als Schwarzer definiert. Aber: Keiner von beiden lässt sich von der Biologie einschüchtern.
  • Foto: Moritz Schell
  • hochgeladen von Manuela Tiefnig

Ist es eine besondere Herausforderung, als Paar gemeinsam ein Stück zu spielen?

Maurer: Lustigerweise empfinde ich das nicht so. Man hat den Vorteil, den anderen zu kennen: Man muss sich nicht erst kennenlernen. Bei uns hört die Arbeit halt nach der Probe nicht immer auf, das ist anders als bei anderen. Genauer gesagt hört die Kommunikation über und zum Stück nicht auf. Es gibt natürlich noch andere Themen in unserem Leben, aber wir sprechen auch beim Zähneputzen unsere Szenen durch. Oder in der Dusche (lacht). Eine kleine Probe vor der Probe, eben ... 

Köstlinger: Bei mir ist es ein bisschen anders. Ich bin schon auch für den anderen nervös, weil ich gerne möchte, dass der andere gut ankommt. Eine doppelte Freude und eine doppelte Nervosität.

Maurer: Du bist nervös, dass ich gut ankomme?

Köstlinger: Du kennst mich doch (lacht)! Man möchte sowieso immer, dass alles gut aufgeht, dass die Leute mit dem Stück etwas anfangen können, dass es sie zum Lachen bringt oder berührt. Aber für den eigenen Partner wünsche ich mir schon auch, dass es gut wird. 


Im Stück "James Brown trug Lockenwickler" spielt ihr die Eltern eines Sohnes, der sich als Céline Dion identifiziert. Wie geht man an so eine Rolle heran?

Maurer: Im Stück habe ich das Glück, dass der Vater dieses jungen Mannes, der sich als Céline Dion identifiziert, ein normativer Cis Mann ist. Dieser vertritt eine Perspektive auf das Thema, die dieser Ausrichtung entspricht. Eine Perspektive, die wahrscheinlich von der überwiegenden Mehrheit des Josefstadt-Publikums geteilt wird. Eine Identifikationsfigur, sozusagen.

Köstlinger: Klar ist: Man möchte mit so einer Thematik gerne so locker wie möglich umgehen. Es sollte einem eigentlich egal sein. Hauptsache, das Kind ist glücklich. Aber natürlich ist es so, dass es Probleme aufwirft, wenn sich ein Mensch - wie unser Sohn - so identifiziert, wie er sich eben identifiziert. Was meine Figur betrifft: Diese versucht immer, das Positive zu sehen und das Beste daraus zu machen. Es bedarf einer großen Arbeit und fällt ihr auch nicht immer leicht, es macht sie auch traurig und bringt Probleme mit sich.

Maurer: Eigentlich macht das Stück einen riesengroßen Bauchfleck in die aktuelle "Bist du noch normal?“-Diskussion. Aber was zum Henker ist schon normal? Und vor allem: Wer hat die Befugnis, das zu bestimmen? Stichwort Identität: Was ist das, und was ist Selbstermächtigung im Zusammenhang mit der eigenen Identität? Das Stück enthält viele Botschaften, die sehr überlegenswert sind und die nicht nur die LGBTQIA+-Klientel abholen soll. Das macht Reza schon sehr geschickt, dass sie über die Satire oder über einen unterhaltsamen Plot Dinge abklopft und dem Publikum damit sehr elegant ein Angebot macht: "Ihr dürft auch drei Minuten darüber nachdenken, wenn ihr wollt. Es ist nicht verboten. Ihr könnt euch wahnsinnig gut unterhalten lassen und heimgehen. Nachdenken ist aber ausdrücklich erlaubt." 


Maria Köstlinger war eines der vier "Vorstadtweiber" mit Martina Ebm, Nina Proll und Hilde Dalik.  | Foto: Markus Spitzauer
  • Maria Köstlinger war eines der vier "Vorstadtweiber" mit Martina Ebm, Nina Proll und Hilde Dalik.
  • Foto: Markus Spitzauer
  • hochgeladen von Thomas Netopilik


Kurz nachgedacht: Was ist eurer Lieblingssong von Céline Dion?

