Jahresergebnis 2022
Post baut Selbstbedienung und grüne Flotte weiter aus

Vorstand der Post AG, Georg Pölzl | Foto: RegionalMedien Austria
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"Kein Rekordjahr, aber zufriedenstellend", fasste Post-Chef Georg Pölzl das Betriebsergebnis der Österreichischen Post von 2022 zusammen – ein Minus von acht Prozent auf 188,4 Millionen Euro, das insbesondere dem Paketbereich geschuldet ist, der 2021 coronabedingt einen Höhenflug hatte. Die Post will sowohl im Selbstbedienungsbereich, als auch bei der CO2-freien Zustellung weiter ausbauen.

ÖSTERREICH. Beim Umsatz mit 2,5 Milliarden Euro blieb der teilstaatliche, börsennotierte Post AG auf dem Niveau von 2021, als Dividende schlägt die Postführung 1,75 Euro je Aktie vor. Für heuer wird ein Ergebnis auf dem Niveau von 2022 angepeilt. "Wir sind ein gesundes Unternehmen mit traditionell hohem Eigenkapital, so Pölzl.

Lira-Verfall beeinflusste Ergebnis

Das wirtschaftliche Umfeld wurde geprägt von steigenden Energiekosten, Inflation und schwierigen Bedingungen in der Türkei (Lira-Verfall von über 50 Prozent). Das schwere Erdbeben in der Türkei werde heuer Einfluss auf das Ergebnis haben – die Post hat vor Ort zwei Großzelte aufgebaut, so Pölzl vor Journalistinnen und Journalisten im berühmten "Trompetensaal" der Post.

Bankgeschäft gewinnt an Bedeutung

Seit 2009 hat das Paketgeschäft enorm zugenommen, 2021 gab es einen Gleichstand zwischen Brief- und Paketpost. Das Bankgeschäft sei im Wachsen begriffen (122 Millionen Umsatz 2022). Der Bereich würde in Zukunft stärker wachsen. Damit würde man das reduzierte Briefgeschäft kompensieren.

Beim stabilen Umsatz wirkte die Integration der Bank99 mit, die der Post ein Umsatzplus von 64 Prozent auf 122,6 Millionen Euro bescherte. Im Sektor Paket und Logistik wurde ein Minus von 2,5 Prozent auf 1,21 Milliarden Euro registriert, bei Brief und Werbepost waren es minus 0,5 Prozent auf 1,22 Milliarden Euro Umsatz. Der operative Free Cash Flow lag 2022 bei 183 Millionen Euro.

Für heuer werde die Inflation eine "bleibende Herausforderung" darstellen, das konjunkturelle Umfeld und die Kaufkraft sei schwer zu prognostizieren, so Pölzl. Es werde ein Umsatzwachstum im unteren bis mittleren einstelligen Bereich angepeilt. Bis Ende des heurigen Jahres soll auch das Kapazitätserweiterungsprogramm in Österreich fertiggestellt sein, dann soll die Sortierkapazität bei rund 140.000 Paketen pro Stunde liegen.

Aktienkurs stabil

"Wir konnten unser Wachstum ausbauen, vor allem bei Beteiligungen", freut sich Pölzl. Im Pandemiejahr sei man mit einem blauen Auge davon gekommen. Man habe keine Unterstützungen bekommen, auch Kurzarbeit habe es während der Pandemie nicht gegeben. Man könne derzeit eine Dividende von 1,75 pro Aktie bezahlen. "Das ist ein sehr guter Wert", sagte Pölzl. Unser "Aktienkurs hat sich in den letzten Tagen gegen den allgemeinen Trend recht gut entwickelt". Am Mittwoch sei man leicht unter 36. 

Kein Green Washing bei der Post

"Wir konnten den CO2-Ausstoß pro transportierter Tonne fast halbieren. Diesen Pfad wollen wir weiter verfolgen. Die Dekarbonisierungskennzahlen haben wir aufgenommen, weil die CO2-freie Zustellung steht im Zentrum unserer Strategie. "Wir waren das erste Postunternehmen weltweit, das in punkto Nachhaltigkeit stark gemacht haben." Beim renommiertesten Zertifizierungsanalysten wurde die österreichische Post zu den top 1,5 Prozent gewählt. "Wir machen kein Green Washing, sondern nehmen Klimakrise sehr ernst". Laut einer Studie des Umweltamtes sei E-Commerce besonders nachhaltig. Die CO2-freie Zustellung werde weiter ausgebaut. In den Landeshauptstädten habe man die CO2-freie Zustellung teilweise umgesetzt.

Auch der VKI habe attestiert, dass man kein Green Washing betreibe. Als börsennotiertes Unternehmen sind wir sehr stolz auf die vielen, sehr guten CO2- und Nachhaltigkeitszertifikate", freut sich Pölzl.

Bis 2030 wolle man 100 Prozent des E-Fuhrparks CO2-neutral führen, sowohl im einspurigen, als auch im zweispurigen Bereich. Auch beim Ausbau von PV_Anlagen sei man gut unterwegs, man warte auf klare Regelungen zu Förderungen aus dem Umweltministerium.

