Lesung Steinhalle Lannach
„Die ersten 100 Jahre sind problematisch,..."

Vbgm. Robert Sauer, Bibliotheksleiterin Harriet Kahr, Autor Bruno Kranner, Moderator Hans-Jürgen Lehner, Bgm. Josef Niggas, Lektor Florian Mayer (v.l.) | Foto: Gerhard Langmann
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  • Vbgm. Robert Sauer, Bibliotheksleiterin Harriet Kahr, Autor Bruno Kranner, Moderator Hans-Jürgen Lehner, Bgm. Josef Niggas, Lektor Florian Mayer (v.l.)
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Lesung aus "Mein bewegtes Leben": Bruno Kranner, Schwiegersohn des 100-jährigen Johann Aichhofer, hat das Buch geschrieben. Am Leseabend begleiteten ihn Hans-Jürgen Lehner, Klipp-Chefredakteur, und Florian Mayer, ein Verwandter des früheren Gemeinde- und Landtagspolitikers. Bibliotheksleiterin Harriet Kahr und Bürgermeister Josef Niggas sprachen einführende Worte. Mit gut zweihundert Gästen war die Veranstaltung in der Steinhalle überaus gut besucht.

LANNACH. Als auf allen Ebenen gelungen kann man die Hommage an den Rossegger Johann Aichhofer, vormaliger Bürgermeister der Gemeinde Georgsberg und Abgeordneter zum Steiermärkischen Landtag, am vergangenen Freitag in der Steinhalle Lannach bezeichnen. Gut zweihundert Besucher hatten sich eingefunden, um der Lesung aus „Mein bewegtes Leben“ von Bruno Kranner beizuwohnen. Der Lannacher Tausendsassa und Schwiegersohn von Johann Aichhofer hatte sich für die von der Bibliothek Lannach kuratierten Lesung der Assistenz von Hans-Jürgen Lehner, Chefredakteur des Steiermark-Magazins Klipp und „zuagroaster“ Lannacher, und Florian Mayer, Professor an der Fachhochschule Joanneum und naher Verwandter des „unpolitischen Politikers“, versichert.

Die Begrüßung nahm Bibliotheksleiterin Harriet Kahr vor, welche die Vortragenden, die Bürgermeister Josef Niggas, Karl Bohnstingl, Vbgm. Robert Sauer und die Gäste im Saal herzlich willkommen hieß. „Die freiwilligen Spenden“, ließ sie wissen, „kommen Ramona, einer vom Schicksal hart getroffenen Lannacherin zugute.“

Franz Wegart als politischer Ziehvater

Mit dem Johann-Aichhofer-Marsch nahm die von Bildern auf der Videowall umrahmte Veranstaltung ihren Anfang. „Er ist ein Phänomen und weststeirisches Urgestein“, blätterte Hans-Jürgen Lehner im Plauderton in seinen persönlichen Erinnerungen an Johann Aichhofer, den er im Landtag kennengelernt hatte. 

Florian Mayer las aus dem Buch "Mein bewegtes Leben" | Foto: Gerhard Langmann
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Seine Beschreibung des Hundertjährigen: „Er war ein bestens bekannter, profilierter und anerkannter Politiker.“ Hermann Schützenhöfer sah das in seinem Beitrag ähnlich. „Der Franz Wegart war sein politischer Ziehvater“, strich der Landeshauptmann a.D. heraus, dass er in seinen 32 Bürgermeisterjahren und 15 Jahren als Abgeordneter sein Ohr immer an den Menschen und den Dienst an der Gemeinschaft im Fokus hatte: „Der alte Krainer hat auf ihn gehört.“ 

„Der Hugo Portisch von Lannach“

Ungleich unkritischer fiel die Lehner-Beurteilung über Bruno Kranner aus. „Ich kenne ihn als Lektor, Grafiker und Zeitgestalter schon lange“, bezeichnete er ihn als Hugo Portisch von Lannach, der zahlreiche Bücher verfasst hat, bei der Gründung der Gemeindezeitung dabei war und bei vielen Festschriften mitgewirkt und sich im Running Team Lannach einen Namen gemacht hat. Warum dieser einer Biografie nähergetreten ist? „Anlass war die 95-Feier“, informierte er, die vorwissenschaftliche Arbeit von Melanie, einen Vortrag des Stiegler-Hauses und die eigenen Unterlagen als Basis herangezogen zu haben. Tatsächlicher Auslöser war die Aufforderung eines Landtagsabgeordneten, doch ein Buch über Johann Aichhofer zu schreiben.

