Edle Brände gehen durch Frauenhände

- hochgeladen von Josef Fürbass
Predingerin findet Gefallen an „geistreicher“ Wintertätigkeit
Der Schnaps ist männlich, was aber nicht heißen muss, dass nur die Herren der Schöpfung die Kunst des Brennens beherrschen. Karin Govedic aus Gantschenberg bei Preding beweist nämlich das Gegenteil: Vor drei Jahren ist sie in die Fußstapfen von Papa Theo getreten und stellt in der Abfindungsbrennerei sortenreine Edelbrände und Teeschnaps her. Als Grundlage dafür dient Obst aus eigenem Anbau. Mittlerweile ist „Theo’s Oagana“ zur Marke des Schwoagaschneider-Hofes geworden!
(jf). Das Schnapsbrennen war eigentlich schon immer eine typische Winterbeschäftigung. Wenn die Außenarbeit am Hof ruhte, ging man daran, die eingemaischten Früchte zu veredeln. Nicht selten war das eine sehr gesellige Angelegenheit, denn die Nachbarn schauten gerne vorbei, um dem Brenner bei Gesprächen und Kartenspiel die Zeit zu verkürzen. Natürlich wurde auch verkostet und so mancher Teebeutel verbraucht...
In Gantschenberg bei Preding hat Karin Govedic diese Wintertätigkeit in die Hand genommen. Zuvor hatte sie bereits seit 1994 mit ihrem Papa Theo gemeinsam gebrannt. Und ihrem Lehrmeister sind auch die hochgeistigen Produkte gewidmet: „Theo’s Oagana“ steht auf den Flaschenetiketten. Und dass es ein „Eigener“ ist, das merkt man beim ersten Schluck. Zwei Beweggründe waren es, die Karin Govedic zum Brennen animiert haben: 1. Die Früchte werden geerntet und verrotten nicht. 2. Das Obst wird durch das Einmaischen und Brennen länger haltbar gemacht.
Verarbeitet werden nur Früchte, die auf dem Schwoagaschneider-Hof heranreifen. Abhängig von Saison und Ertrag. Auf dem dreieinhalb Hektar großen Grund wachsen an die 60 Pfirsichbäume, und es gibt auch Streuobstwiesen mit alten Sorten wie Schafnase, Krummstiel, Grafensteiner oder Kronprinz Rudolf. „Ich brenne Äpfel, Birnen, Kriecherln, Himbeeren, Weingartenpfirsiche, Vogelbeeren, Kirschen, Isabellatrauben und Zwetschken.“
Je nach Obst brennt Karin Govedic zwischen acht und 14 Tagen im Jahr. Der klassische Brennkessel mit seinen elementaren Bestandteilen wie Blase, Helm und Geistrohr gehört einer Gemeinschaft.
„Das Schönste am Brennen ist für mich, dass man die Frucht im Destillat wieder findet. Edelbrände haben kein Ablaufdatum, je länger sie lagern, desto besser werden sie!“
Karin Govedic
Bei ihrer Arbeit lässt Karin Govedic allergrößte Sorgfalt walten. „Das Obst wird vom Baum geerntet und muss einwandfrei sein.“ Nach dem Waschvorgang – bei den Pfirsichen werden zudem die Kerne entfernt – erfolgt das Einmaischen. Beim Gärprozess in den Maischfässern wird der Zucker in Alkohol umgewandelt. Sind Vor-, Haupt- und Nachgärung abgeschlossen, ist der für die Qualität des Destillats beste Zeitpunkt zum Brennen gekommen.
Pfirsich-, Kriecherl-, Himbeer- und Vogelbeerbrand sind die Favoriten im Sortiment von Karin Govedic. Doch auch der Kräuterbrand findet viel Zuspruch. Die Predingerin bedient sich bei der Herstellung einer streng gehüteten Rezeptur ihrer Urgroßmutter. „Meine Edelbrände sind Medizin“, bemerkt Govedic, während sie im Brennkessel Holz nachlegt. Daher ist es ihr ein Anliegen, „dass man beim Anstoßen nicht Prost, sondern Gesundheit sagt!“
Bildbeschreibung:
Im Sommer ist Karin Govedic die Wirtin vom Café Sonnenplatz’l in Preding, im Winter widmet sie sich dem Brennen.
„Die Rezeptur für den Kräuterbrand stammt noch von meiner Urgroßmutter“, erzählt Karin Govedic. Die Zutaten sind und bleiben ein Familiengeheimnis...
Karin Govedic: „Meine Edelbrände haben zwischen 38 und 46 Volumprozent Alkohol.“
Fotos: Josef Fürbass
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