Jugend am Werk
Eine tragende Rolle für Kleiderschrankhüter

Andrea Jakob, Petra Hartinger, Adelheid Priumus und Astrid Bauer (v. li.)  | Foto: Josef Fürbass
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In vielen Schränken hängt Bekleidung, die das Tageslicht schon lange nicht mehr gesehen hat. Bevor es "lebenslänglich" für sie setzt, sollten die Textilien die Chance bekommen, einen neuen Träger bzw. eine neue Trägerin zu finden. Bei Jugend am Werk in Deutschlandsberg ging das jetzt ganz leicht. "Es war der erste aber sicher nicht der letzte Kleidertausch", verspricht das Team von VOPS und AusbildungsFit.

DEUTSCHLANDSBERG. "Tausch dich glücklich" lautete das Motto, das auch neugierig machte. Viele fühlten sich von der Einladung angesprochen und trennten sich von ihren ehemaligen Lieblingskleiderstücken, um dafür eventuell etwas Neues für die Sommersaison zu finden. "Es geht uns grundsätzlich um die Nachhaltigkeit", betont Teamleiterin Astrid Bauer. Dazu kommt mit "Kostenlos, aber nicht umsonst" ein weiterer Aspekt ins Spiel, der in Zeiten der allgemeinen Teuerung nicht unwesentlich ist, denn die Kleidung - darunter auch Markenware - wird kostenlos abgegeben.

Mit diesem Projekt wollte man auch einen Beitrag zur Schonung der Ressourcen leisten. Und auch dafür hatte das Team mit "Statt billig kaufen, gemütlich tauschen" einen griffigen Slogan parat.

"Der Sinn der Sache ist es, dass Kleidung, die noch voll in Ordnung ist, nicht weggeworfen sondern wieder getragen und damit in Umlauf gebracht wird." Coach Adelheid Primus

Tauschvergnügen bei Brötchen, Kaffee und Kuchen

Und so funktionierte der Kleidertausch: Saubere und intakte Textilien wurden übernommen und noch am selben Tag auf dafür vorbereiteten Tischen präsentiert. Die Besucher konnten in gemütlicher Atmosphäre stöbern, suchen, finden und - eben ganz im Sinne von Nachhaltigkeit - für den Eigenbedarf oder die Familie mit nach Hause nehmen.

Die Auswahl war gleich beim 1. Kleidertausch in der VOPS Deutschlandsberg groß. | Foto: Josef Fürbass
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Natürlich hätte man den Kleidertausch lieber im Freien am Soloplatz durchgeführt, aber der Regen vermasselte das Outdoor-Schmökern. Jedoch auch drinnen machte das modische Gustieren viel Spaß. Auf den Tischen stapelte sich Kleidung aller Art. Ob Jeans, Kleider, T-Shirts, Jacken, Pullis, Hüte – die Auswahl war überschaubar, aber gut bestückt. Sogar Schuhe und Accessoires wie Gürtel, Hand- oder Geldtaschen waren im Tauschsortiment. "Echt cool, ich habe meinen Lieblingsfarben-Pullover gefunden!" Aha-Erlebnisse dieser Art waren an diesem Tag in der VOPS Deutschlandsberg des Öfteren zu vernehmen.

Individuelle Förderung für kreative Jugendliche

VOPS steht für Vorbeikommen, Ohne Termin, Perspektiven finden, Spaß daran haben. Jugendliche und junge Menschen bis 25, die noch Zeit benötigen, um die Fähigkeit zu erlangen, eine Ausbildung oder Arbeit zu beginnen, werden hier unter Förderung ihrer Talente und mit Einfühlungsvermögen für ihre ganz individuellen Lebenswelten vorbereitet. Wegbereiter sind Lerntraining und Berufsorientierung.

Maria Weiss mit einem nicht alltäglichen Begrüßungsschild aus Fassdauben. | Foto: Josef Fürbass
  • Maria Weiss mit einem nicht alltäglichen Begrüßungsschild aus Fassdauben.
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Die überaus kreative Gruppe malt, singt und gestaltet Skulpturen aus Holz, Ton, Draht, Pappmaché. Auch die Arbeit mit digitalen Medien wie Filmen, Fotografien und deren Bearbeitung ist Bestandteil der Kunsttherapie. Die dabei entstandenen Kunstwerke sind bei den zwei hausinternen Ausstellungen "Zwischenlandung" und "In Bewegung" präsentiert und von Mitarbeitern oder Teilnehmern gerne gegen eine freiwillige Spende als Geschenke erworben worden.

Lernen, dass Lernen freudvoll sein kann

Sehr gute Erfolge gibt es seit Jänner dieses Jahres mit dem von Coach Adelheid Primus entwickelten "Lernatelier". Spielerische Methoden und entspannende Kunstherapie werden miteinander verwoben. "Es geht darum, Lernen freudvoll zu gestalten", so Primus. Mithilfe eines Stufenplanes werden auch soziale Ängste, Prüfungsangst und Angst vor Vorstellungsgesprächen bearbeitet.

Die VOPS fungiert als Vormodul von AusbildungsFit (AFit), einer Einrichtung des Netzwerks Berufliche Assistenz (NEBA), die durch das Sozialministeriumservice und den Europäischen Sozialfonds finanziert wird. AFit verfügtüber zwei Trainingsbereiche. Da ist zum einen das Handwerk, das in der Frauentalerstraße 5 trainiert wird und zum anderen die Küche am Hauptplatz, wo von Montag bis Freitag täglich 220 Portionen ausgekocht werden. "Zum Essen kommen Schulen, Kindergärten und auch zwei Nachmittagsgruppen", erzählt Standortleiterin Petra Hartinger. "Ein Teil der Mahlzeiten wird von Zivildienern und Zustellern als Essen auf Rädern ausgeliefert."

Upcycling auf allen Ebenen

In der VOPS und bei AFit wird praktisch nur das entsorgt, was nicht mehr zu verarbeiten ist. Fachtrainerin Maria Weiss weiß aus jedem vordergründig noch so wertlos erscheinenden Ding etwas anzufangen und ihm eine neue Funktion einzuverleiben.

Auch mit Schuhen und Accessoires konnte man am Tauschtag dienen. | Foto: Josef Fürbass
  • Auch mit Schuhen und Accessoires konnte man am Tauschtag dienen.
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Ob es die Retro-Stühle aus den 60er-Jahren sind, denen sie aus alten Jeans neue Bezüge mit Hingucker-Optik verleiht, oder die kultigen Jeanshocker, die sie aus Schaumstoff und alten Gürteln herstellt – aus Alt mach Neu lautet die Devise. Pressspannplatten erleben als Leinwand für Bilder einen zweiten Frühling. Ausgediente Weinfässer erhalten durch Bemalen oder Bekleben ein neues Aussehen und werden durch Versiegeln zu wetterbeständigen Dekor-Objekten für den Außenbereich gemacht. Faßdauben gefallen sich auch gut in ihrer neuen Rolle als Begrüßungsschilder.

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