Kernziele der Strategie

Nachhaltigkeit, Diversität und Kundenorientierung sei der Post AG besonders wichtig. Aber natürlich auch, die Nummer 1 im Brief- und Paketgeschäft zu bleiben. Natürlich mache Amazon der Post Konkurrenz, gestand der Vorstand ein. Der Verkaufsriese stelle aber gleichzeitig einen wichtigen Kunden dar.

Insgesamt wolle man die Marktführerschaft verteidigen und die Profitabilität im Kerngeschäft erhalten, und in nahen Märkten profitables Wachstum erzielen. Auch der Ausbau des Filial- und Digitalangebots für PrivatkundInnen und KMU stehen im Mittelpunkt der Bestrebungen.

Die Post kämpfe laufend mit einem Minus im Briefgeschäft. Hingegen sieht man mit 400 Millionen Euro Umsatz im Werbe- und Mediengeschäft nach der Pandemie eine Erholung. "Übers Jahr waren es rund 0,8 Prozent", so Pölzl. Im Paketgeschäft gab es 2022 einen Einbruch im 1. Quartal – nun verzeichnet man einen einstelliges Wachstum.

Mit de Erweiterung des Logistikzentrums in Inzersdorf wird es eine Verdreifachung in der Sortierkapazität geben, mit 140.000 Briefe in der Stunde.

Neuen Lehrberuf geschaffen

Herausforderungen sieht Pölzl beim Personal im Kerngeschäft – der Großteil der Belegschaft sei mit einem neuen Kollektivvertrag ausgestattet. Man suche nach Arbeitskräften, wie andere Branchen aktuell auch. Auch wolle man ältere ArbeitnehmerInnen länger im Unternehmen halten. Die Post setze besonders auf die Lehrlingsausbildung. Mit der "Nah- und DistributionslogistikerIn" habe man einen Lehrberuf geschaffen, der das Lehrlingsangebot erweitern soll.

Mit der 80-prozentigen Beteiligung an dem griechischen IT-Dienstleister Agile Actors wolle man künftig die knappen IT-Ressourcen ergänzen.

Abhol-Systeme für Endkunden

Mit dem Selbstbedienungs-Footprint habe man 24/7-Möglichkeiten geschaffen. 23 Millionen Pakete sind schon über Selbstbedienungseinheiten abgewickelt worden, also die Retouren im E-Commerce gehen über diesen Bereich, aber auch Empfangslösungen mit Empfangsboxen und Abholfächern, wo man auch Post aufgeben kann. Der Bereich werde stürmisch weiter wachsen. diese Kapazitäten werde man weiter ausbauen, vor allem im städitischen Bereich, weil Menschen in Ballungszentren oft nicht zu Hause sind. Man könne auch seine Post direkt an Abholstationen schicken. Ein Trend, der international zu beobachten ist. Der gelbe Zettel ist mein größter Feind, sagte Pölzl. Diesen werde man sukzessive abschaffen.

Österreich ist ein Flugblatt-Land

Print-Werbung ist sehr effektiv und sehr CI2-freundlich. Ein klares Credo für die Print-Werbung, sagte Pölzl. Flugblätter . Geben wir das Geld lieber für die österreichischen Print-Medien aus als für Google und Großkonzerne, appellierte Pölzl an die Konsumentinnen und Konsumenten.

Zum Thema Diversität meinte Pölzl: "Wir sind sehr stolz darauf, dass wir Beschäftigte aus 100 Nationen im Verteilungszentrum Inzersdorf haben." Für 2023 erhofft sich die Post AG das Paket- und Briefgeschäft weiter auszubauen, auch wenn es große Herausforderungen gibt. 

Post will Shöpping weiter ausbauen

Derzeit habe man auf Shöpping.at rund 2.000 Händler, man wolle das weiter ausbauen. Die Entwicklung sei erfreulich. In der Pandemie sei Shöpping ein sehr wichtige Plattform in Österreich gewesen. Noch liege das Ergebnis im negativen Bereich. "Wir investieren noch für den österreichischen Handel und bauen dafür adäquate Werbemittel", so Pölzl. Darin liege aber der größte Kostenblock.

Die Entwicklung stelle sich deutlich schwieriger dar als man sich das vorgestellt habe. "Aber wir konnten viele Händler überzeugen, dass sie ihr Verhalten ändern. Jedoch müssten die Händler ihre Hausaufgaben machen: bei der Verfügbarkeit der Sortimente und durch eine schnellere Zulieferung. "Die Kunden sind gewohnt, ihre Ware am nächsten Tag zu bekommen. Das muss schnell gehen", weiß Pölzl. Aber man sei immerhin um 34 Prozent gewachsen, während andere Betriebe ein Minus von 20 Prozent vorzeigen. Und Pölzl ruft alle Händler auf, sich auf Shöpping.at zu registrieren: "Das ist die einzige Alternative, wen Sie schnell und unkompliziert ins Internet wollen! Derzeit reiche der Handelsumsatz für einen Break Even nicht aus. "Wir wollen Geschäft verdreifachen".

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