Steigender Leitzins
Wie Sparer jetzt am besten vorgehen sollten

Nachdem es viele Jahre kaum Sparzinsen gab, steht der Markt nun vor einer Zinswende – der Finanzexperte rät Anleger*innen aber noch zu etwas Geduld. | Foto: Pixabay/Markus Steidle
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  • Nachdem es viele Jahre kaum Sparzinsen gab, steht der Markt nun vor einer Zinswende – der Finanzexperte rät Anleger*innen aber noch zu etwas Geduld.
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Vor dem Hintergrund der hohen Inflation erhöhte die Europäische Zentralbank (EZB) in den vergangenen Monaten bereits zwei Mal den Leitzins. Damit steigen auch die Zinsen der Geschäftsbanken. Was für Sparer von Vorteil ist, kommt zum Leidwesen der Kreditnehmer. Die RegionalMedien Austria haben mit einem Finanzexperten vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) gesprochen und gefragt, was Anlegerinnen und Anleger jetzt beachten sollten.

ÖSTERREICH. Es waren harte Jahre für Anleger*innen, zumindest wenn sie ihr Geld auf Sparbüchern "parkten". Die Sparzinsen fielen ins Marginale ab und man hätte sein Erspartes genauso gut unter dem sprichwörtlichen Kopfkissen lagern können. Mit der immer weiter ansteigenden Inflation kam es nun aber zu einer Zinswende. Die EZB erhöhte ihren Leitzins in den vergangenen Monaten bereits zweimal auf insgesamt 1,25 Prozent – vermutlich wird es auch nicht die letzte Erhöhung gewesen sein.

Bei den Geschäftsbanken ist die Zinserhöhung noch nicht wirklich angekommen, zumindest bei den Sparer*innen nicht, wie der VKI-Finanzexperte Bernd Lausecker gegenüber den RegionalMedien Austria erklärt: "Aufseiten der Einlagen hat der Markt noch nicht wirklich auf den gestiegenen Leitzins reagiert", – bei den Krediten tue er das hingegen schon länger, so Lausecker.

Erspartes maximal mittelfristig binden  

Sparerinnen und Sparer sollten sich also noch etwas gedulden, ehe sie ihr Geld fest verzinst anlegen. Grundsätzlich könne es laut dem Finanzexperten zwar auch schnell gehen, ehe sich bei den Sparzinsen etwas bewegt. Folglich sei es durchaus möglich, dass die Zinssätze bereits nächste Woche anders und damit attraktiver aussehen, so Lausecker.

Andererseits führt der VKI-Experte auch künftige Zinsanpassungen der Zentralbank ins Treffen. Er gehe davon aus, dass die vergangenen Leitzins-Erhöhungen der EZB nicht die letzten für die kommenden Monate gewesen seien, sagt Lausecker. Auch vor diesem Hintergrund sollten Sparer*innen also abwägen, für wie lange oder ob sie ihre Einlagen derzeit fest verzinst anlegen wollen. Der Finanzexperte rät jedenfalls dazu, sich vorerst nicht länger als kurz bis maximal mittelfristig zu binden.  

Alternativ: Variable Verzinsung 

Erspartes kann aber nicht nur fest, sondern auch variabel verzinst angelegt werden. Hier ist der Zinssatz zwar in der Regel niedriger als bei einer fixen Verzinsung, aber: Steigen die Sparzinsen in den kommenden Monaten, so steigen auch die Zinserträge – ein fester Zinssatz reagiert hingegen nicht auf die künftige Marktentwicklung. 

Dementsprechend schlägt der Experte auch vor, eine variable Verzinsung als Alternative in Betracht zu ziehen. Denn vor dem Hintergrund der derzeitigen Marktlage müsse man jedenfalls mit weiteren Zinsanstiegen rechnen. "Wenn es dann wirklich wieder Zinsen gibt, kann man [mit fixer Bindung] einsteigen", erklärt Lausecker.

Vorsicht bei Online-Angeboten

Achtung heißt es laut dem Verbraucherschützer bei vermeintlich attraktiven Online-Angeboten. Wenn Verbraucherinnen und Verbraucher etwa E-Mails erhalten, in denen ein überhöhter und für die aktuelle Marktlage unüblicher Zinssatz angeboten wird, ist höchste Vorsicht geboten, warnt Lausecker. "Hier sollte dreimal überprüft werden: Woher kommt das E-Mail und mit wem gehe ich einen Vertrag ein".

Dasselbe gilt für Angebote auf Websites, die Konditionen unterschiedlicher Banken miteinander vergleichen. Im Normalfall sind solche Vergleichsportale sicher, dennoch sei es auch hier wichtig zu wissen, mit wem man einen Vertrag eingeht, so der Finanzexperte. Man sollte sich darüber im Klaren seien, dass, wenn man sein Geld bei einer Bank außerhalb Österreichs oder gar außerhalb der EU anlegt, auch eine gewisse Sprachbarriere hinzu kommt. "Ich sollte mir überlegen, wo sitzt die Bank, welche Einlagensicherung existiert und wie belastungsfähig ist sie. Bei einem großen 'Bumms' muss das die Sicherung auch aushalten können", sagt Lausecker. 

Bausparvertrag

Eine sehr beliebte Sparform in Österreich ist das sogenannte Bausparen. Dabei wird über mehrere Jahre – in der Regel zwischen sechs und zehn – monatlich ein bestimmter Betrag auf ein Bausparkonto eingezahlt. Aus oben genannten Gründen sollte man auch hier im Moment eine variable Verzinsung einer fixen vorziehen, so der VKI-Vertreter. Zudem müsse den Anlegerinnen und Anlegern beim Bausparen klar sein, dass das Geld während der Laufzeit nicht rausgeholt werden kann. Das heißt, kommt es in späterer Folge zu einer Hochzinsphase, entgeht ihnen womöglich eine gute Rendite.

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