Teilzeit bei Frauen mit Kindern boomt
Mangel an Müttern am Arbeitsmarkt

Julia Aichhorn, Vorsitzende Junge Industrie Steiermark. | Foto: IV
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Das Angebot für Ganztagsbetreuung hat sich im Laufe der letzten 15 Jahre zwar wesentlich erweitert, dennoch besteht ein hoher Ausbaubedarf. Denn Erwerbsbeteiligung von Frauen ist stark von diesem Angebot abhängig, wie eine neue Studie des Österreichischen Instituts für Familienforschung (ÖIF) an der Uni Wien im Auftrag der Industriellenvereinigung (IV) zeigt.

ÖSTERREICH. Demnach werden 78 Prozent der Kinder zwischen drei und sechs Jahren nur vormittags betreut: Die Steiermark und Vorarlberg sind dabei Österreichs Schlusslichter. Nur knapp mehr als die Hälfte aller Mütter mit zumindest einem Kind im vorschulischen Alter waren vor der Corona-Krise aktiv erwerbstätig – ihr Anteil hat sich von 42,7 Prozent (2005) auf 51,7 Prozent (2020) erhöht. 2018 arbeiteten Frauen zwischen 35 und 50 Jahren allgemein mehrheitlich in Teilzeit, der Anteil der Männer in diesem Alter lag bei maximal 12,5 Prozent. Dies zeige, wie in Österreich Erwerbs- und Familienarbeit geschlechtsspezifisch verteilt sind, so die Studienautoren. Generell will ein Viertel der Frauen zudem mehr arbeiten.

Ganztagsbetreuung fehlt

Der Ausbau der Betreuungsinfrastruktur hat in wenigen Jahren 80.000 Arbeitsplätze neu geschaffen und den Anteil erwerbstätiger Frauen positiv beeinflusst: Investitionen in die Infrastruktur des Angebots zeigen laut der ÖIF-Studie, dass je zusätzlicher Elementarpädagogin zwölf Mütter um zwei Monate früher zurück in den Job können. Vor allem bis 2014 fanden Ausweitungen der vereinbarkeitsfördernden Ganztagesbetreuung (VIF) statt, seitdem ist die Zunahme aber abgeflacht. Derzeit besuchen nur über 43 Prozent der über Dreijährigen solch eine VIF-konforme Ganztagseinrichtung.

Knapp die Hälfte dieser Altersklasse besucht Einrichtungen, die wegen der Öffnungszeiten nicht den VIF-Kriterien entsprechen. Zwar versuchen viele Unternehmen laut einer ÖIF-Befragung, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Form von Betriebskindergärten zu steigern. Aufgrund hoher Kosten, behördlicher Hindernisse und Betreuungswunsch am Wohnort trägt dieses Modell jedoch selten zur Lösung bei, heißt es in der ÖIF-Studie. Expertenberatung, etwa über die Familien & Beruf GmbH, sei für viele Unternehmen zielführender, um effektive Maßnahmen zur Steigerung der Familienfreundlichkeit zu entwickeln.

Forderungen an die Politik

"Die Verfügbarkeit von Kinderbetreuungsangeboten darf nicht über die Karrieremöglichkeiten einer berufstätigen Mutter entscheiden", mahnt Julia Aichhorn, Vorsitzende der Jungen Industrie (JI) Steiermark. Es brauche umfassendere Öffnungszeiten in Stadt und Land, mehr Elementarbildungsplätze und eine höhere Flexibilität für Familien. Konkret fordert die JI unter anderem bis 2023 einen Rechtsanspruch auf einen qualitativ hochwertigen, ganztägigen, ganz-#%jährigen sowie leistbaren Elementarbildungsplatz für alle Kinder ab dem zweiten, bis 2025 ab dem ersten Geburtstag. Zusätzlich könnten auch Plätze geteilt werden.

Gemeindesprengel-Denken würde Kooperationsprojekte von Gemeinden erschweren. Die Zuständigkeiten für Elementarbildung sollten daher in Landes-, längerfristig sogar in Bundeskompetenz fallen. IV-Vizepräsidentin Sabine Her-#%litschka: "Die Lockdowns haben uns die Baustellen und den Investitionsbedarf noch klarer vor Augen geführt. Bessere Vereinbarkeit durch bessere Kinderbetreuung ist ein "Must-have" für einen starken Standort."

50:50 als Option

Es brauche auch mehr Anreize für Eltern, sich die Agenden aufzuteilen, etwa die Bezugszeiten des Kinderbetreuungsgeldes, oder die Flexibilität bei den Zuverdienstmöglichkeiten. Die IV warnt Frauen vor finanziellen und karrieretechnischen Risiken durch lange Karenz- und Elternteilzeiten. Gender Pay Gap, Einbußen bei der Pension und Altersarmut als Folgen müssten zudem auch viel stärker thematisiert werden.

Julia Aichhorn, Vorsitzende Junge Industrie Steiermark. | Foto: IV
Sabine Herlitschka: "Kinderbetreuung ist in der politischen Debatte zu Unrecht meist ein Randthema." | Foto: Infineon

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