Einkaufsverhalten 2020
Regionale Produkte und Qualität gewinnen an Bedeutung

Bauernmärkte, Bäcker, Fleischer und Co. haben deutlich zugelegt: Insgesamt 713 Mio Euro wurden 2020 umgesetzt, 2019 waren es noch 588 Mio. | Foto: Josef Schimmer
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  • Bauernmärkte, Bäcker, Fleischer und Co. haben deutlich zugelegt: Insgesamt 713 Mio Euro wurden 2020 umgesetzt, 2019 waren es noch 588 Mio.
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Regionale Produkte gewinnen hierzulande immer mehr an Bedeutung. Das zeigen die aktuelle Marktdaten aus dem RollAMA Haushaltspanel. 2800 Menschen zeichnen ihre Einkäufe dafür auf. Außerdem wurde befragt, ob und wie Corona unser Einkaufsverhalten verändert hat. Die Ergebnisse wurden in einer Pressekonferenz am Mittwoch präsentiert.

ÖSTERREICH. Laut Umfrage gaben 2020 59 Prozent der Befragten an, beim Einkauf von Lebensmitteln eher auf die Qualität als auf den Preis zu achten. Die heimische und regionale Herkunft hat für zwei Drittel der Befragten an Bedeutung gewonnen. Frische, der Bezug direkt beim Bauern und hohe Qualität waren für jeden zweiten Teilnehmer der Studie entscheidend.

Ab Hof Verkauf und Direktvermarktung gefragt

2020 gab es im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung der Haushaltsausgaben um 14 Prozent auf 7,8 Milliarden. Gegenüber 2019 verzeichnet der klassische Lebensmitteleinzelhandel, die Diskonter und weitere Einkaufsquellen wie Bäcker, Fleischer, Märkte kräftige Zuwächse. 

Alternative Vertriebsquellen – gemeint sind Bauernmärkte, Bäcker und Co. – haben deutlich zugelegt: Insgesamt 713 Mio Euro wurden umgesetzt, 2019 waren es noch 588 Mio. "Das ist eine Steigerung um 21,3 Prozent", erläutert Michael Blass, Geschäftsführer der AMA-Marketing am Mittwoch.

Die Umsätze der Fleischhauer nahmen um 16 Prozent zu, direkt beim Bauern gaben die Haushalte um 24 Prozent mehr aus als im Jahr davor. Auch der Einkauf auf dem Bauernmarkt war 2020 beliebt. Frischmilch und Eier werden besonders häufig beim bäuerlichen Direktvermarkter gekauft, gefolgt von Erdäpfeln und Speck. 

Nachhaltiges Einkaufen stärken

Bewegt sich der Trend hin zum Kauf von regionalen Produkten vor Ort? "Absolut", antwortet Blass auf eine entsprechende Frage der Regionalmedien Austria (RMA). "Wir sehen generell den Trend, dass die Urbanisierung ein wenig langsamer verläuft als in den Jahren zuvor. Es gibt so etwas wie eine Sehnsucht nach dem Leben auf dem Land". In der Nahversorgung stelle Österreich viel Fläche pro Einwohner zur Verfügung. Diese Flächen häufen sich stark in den Ballungsräumen, erklärt Blass. "Dort wo weniger Menschen Leben, gibt es ein Sterben der Greislerinnen und Greisler und das Abwandern der Supermärkte spielt eine zentrale Rolle. Dem wirkt die Direktvermarktung entgegen. Es gibt den Trend, dass Versorger wieder aufs Land gehen, weil sie erkennen, dass die Menschen bereit sind, als Abhilfe gegen dieses Defizit wieder regional einzukaufen."

Uns das werde voraussichtlich auch nach der Krise so bleiben, sagt Blass. "Man kann das als Aufruf sehen, Strukturen zu stärken, die ein regionales und nachhaltiges Einkaufen ermöglichen". Regionalität bedeute den Einkäuferinnen und Einkäufern in diesem Land viel, betont der Geschäftsführer der AMA-Marketing. 

Foto: © Roll AMA/AMA Marketin, Feldarbeit: GfK Austria/Auswertung: Key Quest Marktforschung
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Bioanteil steigt, Aktionsanteil sinkt

Der Bio-Anteile stieg 2020 kontinuierlich an und erreichte erstmals einen zweistelligen Wert. "Bei Bio wurde im Jahr 2020 die Schallmauer von 10 Prozent geknackt", so Blass weiter. 10 Prozent Bio sei nicht nur eine gute Nachricht für jene, die biologische Lebensmittel herstellen und vermarkten, sondern für alle Lebensmittelmärkte. "Bio ist ein Indikator für das Bewusstsein für Lebensmittelqualität. Wer gerne bio ist und sich damit beschäftigt, der hat ein Interesse an Ernährung, Landwirtschaft und greift tendenziell zu besserer Qualität", erklärt der Geschäftsführer der AMA-Marketing. 

Leicht gesunken ist 2020 hingegen der Anteil jener Lebensmittel, die in Aktion gekauft wurden. Den höchsten Aktionsanteil zeigen Fertiggerichte sowie Fleisch und Wurst. Am wenigsten stark werden Eier rabattiert. 

Kohlgemüse auf Platz eins

Bei den Steigerungsraten der einzelnen Warengruppen zeigt sich, dass im Corona-Jahr länger haltbare Produkte besonders gepunktet haben. Ein Revival feierten im vergangenen Jahr alle Arten von Kohlgemüse. Gemüsekonserven, Pilze, Fertiggerichte und Tiefkühlobst legten mengenmäßig um mehr als zwanzig Prozent zu. 

20 Euro mehr pro Haushalt und Monat

Für die monatlichen Haushaltsausgaben haben die Österreicherinnen und Österreicher 2020 für Frischeprodukte (ohne Brot und Gebäck und Fertiggerichte) im Durchschnitt 170 Euro ausgegeben. Der größte Anteil entfällt hier auf Wurst und Schinken, gefolgt von Milch, Joghurt und Butter. Auf Platz drei liegt die Warengruppe Fleisch inklusive Geflügel, zehn Prozent werden für Käse ausgegeben. Obst und Gemüse machen gemeinsam knapp ein Viertel der Ausgaben aus. 

Männer kochen weniger vielseitig als Frauen

Gefragt wurde auch, wie vielseitig in den heimischen Haushalten gekocht wird. Das Ergebnis: Männer kochen insgesamt weniger vielseitig als Frauen. Nur 11 Prozent der Haushalte nimmt sich immer Zeit zum kochen. Einzelpersonen kochen weniger und öfter die selben Dinge. Das Thema Fertiggerichte hat 2020 aber nicht so stark an Bedeutung gewonnen, wie selbstgemachte Gerichte. 

Was ist den Österreichern nach Corona wichtig?

Der Blick in die Zukunft nach Corona zeigt, dass ein Drittel der Befragten auch nach der Krise stärker auf Hygiene achten will. Ein Viertel will weiterhin heimische, regionale Lebensmittel kaufen. Die Zeit mit der Familie wird als etwas wertvolles wahrgenommen. Rund zwanzig Prozent geben an, nach der Krise auf ihre Gesundheit und gesunde Ernährung achten zu wollen und Sport zu betreiben.

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