Heini Staudinger
"Brot wird nicht mehr mit heimischem Getreide gebacken"

Heini Staudinger als schrägster Bundespräsidentschaftskandidat. | Foto: Archiv/Gea
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Die RegionalMedien Austria haben alle Bundespräsidentschaftskandidaten gebeten, die gleichen Fragen zu beantworten. Heinrich "Heini" Staudinger, der "Waldviertler Wirtschaftsrebell" über seine Prioritäten und Wünsche.

ÖSTERREICH. Internationale Bekanntheit gewann der Oberösterreicher, als er 2012 mit Crowdfunding Geld von Freunden und Kunden auslieh, als ihm seine Bank keinen Kredit mehr gewährte, und nach Meinung der Finanzmarktaufsicht (FMA), die gegen ihn ermittelte, unerlaubt das Geschäft einer Bank betrieb. Zwar behielt die FMA recht, doch mündete der Rechtsstreit in ein neues Crowdfunding-Gesetz.

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Der 69-Jährige "Schuhrebell", über den ein Kinofilm gedreht wurde („Das Leben ist keine Generalprobe“) rückt die Themen Armut und Natur in den Mittelpunkt seines Wahlkampfes. Viele sehen ihn als "Gewissen der Politik" und hoffen, dass er die Parteien "an die Einhaltung der Grundrechte und der Neutralität mahnt - besonders in schwierigen Zeiten". 

RegionalMedien Austria: Hätten Sie alle Regierungen der letzten zwei Jahre angelobt? Was hätten Sie gemacht? 
Heinrich Staudinger: Ich hätte sie angelobt und immer wieder zum Dialog ermahnt. In den Parteiprogrammen stehen viele tolle Inhalte, aber die Parteien halten sich nicht daran. Ich als Präsident sehe mich als das Gewissen der Parteien, das Gewissen der Regierung 

Würden Sie die jetzige Regierung aus ihrem Amt entlassen? Wenn ja, warum?
Nein, denn danach kommen Neuwahlen, dann haben wir eine neue Regierung, die dann vielleicht wieder entlassen werden muss. Ich würde auf intensiven Dialog setzen. 

Welcher frühere österreichische BP ist für Sie ein Vorbild, und warum? Haben Sie andere Vorbilder in der Politik? Wenn ja, wen?
Vaclav Havel, Beppe Mujica aus Uruguay

Würden Sie sich öfter zu politischen Themen äußern, als es Alexander Van der Bellen getan hat?
Ja

Wie präsent sollte ein Bundespräsident in den Sozialen Medien sein? – und auf welche Art
und Weise sollte er diese nutzen?

Er sollte präsent sein und den Armen eine Bühne bieten.

Die Sommer werden immer heißer, Seen trocknen aus, große Brände werden häufiger, die Zahl der Hitzetoten steigt. Welche Ideen haben Sie, um dem Problem entgegenzuwirken?
Wir müssen zurück zur Natur. Mich kotzt es an, wenn diese Position oft als lächerlich hingestellt wird. Es ist die einzig zukunftsfäige Position – that´s it.

Welches Land würden Sie in Ihrer Funktion als Bundespräsident zuerst besuchen?
Den Kongo. Sechs Millionen Menschen  sind im Wirtschaftskrieg um Bodenschätze umgekommen. Nicht die Kongolesen sind geil auf Kobalt, Kupfer, Gold und Diamanten, sondern wir sind es. Die Methoden der Gewinnung sind kriminell. Die Kongolesen waren zu mir als 20-Jährigen umwerfend gastfreundlich, als ich mit meinem Freund Reinhold mit dem Moped einen Monat lang im Kongo unterwegs war. Die Leute dort haben nur ein Pech: Unter ihren Füßen sind ungeheure Mengen von unschätzbar reichen Bodenschätzen. Drum müssen sie sterben.

Wen würden Sie gerne möglichst bald in die Hofburg einladen?
Die alleinerziehenden Mütter, die Biobauern, die Waldbauern, die sich heute um die Gesundung der Wälder kümmern, obwohl sie zu ihren Lebzeiten nicht ernten werden. Die Ute Bocks dieser Welt, usw.

Wen würden Sie eher ungern in die Hofburg einladen?
Sagen wir so: Mit KünsterInnen und Kleingewerbetreibenden rede ich ´s mir leichter als mit Lobbyisten und Konzernen.

