Kfz-Neuzulassungen seit Jänner
Auto-Käufe auf Niveau von vor 44 Jahren

Auch wenn der Anteil alternativ angetriebener Kfz steigt: Der Automarkt ist in Österreich eingebrochen. | Foto: vibemovesyou.com
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Seit 44 Jahren hat es nicht mehr so wenige Neu-Zulassungen von Fahrzeugen in Österreich gegeben. Von Jänner bis Juli 2022 wurden laut Statistik Austria 124.660 Pkw neu zugelassen. Das entspricht einem Rückgang von 19,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Neuzulassungen bei den Kraftfahrzeugen ging zurück. Einzige Ausnahme: Wohnmobile legen zu. Die Hintergründe.

ÖSTERREICH. Die hohe Inflation und der Krieg in der Ukraine wirken sich auch auf den heimischen Automarkt aus. „Im Juli 2022 waren die Pkw-Neuzulassungen mit einem Minus von 19,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat weiter auf Talfahrt. Das wirkte sich erneut negativ auf die bisherige Jahresbilanz aus: 124.660 Neuwagen-Zulassungen im Zeitraum Jänner bis Juli 2022 markieren den tiefsten Wert seit 44 Jahren“, erklärt Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Bei den Kraftfahrzeugen (Kfz; 185 563) insgesamt wurden Rückgänge von 23,2 Prozent beobachtet. 

"Jede Marke hat ihre eigenen Liefer-Probleme"

Für Klaus Edelsbrunner, Bundesgremialobmann in der Wirtschaftskammer (WKO), keine große Überraschung, wie er gegenüber den RegionalMedien Austria erklärt:

"Wir haben damit gerechnet und auch vorausgesagt, dass wir heuer bis Ende des Jahres nicht mehr als 200.000 Neuzulassungen haben werden."

Als Grund dafür sieht der WKO-Obmann, dass die Händler seit Jahresbeginn zu wenige Fahrzeuge bekommen. "Wir verzeichnen lange Lieferzeiten von vier bis sechs Monaten. Die Industrie ist aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage, mehr Fahrzeuge zu produzieren", so der Experte. Das liege teils an Kapazitätsmöglichkeiten, teils an Lieferproblemen bei elektronischen Bauteilen. Dazu komme die Ukraine-Krise. Auch würden etwa bei BMW und Mazda Kabelbäume fehlen. Edelsbrunner: "Jede Marke hat ihre eigenen Liefer-Probleme." 

Die häufigsten Automarken bei Neuzulassungen

Die Anzahl der Zulassungen ging im Jahresvergleich jedoch um 9,7 % zurück. Unter den zehn wichtigsten Pkw-Marken behauptete VW mit 14,0 % den höchsten Anteil an allen Pkw-Neuzulassungen.

Dahinter folgten folgende Marken:

  • Skoda (9,0 % Anteil)
  • BWM (6,9% Anteil)
  • Audi (6,4 % Anteil)
  • Zuwächse gegenüber dem Vorjahreszeitraum wurden bei Toyota (+34,0 %) und Kia (+5,7 %) beobachtet.
  • Weniger Zulassungen gab es bei Seat (-41,9 %), VW (-29,8 %), Skoda (-21,4 %), Ford (-19,6 %), Mercedes (-15,7 %), BMW (-10,7 %), Hyundai (-6,1 %) und Audi (-4,9 %).

Verunsicherung ist groß

In der Zulassungsstatistik schlagen sich noch nicht die Auswirkungen der Inflation nieder, aber: Im täglichen Geschäft seien die Schauräumen besonders wenig frequentiert. Das sei in den Ferien zwar nicht ungewöhnlich, heuer sei es aber besonders auffällig ruhig.

Edelsbrunner erklärt die Gründe wie folgt:

"Die Menschen scheuen sich vor großen Anschaffungen, weil die Kunden nicht wissen, wie sich der Strompreis weiterentwickelt, wie es mit den Ölheizungen weitergeht, die Mieten sind teurer geworden, und so weiter. Das bedeutet es gibt eine Verunsicherung, die sich auf größere Anschaffungen auswirkt. Man will eher auf der sicheren Seite sein. Die Werkstätten sind momentan voll, weil die Kunden das Auto eher reparieren lassen, bevor sie sich ein neues oder gebrauchtes Auto kaufen. Oder die Menschen verlängern ihr Leasing um ein Jahr und warten ab, wie die Lage nächstes Jahr ist".