Köstlinger: Oh, da bin ich nicht so in der Thematik drinnen (lacht). 

Maurer: Schwierig. Man muss kein Fan sein - aber "Titanic" wäre ohne "My Heart Will Go On" nicht dieser Film. Wenn du das als Musikerin oder Musiker geschafft hast, dich derartig ikonisch im Weltgehör verankert hast, dann ist das schon nicht Nichts. Unsere Tochter ist eine studierte Sängerin und wir wissen, was das heißt. Céline Dions Stimme ist einfach eine der stärksten in der Populärmusik.


Céline Dion hat in den 1980er Jahren den Eurovision Song Contest gewonnen. Dieser steht mittlerweile ja auch für verschwimmende Grenzen und Inklusion.

Maurer: Der Eurovision Song Contest hat sich in Richtung einer offenen, inklusiven, diversen Gesellschaft entwickelt. Das finden jetzt auch nicht alle lässig, vor allem nicht diejenigen, die im ESC lieber eine lustige Schlagerpartie sehen würden. Aber ich finde es toll, dass sich die Veranstaltung zu so einem Flaggschiff der Community entwickelt hat.

Köstlinger: Ja, absolut.


Wie schaut denn so der Alltag bei einem berühmten Schauspielerpaar aus?

(beide lachen) Köstlinger: Ich bin sehr verwöhnt und bekomme den Kaffee ans Bett serviert.

Maurer: Wir sind ganz normale Leute. Ganz normale, sehr privilegierte Leute, die einen Beruf ausüben dürfen, der Spaß macht und immer wieder selbsterneuernd ist. Ein Beruf, der eine Aufmerksamkeit genießt, die dem normalen Beitragszahler nicht gegönnt ist. Und das nimmt man mit der nötigen Demut an und bedankt sich dafür.

Köstlinger: Wir kochen beide total gerne! 

Maurer: Wir trinken, kochen, essen ...

Köstlinger: ... und ein bisschen Sporteln - wenn wir nicht zu faul sind! 

Maurer: Wir haben auch denselben inneren Schweinehund wie jede und jeder andere. Und: Wir sind nicht Richard Burton und Elizabeth Taylor, was Verhaltensoriginalität betrifft - sondern eher die Stinknormalos, Gott sei Dank. Außerdem war Maria eh schon mit einem noch berühmteren Mann verheiratet (der verstorbene Schauspieler Karl-Heinz Hackl, Anm.), da wäre ich ja eher das Downgrade.

Köstlinger: Na geh! Wie gesagt, das ist alles im Rahmen. Wenn wir jetzt irgendwo hingehen und einkaufen, die Leute erkennen den Juergen oder mich oder uns beide - da sind alle Leute total entzückend und sprechen uns an. 


"Wir sind eher die Stinknormalos": Maurer und Köstlinger frönen nicht dem Luxus-Starleben - und haben ebenso mit dem inneren Schweinehund zu kämpfen. | Foto: Roland Ferrigato
  • "Wir sind eher die Stinknormalos": Maurer und Köstlinger frönen nicht dem Luxus-Starleben - und haben ebenso mit dem inneren Schweinehund zu kämpfen.
  • Foto: Roland Ferrigato
  • hochgeladen von Manuela Tiefnig


Kann man das nach so vielen Malen wertschätzen, wenn Menschen euch ansprechen und Feedback geben?


Köstlinger: Absolut. Das Publikum ist das Wichtigste. Gerade das Fernsehen und Theater haben während der Pandemie eine schwierige Phase durchgemacht. Doch die Leute sind wieder zurückgekommen. Es ist einfach schön, dass das Kino und das Theater sich nach dieser Zeit wieder so erholt haben. Wie es in unserem Stück am Ende so schön heißt: „Man kann seine Freude nicht ins Leere singen ...“ 


Ihr beide spielt in Wien, habt aber euren Wohnsitz außerhalb der Bundeshauptstadt, nämlich in Klosterneuburg. Maria, du kommst aus Salzburg, Juergen, du aus Kärnten. Wo ist es in Österreich denn am schönsten?