Worin liegt Ihrer Erachtens nach derzeit die größte gesellschaftspolitische Herausforderung?
Einen Lebensstil zu entwickeln, der kompatibel ist mit Mutter Erde. Der Welterschöpfungstag für Österreich war der 6. April, d.h. unser Lebensstil braucht die Ressourcen der Erde vier Mal. Wir "Ösis" brauchen eben die Mutter Erde.

Die Wahl wird wohl zwischen sechs Männern entschieden – woran liegt es Ihres Erachtens, dass keine Frauen antreten?
Das ist sch... Ich würde sofort z.B. eine Ute Bock wählen.

In einigen Stichworten bzw. in aller Kürze: Wie stellen Sie sich einen Tag als Bundespräsident
vor?

Offen, frei, Menschen- und Völkerverbindend.

Wenn Sie eine Sache in Österreich mit einem Fingerschnippen auf der Stelle ändern könnten,
was wäre das?

Die Wiederherstellung der regionalen Wirtschaft. Es ist nicht lange her, da konnte jedes Dorf für sich selber sorgen, jetzt sind wir in jedem Sch... abhängig – nicht nur von Öl und Gas, auch von Schuhen, Textilien, Handys, TV-Geräten, Computern, Sportgeräten, Sturzhelmen, Fahrrädern, Mopeds. In jedem Auto stecken Teile aus China, lebenswichtige Medikamente kommen zu 80 Prozent aus Asien. Nicht einmal mehr das Brot wird mit österreichischem Getreide gebacken (es sind nur mehr 30 Prozent). Diese Abhängigkeiten sind ein Wahnsinn. Die Konzerne haben die macht übernommen, mit Hilfe einer Gesetzgebung, die die Konzerne begünstigt und die eigenen Leute diskriminiert. Wieso? Ich will es nach wie vor nicht verstehen, warum die Regierung zu denen hilft, und nicht zu uns?

Angenommen, Sie können umdekorieren: Wie richten Sie die Präsidentschaftskanzlei in der
Hofburg ein?

Egal, das ist völlig unwichtig.

Würde mit Ihnen ein Haustier in die Hofburg einziehen?
Nein.

Wie gelangen Sie normalerweise zur Arbeit – und wie würden Sie als BP täglich zur Hofburg
„anreisen“?

Zu Fuß, mit Öffis oder mit dem Fahrrad

Schnellfrage-Runde:

In meiner Freizeit …
... gehe ich spazieren oder lese ich
Bei einem Lokalbesuch bestelle ich …
... was mir gerade schmeckt .......... immer häufiger ein alkoholfreies Bier.
Meinen Urlaub verbringe ich …
... im Waldviertel
Wenn ich ein Tier wäre, wäre ich …
... ein Nilpferd, weil ich unwissend über die Gefährlichkeit der Nilpferde in einem Fluss neben den Nilpferden geschwommen bin - sie haben mich verschont. Ich glaube, dass sie meine Zuneigung gespürt haben.
Ich interessiere mich sehr für …
... die Natur
Wenig Interesse habe ich an …
... den ganzen Fortschritten der digitalen Welt ... ich hab oft das Gefühl, die digitale Welt beschleunigt nur die Entfremdung.
Zuletzt gelesen habe ich …
... David Gräber: "Anfänge"
Wichtig ist mir …
... das Menschliche, das Ziel des Menschen ist die Menschwerdung.
Das möchte ich noch gerne loswerden: …
Unser Lebensstil ist nicht kompatibel für Mutter erde. Das ziel ist das gute Leben und nicht der schwachsinnige Konsum, der alles hinmacht und ganz und gar nix bringt– ganz wenig Freude, ganz viel Depression und Verzweiflung. Das meine ich ernst.

So haben die anderen Kandidaten geantwortet:

"Zeiten zu stürmisch für Experimente und Chaos"
"Geimpfte und Ungeimpfte wurden gegeneinander ausgespielt"
Marco Pogo: "Ich werde kein stiller Präsident sein"
"Die Hofburg ist kein Laufhaus"
Haustier in der Hofburg? Keine Zeit dafür!
"Aktiver Bundespräsident ist 20 Stunden täglich im Job"

Mehr zum Thema:

Kandidat Heinrich "Heini" Staudinger
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