Strompreise
Für ein Viertel aller Haushalte lohnt sich Anbieterwechsel

- Seit Dezember gilt die Strompreisbremse, die bei den meisten heimischen Haushalten den Großteil der Stromkosten deckelt. Die Strompreise für Neukunden sind laut Vergleichsportal gesunken.
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Die im letzten Jahr enorm gestiegenen Energiepreise stellten Österreichs Haushalte vor große finanzielle Herausforderungen. Inzwischen variieren die Stromkosten für Bestandskundinnen und -kunden: Je nach Anbieter und Vertrag zwischen 10 und 64 Cent je kWh. Ein Wechsel des Stromanbieters zahlt sich für immer mehr Kundinnen und Kunden wieder aus, analysiert das Vergleichsportal "Durchblicker".
ÖSTERREICH. Aufgrund der explodierenden Strompreise sah sich die Bundesregierung letztes Jahr gezwungen, ab Dezember die Strompreisbremse für Haushalte einzuführen. So zahlen Haushalte bis zu einem Verrechnungspreis von 40 Cent und einem Jahresverbrauch von 2.900 kWh bis Mitte 2024 tatsächlich nur 10 Cent je kWh. Bis zu 30 Cent Differenz zum Rechnungsbetrag übernimmt der Staat. Wer jedoch mehr als 40 Cent je kWh zahlt oder wer deutlich mehr als 2.900 kWh im Jahr verbraucht, dem rät durchblicker, jetzt den Markt genau zu vergleichen.
“Erste Anbieter sind wieder in den Markt zurückgekehrt und haben mit neuen Angeboten wieder Wettbewerb hineingebracht. Die 40-Cent-Grenze reizen die meisten Anbieter jetzt zumindest bei Neukunden nicht mehr aus. Für etwa ein Viertel der Haushalte kann ein Wechsel des Stromanbieters wieder Sinn machen”, berichtet durchblicker-Energieexperte Stefan Spiegelhofer. Man berufe sich dabei auf Daten, die rund 2.200 Verbraucherinnen und Verbraucher von Mitte 2022 bis Jänner 2023 beim Preisalarm des Vergleichsportals angegeben haben.

- Beim Wechsel zu anderen Anbietern rät durchblicker dazu, auch auf die Vertragsbindung zu achten
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Jeder sechste Haushalt über 40 Cent-Grenze
Der Kärntner Energieversorger Kelag hat beispielsweise seine Strompreise für Neukundinnen und -kunden Mitte Jänner auf netto 35 Cent pro Kilowattstunde (kWh) (brutto: 42 Cent) gesenkt. Ende November seien die Preise bereits von 45 auf 40 Cent gesenkt worden, teilte die Kelag am Freitag mit. Mit den 35 Cent befänden sich die Preise wieder auf dem Niveau von Mitte 2022. Bei Bestandskunden soll es unterdessen im ersten Halbjahr 2023 keine Anpassung geben.
Die günstigsten Neuverträge gibt es laut durchblicker-Vergleich aktuell bereits wieder ab 26,5 Cent je kWh. Die Bestandsverträge der Haushalte sehen dagegen derzeit in vielen Fällen deutlich höhere Preise vor: Bei knapp vier von zehn (38 Prozent) Haushalten berechnet der bestehende Anbieter mehr als 30 Cent. Im österreichweiten Durchschnitt sind es aktuell 33,62 Cent je kWh. Etwas weniger als die Hälfte dieser Haushalte - vor allem Familien und Hausbesitzer:innen - verbrauchen im Jahr mehr als 2.900 kWh. Für einen Teil ihres Verbrauches wirkt die Strompreisbremse daher nicht. Bei 16 Prozent, also fast jedem sechsten Haushalt, verrechnet der Anbieter mehr als 40 Cent je kWh, bei 6 Prozent sogar mehr als 50 Cent. „Diese Haushalte sollten jetzt auf jeden Fall einen Anbieterwechsel prüfen”, rät der durchblicker-Experte.

- Der Strom-Grundbedarf von 2.900 kWh pro Haushalt wird durch die Regierung gestützt.
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So spart sich ein Familien-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh durch einen Wechsel zum derzeit inklusive Wechselbonus günstigsten Anbieter trotz Strompreisbremse im ersten Jahr durchschnittlich 215 Euro. Verbraucht die Familie 10.000 kWh Strom im Jahr, weil der Strom etwa auch zum Heizen verwendet wird, steigt die Ersparnis auf mehr als 500 Euro. Zählt die gleiche Familie zudem zu jenen 6 Prozent, denen die Anbieter derzeit mehr als 50 Cent je kWh verrechnen, liegt die Ersparnis bei einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh bei ebenfalls fast 500 Euro, bei 10.000 kWh bei mehr als 2.200 Euro.
Kurze Bindung empfohlen
Familien mit hohem Stromverbrauch sollten auf den Preisunterschied bei einem neuen Stromanbieter achten, auch wenn er auf den ersten Blick nicht groß erscheint. Bei Festpreis-Angeboten ist man gebunden bis Jahresende oder länger, so dass man erst später von weiter fallen Energiepreisen profitiert. Der Experte rät dazu, die Laufzeit zu beachten und zu warten, wie sich der Markt entwickelt, wenn man durch einen Wechsel nicht viel spart. Bei Float-Tarifen(Verrechnungspreis richtet sich nach den Großhandelspreisen) rät der Experte aufgrund der Erfahrung im vergangenen Jahr zur Vorsicht.
Weiters hat Durchblicker berechnet, wie die Strompreisbremse und die staatliche Übernahme eines Teils des Stromnetzentgelts den Strompreis für einen vierköpfigen Familienhaushalt mit 4.000 kWh Jahresverbrauch beeinflussen. Je höher der Kilowattpreis, desto höher ist die Entlastung: bei 33,62 Cent/kWh 826 Euro, bei 40 Cent/kWh 975 Euro, bei 58 Cent/kWh 2.247 Euro.
Link:
Tarifkalkulator der E-Control
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