Maurer: Wir wohnen seit gut fünf Jahren in Klosterneuburg, direkt am Weinberg: Wir fallen zwei Mal um und sitzen beim Heurigen oder liegen zwischen den Weinstöcken (lachen).

Köstlinger: Österreich ist einfach ein traumhaft schönes Land.

Maurer: Ich liebe das Land, die Geschichte, die Kultur. Im Gegensatz zur momentanen politischen Verfassung unserer Gesellschaft. Aber da kann das Land ja nichts dafür.

Köstlinger: Und wir können uns manchmal streiten, ob Kärnten oder Salzburg schöner ist (lacht).


"I bin's": der Wordrap


MeinBezirk.at: Was liebt ihr an Österreich?

Köstlinger:
Jedes einzelne Bundesland.

Maurer: Das Land.


Was ist eure Lieblingsspeise der österreichischen Küche?
Köstlinger: Tafelspitz.
Maurer: Paprikahendl.

Selbst gemacht?

Köstlinger & Maurer:
Ja immer!


Welcher ist euer Lieblingsplatz in Österreich?

Maurer: Der Weissensee in Kärnten.

Köstlinger: Vielleicht bei mir daheim in Klosterneuburg - bei dir.


Welches ist euer Lieblingswort der österreichischen Sprache?

Köstlinger & Maurer:
Oida.


Welche Österreicherin bzw. welcher Österreicher hat euch Inspiriert?

Maurer
: Arthur Schnitzler. Die gesamte kulturelle Intelligenz der Jahrhundertwende bis zur Ersten Republik.

Köstlinger: Armin Wolf und Peter Filzmaier.

Maria Köstlinger im Porträt
Maria Köstlinger wurde in Schweden als Tochter eines Opernsängers geboren und wuchs in Salzburg auf. Schon als Kind spielte sie am Salzburger Landestheater. Nach ihrer Schauspielausbildung wurde Maria Köstlinger ins Ensemble des Kleinen Theaters Salzburg engagiert. Von 1992 bis 1996 spielte sie am Salzburger Landestheater, wo sie u.a. im "Liliom" als Marie und in Mrozeks "Tango" als Ala auf der Bühne stand. Ihr Debüt am Theater in der Josefstadt war die Corie in "Barfuß im Park" 1996. Es folgten die Viola in "Was ihr wollt", die Elisabeth in "Glaube, Liebe, Hoffnung" und die Rosalie in "Höllenangst" an der Seite ihres Mannes Karlheinz Hackl. Mit ihm als Partner wagte sie auch einen Ausflug ins Musical, "Mizzis und Strizzis" im Metropol. Bei den Sommerfestspielen Reichenau beeindruckte sie in der Regie von Otto Schenk als Christine in Schnitzlers "Liebelei". 2023 wurde sie zur Kammerschauspielerin ernannt.
Ausgewählte Filme und Serien: Vienna Blood" (2022), "Vorstadtweiber" (2014-2021), "Bad Fucking" (2013), "Spuren des Bösen" (2013), "Silentium" (2003).
Juergen Maurer im Porträt
Juergen Maurer wurde 1967 in Klagenfurt am Wörthersee geboren. Maurer studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien. 1989 legte er die Schauspielreifeprüfung ab und spielte erste Rollen am Theater der Jugend und Volkstheater. Von 1997 bis 2012 war Juergen Maurer Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters. Seit 2008 wirkt Maurer in zahlreichen Fernsehproduktionen mit, unter anderem in mehreren Folgen der kultigen Kriminalreihe "Tatort".
Ausgewählte Filme und Serien: "Vienna Blood" (seit 2019), "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" (2019), "Vorstadtweiber" (2015), "Vier Frauen und ein Todesfall" (2013).

Weitere Glücks-Treffer:

"Die kann nichts anderes"
So stehen die Sterne für 2024
Mathea gegen Elif: "Wir respektieren uns"

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Österreich auf MeinBezirk.at

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Österrreichweite Nachrichten

MeinBezirk auf Instagram: @meinbezirk.at


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.