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Immer mehr Bundesländer setzen auf Handyverbot im Unterricht

- In Österreich konnte das bislang jede Schule selbst entscheiden. Mittlerweile setzen manche Bundesländer auf einheitliche Verordnungen.
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Frankreich, Belgien oder Ungarn verbieten Smartphones während des Unterrichts. Auch in drei Bundesländern wird mittlerweile flächendeckend auf ein solches Verbot gesetzt. Das Ministerium rät Schulen, Handyregeln in der Hausordnung festzulegen.
ÖSTERREICH. Seit kurzem flammt die Diskussion über die Handynutzung an österreichischen Schulen wieder auf. Eltern, Politik und zahlreiche Bildungsexpertinnen und -experten fordern verbindliche Regelungen.
2023 haben erstmals die Vereinten Nationen empfohlen, Smartphones aus den Klassenzimmern möglichst zu verbannen. Laut UNESCO gebe es Belege dafür, dass eine hohe Nutzungsdauer nicht nur negative Auswirkungen auf die schulischen Leistungen, sondern auch auf die emotionale Stabilität der Schülerinnen und Schüler habe. Weiters betont die Organisation, dass Bildung menschenzentriert bleiben müsse und digitale Techniken – einschließlich KI – nicht die persönliche Interaktion mit Lehrerinnen und Lehrern ersetzen dürfe.
Mehrheit der Lehrer für Verbot
In einer österreichweiten Lehrkräftebefragung des Österreichischen Bundesverlags (öbv) in Kooperation mit der School of Education der Johannes Kepler Universität (JKU) geben 949 Lehrkräfte Auskunft zur Smartphone-Nutzung im Unterricht. 44 Prozent der befragten Lehrkräfte sprechen sich klar, weitere 30 Prozent „eher“ für ein Smartphone-Verbot an Schulen aus. Zehn Prozent lehnen ein Handyverbot klar, 16 Prozent „eher“ ab.
Der Wunsch nach einem Smartphone-Verbot ist in den Pflichtschulen (Volksschule, Mittelschule) stärker ausgeprägt als in weiterführenden Schulen. An Pflichtschulen gibt es auch häufiger bereits schuleigene Handyverbote oder -regeln.

- Bildungsexperten führen die gesunkene Lesefähigkeit auf ein Nachlassen der Konzentration zurück, ausgelöst durch die intensive Nutzung von digitalen Geräten wie Smartphones, Tablets und Smartwatches.
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Bei Handyverbot herrscht ein Fleckerlteppich
Während es in einigen europäischen Ländern schon flächendeckende Handyverbote gibt, wird das Thema in Österreich bisher je nach Schule unterschiedlich behandelt. Einige Bundesländer aber setzen schon ein entsprechendes Verbot um oder diskutieren es.
"Die Nutzung von Mobiltelefonen ist aus dem Alltag von Kindern und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Allerdings sind mit der ungeregelten Handynutzung auch negative Folgen, wie soziale Verarmung, Schlaf- und Angststörung sowie Suchtverhalten verbunden", so Kärntens Bildungsdirektorin Isabella Penz. Die Volksschüler müssen ihre Phones nun für die Unterrichtszeit abgeben. Die Strafen bei Nichtbeachtung reichen von Verwarnungen und Klassenbucheinträgen bis hin zu Mitteilungen an die Eltern. Alle Schulen wurden aufgefordert, ein Smartphone-Verbot in ihren Hausordnungen niederzuschreiben
In Wien machte vergangene Woche Wiens Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) mittels einberufenen Rat aus Expertinnen und Experten Tempo, um gemeinsam Lösungen im Umgang mit Smartphones oder Smartwatches im Schulalltag zu erarbeiten. "Die bildungswissenschaftliche Evidenz ist eindeutig: Das Handy ist ein echter Konzentrationskiller im Klassenzimmer", sagt Wiederkehr dazu. In Volks- und Mittelschulen werde es deshalb für alle Schülerinnen und Schüler während des Unterrichts und in den Pausen klare Regeln für den Umgang mit Handys geben. In Wien forder man die Schulen "dringend" zur Umsetzung der Handlungsempfehlungen auf, für mehr brauche es eine bundesweite Regelung.
Immer mehr Schulen verordnen ein striktes Handyverbot auch in Tirol. Die Regulierungen sind derzeit noch schulintern, und somit stellt sich zunehmend die Frage, ob ein generelles Verbot sinnvoll wäre. Die Tiroler Schülerunion spricht sich gegen ein solches aus.
Wunsch nach bundesweitem Verbot
In Vorarlberg ist die Nutzung von Smartphones in den meisten Volksschulen bereits durch die Hausordnung untersagt. Dies bestätigt Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) gegenüber der "Kronen Zeitung". Sie erklärt, dass in Vorarlberg bereits Empfehlungen zur Einschränkung der Handynutzung an Schulen ausgesprochen wurden, die auch ohne Erlass eine große Wirksamkeit zeigen. Obwohl sie die Einschränkung der Nutzung digitaler Endgeräte an Schulen begrüßt, bezweifelt sie die Umsetzbarkeit per Erlass durch die Länder, da diese Erlässe rechtlich nicht verbindlich sind. Ein verbindliches Handyverbot könnte nur auf Bundesebene umgesetzt werden.
Das Land Salzburg plant kein generelles Handyverbot an Schulen. Man präferiere eine einheitliche Lösung für ganz Österreich: „Hier können Schulen individuell und nach Bedarf Regelungen im Rahmen der Hausordnung festlegen. Es gibt nämlich sehr unterschiedliche Ansätze, auch jenen, das Handy ganz gezielt in den Unterricht einzubauen, weshalb ein von oben herab verordnetes Verbot aus unserer Sicht nicht wirklich zielführend ist", so Bildungslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) gegenüber orf.at.
Auch das Land Niederösterreich hatte sich zuletzt gegen ein generelles Handyverbot an Schulen ausgesprochen. Je jünger die Mädchen und Buben seien, desto restriktiver müsse jedoch der Umgang mit dem Smartphone sein, hieß es Ende Jänner aus dem Büro von Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP).
Die FPÖ Burgenland fordert ein konsequentes Handyverbot an Pflichtschulen. Michelle Whitfield, Landtagsabgeordnete und Bereichssprecherin für Bildung, sieht Handlungsbedarf: „Wenn der Unterricht gegen TikTok und Co. keine Chance mehr hat, müssen wir einschreiten.“
An steirischen Schulen ist ein Erlass für ein Verbot von Mobiltelefonen bis zur sechsten Schulstufe seit Mitte Februar in Kraft. Die Regelung kann auch für höhere Schulstufen gelten, allerdings nur, wenn die Schulgemeinschaft sich dafür entscheidet. Es betrifft neben Handys auch Tablets und Smartwatches. MeinBezirk Steiermark hat sich umgehört, was die betroffenen Kinder dazu sagen.
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