50 Jahre „Hödlmoser“
Reinhard P. Gruber-Lesung im Rauch-Hof

Die Steiermark im Zerrspiegel
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Auf seiner Lesetour durch die Steiermark machte Reinhard P. Gruber Station auch in Stainz. Der Anlass: Vor fünfzig Jahren schrieb er seinen Erfolgsroman "Aus dem Leben Hödlmosers". Umrahmt wurde der Abend von "Hödlmoser Blech".

WALD/STAINZ – Die Lesung am vergangenen Freitag im Rauch-Hof fällt in die Kategorie Heimspiel. Als deklarierter Sturm Graz-Freund und literarisch-profunder Fußballberichterstatter weiß Reinhard P. Gruber, dass ein Einsatz mit einer starken Fan-Gemeinde im Rücken gleich viel leichter vonstattengeht. Das „Heimspiel“ bezog sich auch auf den Inhalt der Lesung, denn der Roman „Aus dem Leben Hödlmosers“ aus dem Jahr 1973 findet sich quasi in allen steirischen Büchersammlungen. Dennoch: Fünfzig Jahre sind eine lange Zeit, da tut eine Auffrischung – gelesen noch dazu vom Original – ausnehmend gut. Als musikalische Abrundung klinkte sich das Musikduo „Hödlmoser Blech“ mit Nikola Vukovic (Trompete) und Christoph Wundrak (Bass) in das ländlich-schaurige Geschehen ein. Die Lesung stellte den Beitrag von „StainZeit“ (dessen Mitgründer Reinhard P. Gruber einst war) zum Kulturprojekt „Schillern“ dar.

Mutiger Hödlmoser nach zwei Krügerln Bier

In der Lesung ging es – eh klar – um die Steiermark, deren Zerfall (Zufälligkeit) unweigerlich den Zerfall Österreichs (Notwendigkeit) zur Folge hätte. Was bei den herrlichen Menschen – unterteilt in Feld-, Wald-, Fluss-, Kern-, Most- und Bachsteirer - und dem herrlichen Land mit seiner Vielfalt zweifelsohne fatal wäre. Nicht minder herrlich beschrieb der Autor den Steireranzug (für nichtsteirische Typen abzuraten) und das Jodeln, das als in Zeitlupe übersetzte Sprache der Vögel bezeichnet werden könne. Hab‘ ich heut‘ einen Durst! Recht eindringlich brachte sich Hödlmoser vulgo Franzbauer in den Ablauf ein. Besser würde sein zweiter Leitspruch (Bin ich heute geil) passen, denn exakt dieser Wesenszug hauchte dem Bauernburschen – nach zwei Krügerln – den Mut ein, sich Fani Hinterleitner offensiv anzunähern. Beide wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, dass Schurl das Ergebnis der koitiven Paarung sein würde.

Das Glühen für die Steiermark

Nach dem steirischen Lebenslauf mit der Bewerbung für den Gemeinderat, der steirischen Aggressionsgeschichte mit der schmerzhaften Hodenstangenberührung und der Bergsteigergeschichte vom Zirbitzkogel näherte sich die Lesung mit der steirischen Reisegeschichte nach Wien ihrem schicksalshaften Höhepunkt. Bei allem Stolz für die Steiermark: Ärsche austeilen und dem Bürgermeister eine Ohrfeige verpassen geht halt nicht. Die Folge war trotz allen Glühens für die Steiermark der Einzug in die Polizeizelle. Die steirische Fußballgeschichte – und damit kehren wir zum obigen Heimspiel zurück - mit dem Besuch eines Fußballspiels des WSV Fohnsdorf als Zugabe vermochte (und sollte das wohl auch nicht) die Tragik des Schicksals von Franz Josef Hödlmoser nicht zu mindern.

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