Früher Frühling ändert Verhalten
Haussperling heuer häufigster Wintervogel

- Der Hausspatz war diesen Winter der häufigste im Siedlungsraum anwesende Vogel.
- Foto: Pixabay
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Alle Jahre wieder ruft die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich zur "Stunde der Wintervögel" auf, einem Citizen-Science-Projekt, bei dem es darum geht, die Vogelbestände in bewohntem Gebiet zu beobachten und zu melden. In diesem Jahr, dem 14. Jahr der Winter-Vogelzählung, war der Haussperling der häufigste Wintervogel im Siedlungsraum und hat den Vorjahressieger Kohlmeise und den Feldsperling auf die Plätze zwei und drei verwiesen.
ÖSTERREICH. Im Durchschnitt wurden in Österreich in diesem Jahr rund 26 Vögel pro Garten gemeldet, was deutlich unter dem Durchschnitt der letzten drei Jahre lag. Der falsche Frühling zu Jahresbeginn dürfte für dieses veränderte Vogelverhalten im Winter verantwortlich gewesen sein, vermutet BirdLife Österreich. Dieser Rückgang war in allen Bundesländern zu beobachten.
Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife:
„Dabei konnten Vogelarten, die auch im Winter stark auf Siedlungen konzentriert sind, wie der Haussperling, die Türkentaube oder auch der Stieglitz, die Vorjahresergebnisse halten. Bei Aaskrähen und Saatkrähen war eine leichte Zunahme im Vergleich zum Vorjahr bemerkbar, nachdem die Krähen in der Vergangenheit deutlich im winterlichen Bestand abgenommen hatten. Jeder zehnte Teilnehmende konnte sich über Schwanzmeisen an der Futterstelle freuen, was etwas über dem Vorjahrswert lag.“
Zahl der Sperlinge nun stabil
Der Haussperling war bei der diesjährigen Zählung, wie im Vorjahr, in fast jedem zweiten Garten anzutreffen (45,57 Prozent) und stellte mit 72.015 Vögeln die häufigste im winterlichen Siedlungsraum anwesende Vogelart dar. Dieser Siedlungsspezialist zeigte im Verlauf seit Anbeginn der Wintervogelzählung im Vergleich zu anderen Arten noch moderate Rückgänge, aber auch hier sind Rückgänge feststellbar: Die Schwarmgröße reduzierte sich und auch der durchschnittliche Winterbestand im Siedlungsraum war in den letzten zehn Jahren tendenziell fallend (minus 0,11 Vögel pro Jahr weniger), aber in den letzten vier Jahren stabil.

- Die ungewohnt hohen Temperaturen diesen Winter machen viele Vögel zu Selbstversorgern.
- Foto: Daniel Leopoldsberger
- hochgeladen von Kathrin Santha
"Falscher" Frühling – verändertes Vogelverhalten
"Die Vögel waren witterungsgünstige Selbstversorger", erläuterte der Fachmann. Sie hielten sich am Zählwochenende (6.-8. Jänner 2023) eher außerhalb unserer Städte und Dörfer auf. Dafür gebe es einige Erklärungen: Es war ausreichend natürliche Nahrung vorhanden, weil wichtige Nahrungsbäume wie Fichten und Buchen im vergangenen Herbst erneut besonders viele Früchte ausbildeten, die zu Jahresbeginn kaum von Eis oder Schnee bedeckt waren. "Das bedeutet gleichzeitig, dass die Vögel bei milder Witterung vermehrt im Wald bleiben und weniger in die Siedlungen einfliegen", so Wichmann.
Warme Winter immer häufiger
Besonders auffällig für Ornithologen waren die außergewöhnlich warmen Temperaturen zu Jahresbeginn, die dazu führten, dass die Vögel bereits frühzeitig anfingen zu zwitschern und ihre Reviere zu besetzen. Solch bisher untypisch warme Winter werden durch die Klimaerwärmung immer häufiger zur Normalität. "Welche gravierenden Auswirkungen das auf den Vogelbestand hat, müssen wir zur Stunde der Wintervögel in den nächsten Jahrzehnten live beobachten", so Wichman.
BirdLife Österreich freute sich über einen neuen Teilnahmerekord bei der Stunde der Wintervögel. 24.532 Naturbegeisterte haben insgesamt 474.554 Vögel aus dem winterlichen Siedlungsraum gemeldet, was einem Anstieg von etwa fümf Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
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