Ob man einen Boom bei den günstigeren Modellen verzeichnet? Das Gegenteil sei der Fall: " Speziell die Oberklasse bei BMW oder Audi verkaufe sich gut. Edelsbrunner: "Weil die Menschen haben Angst vor der Inflation und geben ihr Geld aus."

Klaus Edelsbrunner, Bundesgremialobmann für Fahrzeughandel. | Foto: Sissi Furgler
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Anteil alternativer Antriebe weiter steigend, aber...

Von Jänner bis Juli 2022 gingen die Neuzulassungen von Pkw mit Dieselantrieb (28.068; 22,5 Prozent Anteil) um 28,3 Prozent , jene von Pkw mit Benzinantrieb (48.716; 39,1 Prozent Anteil) um 21,6 Prozent zurück. Rückläufig sind auch die Neuzulassungen bei den alternativ angetriebenen Pkw. Neu zugelassen wurden 23.155 Benzin-Hybrid-Pkw (-14,4 Prozent; 18,6 Prozent Anteil), 7.749 Diesel-Hybrid-Pkw (-9,5 Prozent; 6,2 Prozent Anteil) und 16.911 rein elektrisch betriebene (BEV)Pkw (-2,5 Prozent; 13,6 Prozent Anteil).

Von den 16.911 neu zugelassenen BEV-Pkw entfielen 77,7 Prozent auf juristische Personen, Firmen und Gebietskörperschaften und 22,3 Prozent auf Private. Alternativ angetriebene Pkw erreichten einen Anteil von insgesamt 38,4 Prozent (2021: 34,4 %).

Trotzdem verzeichne man in der Branche bei E-Autos wegen des gestiegenen Strompreises einen "Knackpunkt", meint Edelshofer. Die Kunden würden sehr wohl registrieren, dass E-Autos momentan doch nicht so günstig sind. Und das Jahr 2035 sei für die meisten Menschen noch weit weg – "bis dahin kaufen sie noch zwei oder drei Autos. Das Stromnetz ist auch noch nicht so ausgelegt, dass jeder das Auto anstecken kann. Die Benziner sind inzwischen zudem schon so gebaut, dass ihre CO2-Ausstöße gar nicht mehr so hoch sind", sagt der Obmann.

Weniger Zulassungen bei Nutzfahrzeugen und Zweirädern

Auf dem Nutzfahrzeugmarkt wurden von Jänner bis Juli 2022 auch weniger LKW zugelassen, (-62,8 % bzw. -25,6 %), land- und forstwirtschaftliche Zugmaschinen (4 667; -11,3 %) und Sattelzugfahrzeuge (1 910; -2,7 %) ebenso. Bei den Lkw Kl. N2 (206; +7,3 %) wurde hingegen ein Anstieg an Neuzulassungen beobachtet.

Auch bei den Zweirädern entwickelten sich die Neuzulassungen rückläufig. Während die Zulassungen von neuen Motorrädern (-0,6 %; 24 948) annähernd die Vorjahreszahlen erreichten, ist der Rückgang bei den Motorfahrrädern (-15,2 %; 7 381) deutlicher ausgeprägt.

Trend zu Wohnmobilen

Fabrikneue Wohnmobile lagen mit 3 541 Zulassungen um 13,3 Prozent über dem Vorjahreswert. Davon entfielen 76,9 Prozent auf juristische Personen, Firmen und Gebietskörperschaften und 23,1 Prozent auf private Fahrzeughalterinnen und -halter.

Die Kfz-Zulassungs- bzw. Bestandsstatistik von Statistik Austria ist eine Sekundärstatistik, die auf Basis der vom Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs (VVO) täglich an Statistik Austria übermittelten Datenfiles erstellt wird. Im Rahmen der Kfz-Neuzulassungsstatistik werden alle Neuzulassungen erhoben, das sind alle fabrikneuen Zulassungen, unabhängig von der Dauer der Anmeldung (auch sogenannte Kurzzulassungen, z. B. Tageszulassungen).

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