Ausweitung geplant
Steuerfreie Überstunden fördern ungleiche Verteilung

Der von Arbeitsminister Martin Kocher vorgebrachte "Denkanstoß" mehr Überstunden steuerfrei zu machen, würde die ungleiche Arbeitsverteilung zwischen Mann und Frau fördern, so Margit Schratzenstaller vom WIFO. | Foto: Adobe Stock/Nemanja Mandic
3Bilder
  • Der von Arbeitsminister Martin Kocher vorgebrachte "Denkanstoß" mehr Überstunden steuerfrei zu machen, würde die ungleiche Arbeitsverteilung zwischen Mann und Frau fördern, so Margit Schratzenstaller vom WIFO.
  • Foto: Adobe Stock/Nemanja Mandic
  • hochgeladen von Isabelle Cerha

Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) ließ mit seiner Aussage mehr Überstunden steuerlich zu begünstigen, aufhorchen. Margit Schratzenstaller vom WIFO gibt zu Bedenken, dass dieser Schritt die ungleiche Verteilung unbezahlter wie bezahlter Arbeit zwischen Mann und Frau weiter unterstützen würde, sagt sie im Ö1- Morgenjournal. Derzeit leisten Männer den Großteil der Überstunden und Frauen die meiste Care-Arbeit in Österreich. 

ÖSTERREICH. Die derzeitige Regelung sieht vor, dass die Zuschläge für die ersten zehn Überstunden im Monat steuerfrei, aber auf 86 Euro gedeckelt sind. Mit der Ausweitung der Steuerbegünstigung wolle Kocher die vorhandenen Arbeitskräfte dazu motivieren länger zu arbeiten. Der Koalitionspartner erinnert, dass Überstunden nicht zur Dauermaßnahme werden sollten.

Schratzenstaller begrüßt, die von Kocher angestoßene Anpassung der Begünstigungen, denn diese wurde zuletzt 2009 angepasst. Sie wolle aber "zu bedenken geben, dass diese Überstundenbegünstigung, eine von den Regelungen ist, die die ungleiche Verteilung der bezahlten und damit auch der unbezahlten Arbeit zwischen Männern und Frauen unterstützen und es auch so ist, dass ein Großteil der Überstunden von Männern geleistet werden". Gebe es nun also mehr Anreize für Überstunden, so würde die unbezahlte Arbeit in einem noch größeren Umfang an Frauen hängen bleiben, so Schratzenstaller. 

Den Großteil bezahlter Überstunden leisten Männer in Österreich, Frauen kümmern sich dafür umso öfter um die Kinderbetreuung und den Haushalt – unbezahlte Care-Arbeit. | Foto: PantherMedia / yacobchuk1
  • Den Großteil bezahlter Überstunden leisten Männer in Österreich, Frauen kümmern sich dafür umso öfter um die Kinderbetreuung und den Haushalt – unbezahlte Care-Arbeit.
  • Foto: PantherMedia / yacobchuk1
  • hochgeladen von Anna Pechböck

47 Mio. unbezahlte Überstunden

Arbeiterkammer-Direktorin Silvia Hruška-Frank äußerte gegenüber Ö1 den Wunsch an Kocher, "dass er sich den 47 Mio. unbezahlten Überstunden annimmt". Und weiter: "Der erste Schritt wäre jetzt einmal, dass wir schauen, dass die Arbeitskräfte ihre Überstunden auch tatsächlich bezahlt bekommen und dann können wir über andere Dinge diskutieren."

Diese Millionen an unbezahlten Überstunden stellte die Arbeitskräfteerhebung fest. Dabei wurden 86.000 Erwerbstätige befragt, weiß Cornelia Moser von der Statistik Austria. Das Ergebnis: Rund jede vierte Überstunde war nach Angaben der Befragten im Vorjahr unbezahlt. Ein Statement der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber habe die Statistik Austria nicht, die Wirtschaftskammer (WKÖ) weist diesen Vorwurf hingegen zurück, dass Überstunden nicht bezahlt wurden. Den Vorschlag Kochers die Regelung anzupassen, befürwortet die WKÖ und schlägt 20 statt der bisherigen zehn steuerfreien Überstunden vor.

Das Büro von Sozial- und Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) ließ teilte in einer Stellungnahme mit, dass Überstunden die Beschäftigten belasten würden und nur vorübergehend geleistet werden sollten. Von einer Erhöhung der Steuerbefreiung von Überstunden würde außerdem nur eine sehr kleine Gruppe profitieren und die Maßnahme das Problem des Fachkräftemangels nicht lösen können.

Das könnte dich auch interessieren:

39.000 Frauen nicht auf der Suche nach Job
Gesellschaft weit weg von gelebter Gleichberechtigung

Fachkräftemangel gefährdet Energieversorgung und Klimaziele

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Österreich auf MeinBezirk.at

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Österrreichweite Nachrichten

MeinBezirk auf Instagram: @meinbezirk.at


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.