38 Prozent dafür
Überleben ohne zu arbeiten, darf es das geben?
Überleben, ohne dafür einer klassischen Arbeit nachzugehen, als Angestellter, Arbeiter, freier Dienstnehmer oder als sogenannter neuer Selbständiger: Darf es das geben? Oder besser: Wollen wir uns das als Gesellschaft leisten? Eine aktuelle Umfrage bringt spannende Ergebnisse.
ÖSTERREICH. Die Corona-Pandemie hat die Gesellschaft auf den Kopf gestellt. Abertausende wurden mit einem Schlag arbeitslos, weitere knapp 400.000 kommen nur danke Kurzarbeitsregelunge über die Runden. Einmal mehr stellt sich dabei die Frage: Wann, wenn nicht jetzt, ist die Zeit reif, um das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) einzuführen? Welche Vor- und Nachteile brächte es unserer Gesellschaft und wie würde es sich auswirken? Das Marktforschungsinstitut marketagent liefert Antworten.
38,2 Prozent sind für das bedingungslose Grundeinkommen
- Drei Viertel haben bereits vom BGE gehört (75,6%), doch nur 49,2% können sich auch etwas darunter vorstellen
- Das Thema polarisiert: 38,2% sind für das BGE, 31,8% dagegen
- Als Pluspunkt gilt vor allem die Verringerung der Armut (51,6%)
- Negativ gesehen wird der mögliche Ansporn, gar nicht mehr arbeiten zu gehen (63,8%)
- 1.000 Euro pro Monat gelten als angemessener existenzsichernder Betrag.
- Drei Viertel würden trotz BGE nichts an ihrer beruflichen Situation ändern.
- Nur 13,4% rechnen mit einer Einführung des BGE in absehbarer Zeit.
„Knapp 4 von 10 sprechen sich für die Einführung aus, während 32 Prozent es für keine gute Sache halten. 3 von 10 können sowohl Vor- als auch Nachteile ausmachen", sagt Marketagent-Geschäftsführer Thomas Schwabl: "Was für jeden Zweiten jedenfalls dafür spricht, ist das Potenzial, zur Verringerung der Armut beizutragen."
Jeder Vierte rechnet mit positiven Auswirkungen
- Gerade in Krisenzeiten würde es eine gute Absicherung darstellen, sind 38 Prozent überzeugt.
- Für je knapp 3 von 10 könnte die Maßnahme zudem die allgemeine Zufriedenheit der Bevölkerung steigern und für mehr Gleichbehandlung sorgen.
- Jeder Vierte rechnet mit positiven Auswirkungen auf die Gesundheit, finanziellen Engpässen reduziert wird. 17 Prozent lassen hingegen kein gutes Haar an der Idee des BGE.
Jeder Vierte würde weiterarbeiten
- 64 Prozent haben die Sorge, dass das BGE dazu verführen könnte, gar nicht mehr arbeiten zu gehen, sondern sich ausschließlich auf den Fixbetrag zu verlassen. Für 64 Prozent stellt dies die größte Sorge dar. Doch warum?
- Drei Viertel der Befragten würden an ihrer beruflichen Situation auch im Falle der Einführung des BGE nichts ändern.
- Der Job nimmt grundsätzlich für gut 7 von 10 einen hohen Stellenwert ein und gilt nicht nur als Weg, um den Lebensunterhalt zu verdienen (64%), sondern trägt zudem auf verschiedenste Art und Weise zur Verbesserung der Lebensqualität bei (44%).
Jeder Dritte hält es für nicht finanzierbar
- Gut die Hälfte meint, dass unbeliebte Jobs möglicherweise gar nicht mehr angenommen würden oder die Maßnahme eine falsche Motivation darstellt, die österreichische Staatsbürgerschaft anzunehmen.
- Laut jedem Dritten sei auch die Finanzierung dieses Projekts ein Ding der Unmöglichkeit.
- 31 Prozent äußern zudem die Sorge, dass Arbeitgeber in Folge der Einführung die Löhne senken könnten.
Alleinerzieherinnen würden es verdienen
- Verdienen würden es in erster Linie Alleinerziehende (72%) sowie Menschen, deren finanzielle Situation weit unter dem Durchschnitt liegt (67%).
- Knapp 6 von 10 stimmen zudem einer Vergabe an Pensionist*innen zu, gut die Hälfte an Familien.
- Auch Arbeitssuchenden würden es 41 Prozent gönnen. Denn das BGE soll in erster Linie existenzsichernd sein, davon wird im heimischen Diskurs ausgegangen.
1.000 Euro wären angebracht
- Aus Sicht der Österreicher wäre dementsprechend ein Betrag von 1.000 Euro pro Monat angemessen.
- Zu gering wäre jedenfalls eine Zahlung von 600 Euro oder weniger, auf der anderen Seite würden 1.200 Euro oder mehr den Rahmen sprengen.
- Dass diese Überlegungen in absehbarer Zeit tatsächlich Realität werden, erscheint dem Gros der Österreicher aktuell jedoch kaum realistisch (87%).
Finnland hat es schon eingeführt
Bereits 2015 testete Finnland als erstes europäisches Land die Einführung dieses gesetzlich festgelegten Einkommens, das ohne Gegenleistung und unabhängig von der beruflichen und finanziellen Situation vom Staat an die Bürger ausgezahlt wird.
Quelle: marketagent
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