Sommertheater
Das sündige Dorf und seine weiße Weste
Volkslustspiele sind mit verschiedenen Geheimnissen und Wirrungen gespickt, bis schlussendlich doch ein „Happy End“ das Publikum beglückt. Diese Philosophie trifft beim Sommertheater der Kulturinitiative Kürbis Wies den Nagel auf den Kopf. Gegeben wird heuer der Schwank „Das sündige Dorf“ von Max Neal. Ab 7. Juli (Premiere) steht einem sommerlichen Theatervergnügen in der Schlosstenne Burgstall nichts im Wege, denn gespielt wird bei jedem Wetter.
WIES. Es ist ein Volkstheater-Klassiker und das Spiel mit den menschlichen Schwächen. Alle tragen gerne eine weiße Weste, wenngleich es um die moralische Sauberkeit nicht immer zum Besten bestellt ist. Doch Vorsicht: Nur allzu schnell kann eine blickdicht aufgebaute Fassade zu bröckeln beginnen. Dann heißt es Kopf hoch und Brust heraus, das Tarnen und Täuschen kann beginnen. Denn was wirklich zählt, ist die Flecken auf der weißen Weste zu verbergen...
Und so hat im sündigen Dorf jeder seine Fehler und Geheimnisse, die es zu vertuschen gilt. Denn was könnten sonst die Leute sagen. Einige dieser Geheimnisse werden aber im Laufe des Stücks scheibchenweise preisgegeben. Es ist zwar eine einfach gestrickte, aber recht verstrickte Geschichte, deren Knoten sich allmählich doch noch in Wohlgefallen auflösen. Das ländliche Lustspiel in drei Akten wird nur von einer einzigen Pause unterbrochen.
Bruderzwist im Hause Stangassinger
Im Zentrum des sündigen Dorfes – es gilt die Unschuldsvermutung – steht der Hof der Bauernfamilie Stangassinger. Die Söhne Thomas (Michael Prattes) und Flori (Peter Eisner) haben beide ein Auge auf die fesche Evi (Melina Schuster) geworfen. Als ob die Konkurrenz-Rivalität zwischen den zwei Brüdern an sich nicht schon dramatisch genug wäre, schleppt auch noch Bauer Sepp (Karl Wiedner) ein streng gehütetes Geheimnis mit sich herum: Evi ist seine verschwiegene Tochter! Mit der verbotenen Liebe muss es daher ein Ende haben. Und auf gar keinen Fall darf seine Frau Stasi (Gudrun Lukas) etwas davon erfahren. Doch auch deren weiße Weste ist nicht unbefleckt...
In dem Spiel von Sein und Schein zu sehen sind außerdem Wolfgang Fasching als Korbinian und Spezi des Bauern, Gernot Grinschgl als Bauer Vogelhuber-Luis, Julia Krasser als dessen Tochter Afra sowie Oskar Ribul als Bürgermeister Michael Riedlechner. Auch die vielen Verwicklungen bekleiden eine nicht unwesentliche Nebenrolle.
Klischees wurden abgestaubt
Julia Krasser und Peter Eisner, die sich die Regiearbeit teilen, haben das Stück aus den 1920er-Jahren gekürzt. Und wohl auch von einigen Klischees entstaubt, wie die Zuseher recht bald feststellen werden. Die Männer tragen weder Trachtenanzug noch speckige Lederhose, die Frauen kein tiefdekolletiertes Dirndl. Auch rotweißkarierte Vorhänge oder einen Kachelofen wird man auf der Bühne nicht finden, denn die Bauernstube ähnelt mehr einem Wohnzimmer. Musik und Gesang werden live interpretiert. Gernot Grinschgl entlockt dem Akkordeon bekannte Liedmelodien wie etwa den Steirischen Brauch. Allerdings hat Wolfgang Fasching (Musikalische Leitung) sämtliche Texte neu geschrieben. Für die Technik ist Maximilian Frass verantwortlich.
Kartenreservierung
„Was kann man aus einem Lustspiel raus holen?“ Diese Frage haben sich Peter Eisner und Julia Krasser gestellt. Das Ergebnis bekommt das Publikum am 7. , 9., 14., 15., 16 und 23. Juli mit Beginn um 20 Uhr sowie am 10. und 17. Juli ab 17 Uhr präsentiert. Karten und Info: 03465/7038, 0664/1615554, www.kuerbis.at, kuerbis@kuerbis.at
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