Das Auswandern ist der Jugend Lust

Auf Schloss Seggau wurde es international:  Partner aus dem zentraleuropäischen Raum trafen auf südweststeirsiche Vertreter.
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  • hochgeladen von Elisabeth Kure

Ländliche Regionen sind am Ausbluten. Was kann die Jugend noch halten? Eine Ideenfindung auf internationalem Terrain.

Die Jugend zieht es zunehmend weg vom ländlichen Raum und hin in Ballungsräume. Das ist eine Tatsache, der sich selbst hartnäckige Optimisten nicht verschließen können. Wenig überraschend, haben nicht nur große Länder wie Frankreich oder Deutschland mit dem Sog der Großstadt zu kämpfen. – Auch die Südweststeiermark bekommt den weltweiten Trend immer härter zu spüren. Allein im Großraum Leibnitz-Deutschlandsberg wurden von 2001 bis 2009 15 Prozent Abwanderung verzeichnet. „Und das, obwohl es im Zentralraum Zuwanderung gibt. Das Problem ist die Peripherie“, gibt LAbg. Peter Tschernko zu bedenken. Experten bestätigen diese Tendenz und diagostizieren weiteren Blitz und Donner: So rechnet man bis 2030 mit 24 bis 35 Prozent Abwanderung.

Um diesen weltweiten Trend einzubremsen oder – im besten Fall – umzukehren, hat man das Projekt YURA (Your Region Your Future) ins Spiel gebracht. Das Projekt vereint sechs zentraleuropäische Länder und soll im Dialog mit der Jugend den Auswirkungen der demogroaphischen und sozialen Veränderung im Vorfeld entgegenwirken.
In einem Gipfeltreffen auf Schloss Seggau trafen sich YURA-Vertreter mit ihren Projektpartnern „Innovation Region Styria“ und dem EU-Regionalmanagement Südweststeiermark, wo man sich mit Schülern der HAK Leibnitz, des BG/BRG Leibnitz und der HLW/FW Deutschlandsberg die zentrale Frage „Was braucht die Jugend, um sie zu halten?“ stellte.

Dabei wurde das in Schräglage gekommene Bild der Abwanderung neutralisiert, zumindest aus Sicht der Steiermark. „Die Steiermark ist relativ stabil. Es zeichnet sich sogar ein leichtes Wachstum ab. Und trotzdem müssen wir verhindern, dass uns der Trend weiterhin erfasst“, meint Wilfried Köhler vom Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt (D), wo man von größeren Baustellen berichten kann: „Bei uns ist es so, dass auf 100 Männer nur noch 80 Frauen kommen, was zur Folge hat, dass die Perspektivlosigkeit in Hinsicht auf Partnerschaft und Familie groß ist.“

Im Südwesten der Steiermark ist wiederum die Infrastruktur ein grundlegendes Problem. „Wenn Schüler z.B. von der HTL Kaindorf zur HTL Arnfels fahren möchten oder in Deutschlandsberg ihre Ausbildung machen, gibt es kaum ein öffentliches Verkehrsmittel, das direkt dorthin führt, wenn überhaupt. Zur Zeit kämpfen wir um den Erhalt der IC-Verbindung Spielfeld-Graz“, spricht Peter Tschernko ein ernstes Thema an. Auch Gespräche mit der Jugend unterstreichen, dass sie gerade verkehrstechnische Hürdenläufe oftmals aus der Region treiben. „Nach Graz zu pendeln ist grenzwertig, geht aber noch. Aber wer weiter entfernt studiert, ist gezwungen umzuziehen“, sind sich die Schüler der 3. Klasse HAK einig. Viele von ihnen können bereits ein Lied vom Pendeln singen.

Auch im Rahmen des EU-Regionalmanagements ist man auf diesen Problemzug aufmerksam geworden und setzt sich für mehr Flexibilität im öffentlichen Verkehr ein, was etwa mit einem Rufbus-System geschehen soll. Was in der Theorie gut klingt, lässt aber, angesichts des harten Sparkurses an sämtlichen Ecken, an der Praxis zweifeln. „Es muss ein Umdenken her. Welche Linie rechnet sich, darf nicht mehr die Frage sein. Wir brauchen Investitionen, die volkswirtschaftlich sinnvoll sind, sich aber nicht unbedingt immer kalkulieren lassen“, deklariert NAbg. Michael Schickhofer, der überzeugt ist: „Es muss effizienter gearbeitet werden, um anderswo Mittel reinzubekommen.“

WEITE KREISE:
Folgende Schulen sind bereits in das Projekt YURA involviert:
• BORG Deutschlandsberg
• HLW/FW Deutschlandsberg
• BHAK/BHAS Deutschlandsberg
• BHAK/BHAS Leibnitz
• BG/BRG Leibnitz
• HLW Köflach
• PTS Köflach
• PTS Voitsberg
• BHAK Voitsberg

Weitere Schulen in der Südwest- und Oststeiermark werden noch eingebunden.

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