Bruno Kranner erzählte, warum er sich an das Buch schreiben gemacht hat | Foto: Gerhard Langmann
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Von vielen Vorgesprächen zum Leseabend sprach Bürgermeister Josef Niggas, der die Besucheranzahl richtig vorhergesehen und die Steinhalle als Location vorgeschlagen hat. Dafür musste sogar der Musikverein seine Generalprobe verschieben. Nach dem Gedenken an Karl Göri, Josef Sailer und Aloisia Zettl, von denen kürzlich Abschied genommen werden musste, erinnerte er sich an die Gemeindezusammenlegung 1968, die er als Zehnjähriger mitverfolgt hat. In den Kontakten im Bauernbund sei in der Folge der Respekt gestiegen. „Er war kein Krakeeler“, stufte er Johann Aichhofer als Persönlichkeit ein, deren Stimme Wert gehabt habe. Die von ihm gepflegte Tugend, das Ohr bei den Menschen zu haben, sei auch heute noch ein hoher Wert.

Entbehrungsreiche Jugend und Wehrdienst

In mehreren Szenen wurde das Leben von Johann Aichhofer nachgezeichnet. Die Geburt als lediges Kind und das Aufwachsen bei den Großeltern waren ebenso Thema wie die schlechten Zeiten in der Jugend und die Gräuel des Jahres 1934. Einen besonderen Stellenwert nahm die Liebe zur Freiwilligen Feuerwehr ein, der er sein ganzes Leben über treu blieb. „In Lannach hat es ein Waffenlager gegeben“, war vom Beginn des Zweiten Weltkriegs und der Vorliebe, Pilot zu werden zu hören.

Bürgermeister Josef Niggas erinnerte sich an seine Kontakte mit Johann Aichhofer | Foto: Gerhard Langmann
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Ein Pilotendasein war ihm nicht gegönnt, er landete zur Ausbildung in der Landwirtschaftsschule. Letztlich wurde er tatsächlich zur Wehrmacht eingezogen und machte an etlichen Stellen des Reichs Dienst. Besonders betont wurde der bedingungslose Einsatz in der Ukraine und die vielen, endlosen Marschwege im Kriegsgebiet. Zu Kriegsende landete er in amerikanischer Gefangenschaft, wurde aber in russische Hände übergeben. Die Befreiung erfolgte bei ihm am 26. August 1945 durch die Entlassung aus der Gefangenschaft, am 16. September 1945 konnte er – abgemagert auf 52 Kilo – wieder Rossegger Boden betreten.

Mit Videobotschaft präsent

Schließlich wurde der Weg in die Landespolitik ab Ende der 1960-er-Jahre beschrieben. Die erste Position war jene des Bauernbundobmannes im Bezirk. „Der Krainer ist selber nach Rossegg gekommen“, war zu entnehmen, dass sich die Bereitschaft dazu erst langsam eingestellt hat. Schön langsam hat sich Johann Aichhofer im Landtag eingelebt. Eher auf Unverständnis stieß bei ihm die Verpflichtung, bei Wahlen zweieinhalb Monatslöhne an die Partei abzuliefern. In ein paar Anekdoten wurde zum Schluss ein wenig die persönliche Sichtweise des Vielfachfunktionärs ausgeleuchtet. Etwa das Zusammentreffen mit einem ehemaligen Feldwebel, der in der Basilika Mariazell als Messner wirkte.

Bibliotheksleiterin Harriet Kahr begrüßte die Gäste | Foto: Gerhard Langmann
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Die vielen gewidmeten, aber nicht gelesenen Messen verfestigten in ihm die Meinung, nie mehr eine Messe zu bestellen. Und das Ansinnen eines Sohnes, in die Politik einzutreten? Mit „Ein Aichhofer ist genug“ fiel die Antwort recht eindeutig aus. Schließlich: Die Vorstellung von Ehefrau Theresia, einen Backofen anzuschaffen, deutete er in den Ankauf eines „heißen Ofens“ (Motorrad) um. Ein bewegender Moment: Zum Schluss wurde eine Videobotschaft von Johann Aichhofer eingespielt, in der er sich für das Kommen bedankte und einmal mehr die Botschaft deponierte, stets ehrlich zu sein und anderen zu helfen. Launisch der Schlusssatz: „Die ersten 100 Jahre sind problematisch, dann geht’s eh wieder.“

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