Leise Monster
So gefährlich sind E-Fahrzeuge im Straßenverkehr

- Immer mehr Kinder und Jugendliche nutzen E-Roller selbst, um schnell zur Schule zu kommen.
- Foto: Unsplah
- hochgeladen von Mag. Maria Jelenko-Benedikt
Elektroautos und E-Roller stehen für moderne, umweltfreundliche Mobilität. Besonders in Städten wird die leise Fortbewegung als Fortschritt gefeiert: weniger Lärm, saubere Luft, angenehmeres Wohnumfeld. Doch was in Sachen Umwelt und Lebensqualität als Vorteil erscheint, bringt neue Herausforderungen für die Verkehrssicherheit – vor allem für Kinder. Nun soll es Änderungen in der Straßenverkehrsordnung geben.
ÖSTERREICH. Im Gegensatz zu klassischen Verbrennern sind Elektrofahrzeuge bei niedrigen Geschwindigkeiten fast geräuschlos. Was für viele angenehm klingt, stellt in der Praxis ein Sicherheitsproblem dar: Kinder orientieren sich im Straßenverkehr nicht nur visuell, sondern stark auditiv, heißt es vonseiten des Autofahrerclubs Arbö. Ein Auto, das sich fast lautlos nähert, wird leicht überhört – gerade in Wohnstraßen, auf Gehsteigen oder in Schulnähe.
Auch der Gesetzgeber hat reagiert: Seit 2021 müssen neue E-Autos in Österreich wie in anderen EU-Ländern bei Geschwindigkeiten bis 20 km/h ein künstliches Fahrgeräusch erzeugen (AVAS – Acoustic Vehicle Alerting System). Doch diese Lösung hat ihre Grenzen. Erst ab ca. 50 km/h sind Reifen- und Windgeräusche ausreichend laut, um mit herkömmlichen Fahrzeugen mithalten zu können. In verkehrsberuhigten Bereichen bleibt das Risiko der akustischen Unsichtbarkeit bestehen.
E-Roller: Schnell, leise – und oft ohne Helm
Noch problematischer wird die Lage durch die zunehmende Zahl von E-Rollern. Diese kleinen, leichten Fahrzeuge sind nicht nur fast lautlos unterwegs, sondern in Österreich auch ohne gesetzliche Helmpflicht nutzbar. Viele Nutzer verzichten daher auf Schutz – auch bei hohen Geschwindigkeiten und im dichten Stadtverkehr. Kinder begegnen E-Rollern oft auf Gehsteigen oder in Parks, wo eigentlich kein motorisierter Verkehr erwartet wird.
Für Kinder im Straßenverkehr stellen E-Roller gleich mehrere Risiken dar: Sie sind schwer zu hören, häufig unberechenbar in ihrer Fahrweise und ihre Fahrer:innen sind durch das fehlende Schutzbewusstsein selbst verletzungsanfällig – was auch andere Verkehrsteilnehmer gefährdet. Unfälle zwischen E-Rollern und Kindern nehmen zu, gerade weil viele der Geräte in Zonen genutzt werden, die eigentlich Fußgängern vorbehalten sind.

- Um Unfälle zu vermeiden, muss der Weg in die Schule geübt werden.
- Foto: AUVA/Winkler
- hochgeladen von Luise Schmid
Schulweg auf dem E-Roller – riskant statt smart
Immer mehr Kinder und Jugendliche nutzen E-Roller selbst, um schnell zur Schule zu kommen. Was bequem und zeitsparend wirkt, ist aus sicherheitstechnischer Sicht hochproblematisch. Denn: E-Roller sind – auch wenn sie technisch limitiert sind – keine Spielzeuge, sondern Kraftfahrzeuge. Sie erfordern ein gewisses Maß an Fahrverhalten, Reaktionsvermögen und Aufmerksamkeit, das jüngere Verkehrsteilnehmer oft noch nicht ausreichend mitbringen.
Hinzu kommt: Viele Kinder fahren ohne Helm und daher ungeschützt durch den morgendlichen Stadtverkehr – oft ohne ausreichend Verkehrserfahrung, bei dichtem Verkehr und unter Zeitdruck. Dabei kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen: Stürze auf unebenen Gehwegen, Zusammenstöße mit Fußgängern, riskantes Überholen oder unkontrolliertes Abbiegen gehören zum Alltag.
Besonders kritisch ist, dass Kinder auf E-Rollern oft schwer einzuschätzen sind – sowohl für Autofahrerinnen und Autofahrer als auch für andere Verkehrsteilnehmer. Die leise Fahrweise trägt dazu bei, dass sie häufig übersehen oder überhört werden. Gleichzeitig fehlen in vielen Städten klare Regelungen und geeignete Infrastrukturen wie sichere Abstellflächen oder separate Spuren.
Sicherheit braucht mehr als Technik
Die Elektromobilität bringt zweifellos viele Vorteile – doch sie darf nicht auf Kosten der Sicherheit der Schwächsten gehen. Kinder brauchen einen Straßenverkehr, in dem sie hören, sehen und richtig einschätzen können, was auf sie zukommt. Das gilt für E-Autos ebenso wie für E-Roller. Nach technischen Lösungen wie verpflichtenden Warngeräuschen sind nun auch gesetzliche Anpassungen – etwa eine Helmpflicht für E-Roller-Fahrer sowie ihre Verbannung von Gehsteigen und Radwegen geplant ist. Diese Novelle der Straßenverkehrsordnung kann den Verkehr ein Stück kindgerechter und sicherer machen.
Auch interessant:





Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.