Nach dem Lockdown
Handel für Sonntagsöffnung am 19. Dezember

Öffnen die Geschäfte am 19. Dezember, obwohl es ein Sonntag ist? | Foto: Markus Spitzauer
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Die Handelsbranche leidet immens unter dem vierten Lockdown und bereitet sich darauf vor, am vierten Adventsonntag, den 19. Dezember, außertourlich auszusperren, um einen Teil des umsatzstarken Weihnachtsgeschäftes nachzuholen. Weniger klar sind die Pläne für die Gastronomie. Die Neos pochen auf eine Öffnung ab dem 6. Dezember. Und der Wirtschaftsbund fordert steuerfreie Weihnachtsgutscheine wie im Vorjahr.

ÖSTERREICH. Der Handel in Österreich geht davon aus, dass am 13. Dezember fast alle Geschäfte wieder aufsperren dürfen. Die Ausnahme bildet Oberösterreich, wo der Lockdown aufgrund der hohen Infektionszahlen voraussichtlich bis zum 17. Dezember dauern wird. Die Handelsbranche kämpft nach dem neuerlichen Lockdown mit Existenzängsten. 

"Unsere Händler abseits der lebensnotwendigen Güter rechnen heuer im Weihnachtsgeschäft mit einem Umsatzeinbruch von 51 Prozent. Aber auch Nahversorger in den Tourismusregionen kämpfen. Die Berücksichtigung der Empfehlungen des Handelsverbandes bei den Staatshilfen hat daher hohe Priorität, um irreversible Schäden der Branche abzuwenden", so Rainer Will. Laut einer am Montag veröffentlichten Umfrage des Handelsverbands ist die Zustimmung zur Sonntagsöffnung am 19. Dezember groß, 70 Prozent der 236 befragten Händler sprechen sich laut einer aktuellen Umfrage dafür aus. 

Soll der Handel am Sonntag, den 19. Dezember aufsperren dürfen?

Handel kein Corona-Hotspot

Aus der Befragung geht hervor, dass jedes fünfte Handelsunternehmen das Weihnachtsgeld nicht zeitgerecht auszahlen kann. 17 Prozent haben vor einer Insolvenz in den nächsten drei Monaten Angst. Ein Drittel der Händler sieht sich gezwungen, Personal zu reduzieren. "Jeder weitere Tag, an dem wir im Weihnachtsgeschäft geschlossen halten müssen, befeuert das Händlersterben", so Handelsverband-Chef Rainer Will. Man benötige rasche Hilfen und rasches Öffnen des Handels, der nie ein Corona-Hotspot gewesen sei und durch den harten Lockdown in existenzielle Probleme gerät, so Will.

Treffsicherheit bei Hilfen entscheidend

 
Der Handel fordert neben der Öffnung der Geschäfte am 19. Dezember für alle Handelsbetriebe auf freiwilliger Basis sowie den Anspruch auf den Erhalt des Ausfallsbonus und den Verlustersatz  bei der Berechnung des Umsatzausfalles zusätzlich einen Quadratmetervergleich der Gesamtgeschäftsfläche, auch branchenübergreifend.

Auch leichtere Erreichbarkeit der Hilfen fordert der Handelsverband. Die Zugangshürde dürfe nicht erst bei 40 Prozent Umsatzverlust angesetzt werden. Weitere Forderungen: höhere Deckel als 80.000 Euro beim Ausfallsbonus für beschäftigungsintensive Handelshäuser.
 

Gastro-Regelung steht noch aus

"Wir gehen davon aus, dass wir Ende dieser Woche erfahren, ob wir am 13. Dezember aufsperren dürfen", sagte Gastronomie-Spartenobmann Mario Pulker am Montag zur APA. Er hofft auf eine Öffnung, räumt aber ein, dass eine seriöse Prognose derzeit nicht möglich sei. Er drängt auf Klarheit so rasch wie möglich, weil die Wirte rund zehn Tage Vorlaufzeit hätten. Sollte das Datum nicht halten, geht Pulker von weiteren Stornierungen im Tourismus aus. Am schlimmsten wäre es, wenn der Lockdown für die Gastronomie so wie vergangenen Winter erneut immer wieder verlängert würde. Letztlich hatte die Branche voriges Jahr mehrere Monate geschlossen. Von österreichweit 2Gplus hält Pulker wenig, weil die Testinfrastruktur außerhalb Wiens nicht funktioniere. Schon bei der 2G-Regel ohne zusätzlicher Testpflicht seien weniger Leute gekommen. Nach 20 Monaten Pandemie sei die Stimmung entsprechend schlecht.

Neos fordern frühere Öffnung

Die Neos wollen den Handel am 6. Dezember wieder aufsperren. So soll der einkaufsstarke Marienfeiertag mitgenommen werden. Dann solle auch an den restlichen Adventsonntagen geöffnet werden, um das Weihnachtsgeschäft zu retten. Das forderte NEOS-Wirtschaftssprecher Gerald Loacker am Montag vor Journalisten in Wien. Beim Öffnen müsse nach Branchen „differenziert“ vorgegangen werden. Er kann sich auch aufgrund fehlender Testinfrastruktur eine gleichzeitige Gastroöffnung aber nicht vorstellen.

Es gehe nun darum, die wirtschaftlichen Auswirkungen des neuerlichen Lockdowns möglichst gering zu halten. Also müsse der Handel öffnen, „um die Kunden nicht zu Amazon und Zalando zu verschieben“, was größtenteils für ausländische Jobs sorge, nicht aber für hiesige.

Fürs Öffnen solle 2-G plus FFP2-Maskenpflicht gelten – und gegebenenfalls auch schon bekannte Beschränkungen von Einkaufenden nach Fläche. „Das ist notwendig, um den Aufschwung nicht abzuwürgen, in dem sich die Wirtschaft gerade befand.“ 

Wirtschaftsbund fordert erneut steuerfreie Weihnachtsgutscheine

„Die steuerfreien Weihnachtsgutscheine waren 2020 ein voller Erfolg. Unternehmer können so Mitarbeitern, die auf geplante Weihnachtsfeste verzichten müssen, trotzdem die notwendige Wertschätzung entgegenbringen. Damit wird gleichzeitig den heimischen Betrieben der Rücken gestärkt“, so Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger. Bis zu 365 Euro pro Mitarbeiter sind bei einer Weihnachtsfeier grundsätzlich steuerfrei. Um Mitarbeiter in Zeiten der Corona-Pandemie trotz ausbleibender Weihnachtsfeiern zu belohnen, soll dieser Freibetrag wie letztes Jahr auf Weihnachtsgutscheine ausgeweitet werden, meint Egger.

„Die heimischen Betriebe befinden sich erneut in einer kritischen Situation: Aufgrund der geltenden Regelungen werden vielleicht Weihnachtsfeiern abgesagt - das ist ein schwerer Schlag für die Gastronomie, die Hotellerie und den gesamten heimischen Handel. Damit betroffene heimische Unternehmen von den Gutscheinen profitieren, soll der Fokus auf Regionalität liegen. Da sich lediglich der Verwendungszweck des Freibetrags ändert, entsteht keine weitere Belastung für den Staatshaushalt“, so Egger abschließend. 

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