Das Museum im Wald

Am Reinischkogel fanden die Glasmacher alles vor, was sie für ihre Arbeit  benötigen: Holz und koralmkristallinen Quarz.
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Von Josef Fürbass

Archäologische Funde machen gläserne Vergangenheit transparent

Von 1620 bis 1660 wurde am Reinischkogel intensiv Glas für das Stift Stainz produziert. Der Holzreichtum und Quarzvorkommen boten optimale Voraussetzungen dafür. Wo einst hochbegabte Glasmacher ihre Kunst ausübten, steht heute ein Museum. Es bietet Schutz für den 2011 im Rahmen einer archäologischen Grabung freigelegten Glasschmelzofen. „Vom baulichen Zustand her ist es der besterhaltene Werkofen Österreichs, wenn nicht gar Mitteleuropas“, betont Archäologe Andreas Bernhard.

Ein Museum mitten im Wald. „Das ist natürlich ein Idealfall“, ist der Kurator des Burgmuseums Archeo Norico Deutschlandsberg, Anton Steffan, begeistert: „Die Präsentation erfolgt dort, wo vor 350 Jahren bedeutendes Glas hergestellt wurde.“ Es ist quasi ein Ort mit gläserner Vergangenheit. Und das im doppelten Sinn der Bedeutung. Denn es wurde nicht nur gegraben, sondern auch Licht in die Leute, die hier gearbeitet haben, gebracht. Die Funde von der Glaserwiese füllen im Deutschlandsberger Burgmuseum einen eigenen Ausstellungsraum.
Demzufolge war die Eröffnung auch in zwei Teile gegliedert. Zuerst stand das Burgmuseum Archeo Norico im Fokus der Aufmerksamkeit. Stadtarchäologe Andreas Bernhard sieht den neuen Museumsraum als Ergänzung zur bestehenden Koralmglassammlung. Die Fundobjekte sind das Ergebnis einer dreieinhalbmonatigen Grabung durch Andreas Bernhard, Anton Steffan, des Stainzer Lokalforschers Karl Dudek und freiwilliger Helfer.
Erwähnenswert sind vor allem der vollständige Glasmachersatz mit Pfeife, Heft-, Streich- und Zwackeisen sowie das Petschaft. Diesen kleinen bronzenen Siegelstempel mit einem Weinkelch als Symbol der Glaser dürfte vermutlich der Hüttenmeister Thomas Kaiser um den Hals getragen haben. Aber auch Geschosskugeln aus Blei lagen kreisförmig um den Ofen verstreut. Sie müssen nicht unbedingt auf eine kriegerische Auseinandersetzung hindeuten.
„Wir haben eine interessante Auswahl getroffen, doch kistenweise Glasfragmente warten noch darauf, restauriert zu werden“, so Anton Steffan. Museumskurator und Bürgermeister Josef Wallner: „Hier ist eine archäologische Facette der industriellen Vergangenheit unseres Bezirkes dokumentiert. Die Produkte der Waldglashütten wurden bis zum Zarenhof in Moskau geliefert. Das beweist, dass unsere Region schon lange vor dem Schilcherland sehr exportorientiert war“, räumte Wallner ein.
Die zweite Projektpräsentation erfolgte dort, wo alles seinen Anfang genommen hat – auf der Glaserwiese im Klugbauerwald. Die Überreste des dortigen Schmelz- und Kühlofens waren jahrhunderlang unter dem Erdboden erstklassig konserviert.

„Im Ofen haben Temperaturen von über 1200 Grad Celsius geherrscht“.

Archäologe Andreas Bernhard

Die Kooperationspartner TV Schilcherland Stainz-Reinischkogel und Technologiezentrum Deutschlandsberg wurden bei der Umsetzung des Projektes von Leader unterstützt. Allergrößtes Entgegenkommen gab es von der Familie Klug (Gasthaus/Hotel Klugbauer). Sie hat nicht nur die Grabung ermöglicht, sondern auch das Holz für das Museum- und Schutzgebäude zur Verfügung gestellt. „Es wurden 180 Festmeter Lärche bzw. Tanne verbaut und rund 2000 Arbeitsstunden geleistet“, konkretisiert Stefan Klug, um den Prozess aussagekräftig zu machen. In Summe wurde der Material- und Arbeitseinsatz mit rund 140.000 Euro beziffert.
„Hier hat die Zusammenarbeit von Grundeigentümern, Archäologen und der Region funktioniert“, lobt Dr. Eva Steigberger vom Bundesdenkmalamt, welches das Projekt ebenfalls unterstützt hat.

Der Glasschmelzofen als Opferstock

„Glasmacher waren sehr wissende, aber auch abergläubische Leute“, so Bernhard. „Daher haben sie Silberpfenninge als Opfergaben in die Fugen des Ofenmauerwerks gesteckt.“ m Reinischkogel wurde neben dem grünlichen Waldglas auch hochwertiges Luxusglas hergestellt.Sichergestellte Tabakpfeifen aus Ton lassen außerdem den Schluss zu, dass in der Glashütte eifrig geschmaucht wurde…

Alle Fotos: Josef Fürbass

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