Podiumsdiskussion zum Thema Ortsbild
Schafft Raumordnung tatsächlich Ordnung?

Isolde Seirer-Melinz begrüßt Andreas Ankowitsch, Erich Wurzrainer, Michael Lehofer und Walter Eichmann (v.l.)
  • Isolde Seirer-Melinz begrüßt Andreas Ankowitsch, Erich Wurzrainer, Michael Lehofer und Walter Eichmann (v.l.)
  • hochgeladen von Gerhard Langmann

STAINZ. - Draußen besuchte der Nikolaus den Adventmarkt, drinnen in der „Hofer-Mühle“ rollte am vergangenen Freitag unter der Ägide des Volksbildungswerkes Steiermark und Isolde Seirer-Melinz die Podiumsdiskussion zum Thema Ortsbild ab. „Ortsbild ist ein permanenter Prozess“, betonte Bürgermeister Walter Eichmann, dass seit der Gemeindezusammenlegung im Bauamt neue Wege beschritten wurden. In den Statements der Referenten sollte darauf eingegangen werden.
„Es geht um das Aufzeigen von Hintergründen“, definierte Erich Wurzrainer, Architekt und Mitglied im Gestaltungsbeirat der Marktgemeinde, eine wichtige Funktion des Gestaltungsbeirates. Das sei nicht immer einfach, der der Mensch emotional und nicht real denke. Das Ortsbild beschrieb er als die Summe aller Teile (Straßen, Plätze, Bäume, Bauten), die für Wohlbefinden sorgen. „Oft sind das jahrhundertealte Zeitzeugen“, warnte er vor einer gebauten Beziehungslosigkeit bei Neubauten, bei denen sich Materialien – noch dazu unter einem ökologischen Deckmantel – oftmals als künftige Müllberge erweisen. „Haben Sie Mut zu altbewährten Lösungen“, stellte er abschließend das Miteinander der Menschen in den Vordergrund.
Er habe viele Grauslichkeiten erlebt, bezeichnete Raumplaner Andreas Ankowitsch die Raumordnung (berücksichtigt die Daseinsgrundfunktionen) als einen Anspruch der Menschen, der langfristig, vorausschauend und unter Einbindung aller Handelnden geschaffen werden soll. Er brachte auch das Geld ins Spiel, das einerseits beim Aufrechterhalten von Altem aufgewendet werden muss, andererseits aber als Investment in Anlegerwohnungen (Geld kennt kein Genug) fließt. Auch der Begriff Eigenverantwortung werde heutzutage nicht mehr gelebt. „Der Andere soll es richten“, bezeichnete er Polizei, Rettung, Bundesheer, Hausverwaltung etc als Instanzen, die vermehrt Aufgaben des Einzelnen erfüllen müssen. Ebenfalls ein Problem: die aktuelle Wegwerfgesellschaft, die – oft unter Hinweis auf ökologische Vorteile – auf Ressourcenverschwendung basiert. „Die Sehnsucht nach der guten, alten Zeit ist da“, redete er einer Zukunft das Wort, in der man mit weniger Regeln und Vorschriften, aber mehr gegenseitigem Verständnis auskomme. „Eine perfekte Raumordnung gibt es nicht“, hoffte er, dass im Miteinander zumindest der Feitl steckenbleiben möge.
Der Raumordnung von der psychologischen Seite näherte sich Michael Lehofer von der Universitätsklinik Graz an. „Sie ist ein subjektives Empfinden“, stellte er klar, dass Raumordnung mit Schönheit und Ruhe zu tun hat, die – als Beispiel nannte er eine schöne Umgebung – beruhigend wirken. Diese Ruhe und Geborgenheit zu erreichen solle das Anliegen von allen (Schönheit gehört dem Anderen auch) sein. Er wolle nicht Bürgermeister sein, gab er zu, dass bei Bauverhandlungen Eigeninteressen aufeinanderprallen, die auch Frustration erzeugen können. Der Ansatz einer Lösung? „Man muss im Vorfeld über Kommunikation Gemeinsames schaffen“, regte er an, nicht zu schnell auf Lösungen aus zu sein, sondern in eine vorherige Wertedefinition („Sonst wird nix.“) zu investieren. Der Zwiespalt dieses Schrittes: Alle Menschen wollen zwar etwas Besonderes, gleichzeitig aber normaler Teil des Ganzen sein.
In der Folge hatten die Besucher die Gelegenheit zum Einbringen von Fragen. Die stehende Erkenntnis: Die Einrichtung Gestaltungsbeirat (als einziger im Bezirk) vermag im Vorfeld Ungereimtheiten zu beseitigen. Auch dem Bauherrnhandbuch der Gemeinde wurde hohe Expertise bescheinigt.

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