Elternabend Selbst-bewusst-lernen
Lernbegleitung nach Bedarf des Schülers

"Lernen soll automatisiert ablaufen", meinen Edmund Prattes und Jens Mengeler (v.l.)
  • "Lernen soll automatisiert ablaufen", meinen Edmund Prattes und Jens Mengeler (v.l.)
  • hochgeladen von Gerhard Langmann

„Es sind mehr Interessierte gekommen als erwartet“, stellte Diplompädagoge Edmund Prattes, nach 43 Jahren als Lehrer nunmehr in Pension, am vergangenen Dienstag im Jugendgästehaus Deutschlandsberg die Initiative Selbst-bewusst-lernen vor. „Wir holen die Kinder exakt dort ab, wo sie gerade stehen“, bezeichnete er die Automatisierung bestimmter Lernabläufe als das Ziel. Was dazu nötig ist? Eine kindgerechte Förderung. Der Vorteil? Es wird Energie für andere Entwicklungen freigemacht.
Seit dreißig Jahren steht Sondersozialpädagoge Jens Mengeler, Mitbegründer von Selbst-bewusst-lernen, im Dienste der Lernforschung. „Man muss bei sich selber anfangen“, betonte er, dass heute der Ablauf des Denkens wissenschaftlich belegt ist. Die landläufige Unterteilung in Lerntypen habe sich als falsch herausgestellt, denn: „Es werden dazu alle Sinne verwendet.“
Seinen Anfang nimmt das Lernen eines Menschen bereits als Embryo. Ganz entscheidend ist die Zeit nach der Geburt. „Nach Intensität der Zuwendung entsteht eine Bindung“, machte der Referent klar, dass Defizite aus dieser Phase nur schwer aufzuholen sind. Auch – bei aller Wichtigkeit - Bildungseinrichtungen wie Kindergarten und Schule sind dazu nur bedingt in der Lage.
Den Schwerpunkt legte Jens Mengeler auf den Umgang mit den Schülern in der Volksschule. „Vieles war früher selbstverständlich“, führte er das Schuhe zubinden als Beispiel an, das heute zum Schulanfang kein Kriterium mehr ist. Überhaupt Schule: „Das Kind ist einem großen Erwartungsdruck ausgesetzt.“
Eindeutige These: Jeder Mensch/Schüler kann alles lernen. Allerdings muss es ihm in geeigneter Form beigebracht werden. „Die Lernstruktur muss positiv sein“, warnte er vor Ungleichgewicht und Vermeidungsdrang. Stets müsse der Grund für den negativen Einfluss beseitigt werden, um im Gleichgewicht zu leben. Ein wesentlicher Punkt dabei: Der Mensch/Schüler sollte seine Grundfertigkeiten automatisieren. Ein Beispiel dazu: Ein Autofahrer muss den Gebrauch von Gas, Bremse und Kupplung nicht jedes Mal hinterfragen, der Ablauf erfolgt automatisch. Die Anmerkung dazu: Auch falsche Strategien wurden einst „erlernt“, sie sich abzugewöhnen ist ein langer Prozess.
Die Initiative Selbst-bewusst-lernen geht mit den Augen des Schülers an ihre Aufgabe heran. „Die übliche Nachhilfe ändert die Lernstruktur nicht“, kam Jens Mengeler auf das punktgenaue Abholen der Schüler zurück. Soll heißen: Die Fertigkeiten des Schülers werden festgestellt, die Lernhilfe setzt dort ein, wo sie der Schüler braucht. Auf vorgefertigte Antworten wird dabei verzichtet, der Schüler selbst muss Fragen stellen (sind die Basis des Gedankens) und Ideen erarbeiten. Immer im Fokus: die Stärkung der Persönlichkeit.
Welche Inhalte werden angeboten? Lesekurs (2 x 1 Std/Woche), lautgetreue und regelhafte Rechtschreibung, Rechnen im Zehner- und 100-er-Raum, Grundrechnen und Lerntraining (alle 3 x 1 Std/Woche). Pro Stunde fallen Kosten von knapp unter zehn Euro an. „Wir geben auch Aufgaben mit nachhause“, benannte Mengeler die Sternschule in Deutschlandsberg als Domizil für die nachmittägliche Schülerbegleitung.

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