L601NEU-Variantenvorstellung ohne zuständigen Landesrat

Am Bild Fehleisen, Köppel, Tschernko, Amon, Kögl, Wallner, Muchitsch, Hermann - fehlend Kainz und Riedlsperger
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Trotz Zusage zu diesem für alle Teilnehmer wichtigen Abend zog es Verkehrslandesrat Gerhard Kurzmann vor, kurzfristig einen anderen wichtigen Termin in Schladming wahrzunehmen, was natürlich die meisten – der rund 300- Interessierten L601 Befürworter und auch Gegner in der Turnhalle Frauental am Montag, 26. Jänner 2015 als einen echten „Faux pas“ bewerteten.
Moderator Gregor Waltl, der den ablaufenden Abend überaus gefühlvoll- wenn nicht zu sagen perfekt- moderierte und die „Spielregeln“ des vieldiskutierten Themas erläuterte übergab das Wort zunächst dem Obmann von L601NEU Gunther Riedlsperger.
Riedlsperger- der seit Anbeginn im Verein L601 Neu an vorderster Front steht, sich für die schnelle Anbindung an die A 9, die Arbeitsplätze sichern und den Tourismus ankurbeln soll- einsetzt, äußerte sich ganz klar: „ Wir erwarten nun Ergebnisse vom Land, vor allem in Richtung Finanzierung, denn `nix is z´spät` für die L601 NEU Variante“.
Das Ziel der Info- und Diskussionveranstaltung präzisierte ObmannStv Robert Köppel in der Form, dass die Variantenstudien- die sich von ursprünglich vier auf zwei konkrete bereits geprüfte herauskristallisiert haben- diskutiert werden, die Einsprüche vernommen und entsprechende Gegenargumente dargelegt werden.
Kernforderungen sind vor allem die Verkehrssicherheit zu erhöhen, eine effiziente Umsetzung (keine Notlösung) , ein Bau für Generationen, keine Trennung von Ortsgebieten, der Absiedelung entgegenzuwirken, aber auch Lärmschutz für die Anrainer etc.
Dem Verein L601NEU, der ja überparteilich agiert, konnte er attestieren bis dato überaus aktiv in allen Belangen gewesen zu sein- begonnen von technischer Beratung durch Christian Friedrich, Unterschriftenaktion, Verkehrszählung, BürgerInfo, Gutachteneinholung bis zur Variantenstudienerstellung.
Wolfgang Fehleisen, Leiter Baubezirk SüdWeststeiermark, stellte in Vertretung des Landesrates vorneweg klar, dass der Bau der L601NEU nicht im 5-Jahresplan des Landes aufscheine- schlicht weil die Finanzierung nicht gegeben sei. Abgesehen davon erwarte man sich eine Festlegung bei der Variantenstudie bei den erarbeiteten Varianten- vorher geschehe von Seiten des Landes nichts.
Wirtschaftskammerobmann Manfred Kainz konnte berichten, dass die ASFINAG – nach Erfüllung der UVP- 2016 die Halbanschlussstelle Hengsberg in Angriff nehmen wird, aber ohne L601 NEU wäre diese sinnlos. Er betrachtet die L601NEU vor allem aus dem wirtschaftlichen Standpunkt, wo der Bezirk Deutschlandsberg mit 42 % das BIP durch Industrie und gewerblicher Produktion erwirtschafte. „Frauental sowie das Gebiet um Hollenegg ist eines der stärksten Entwicklungsgebiete des Bezirkes und um diese weiter zu stärken, ist eine starke Verkehrsanbindung notwendig, wobei aber der Anrainerschutz in dem Regionsprojekt (wird von allen 44 Gemeinden „Neu“ getragen) berücksichtigt sein muss“ . Ebenso sei die Lassnitztaler Entwicklungsgemeinschaft ein Synonym für ein gedeihliches Miteinander und das sei notwendig, „damit wir in der Steiermark weiterhin zur wirtschaftlichen Spitze zählen. Es ist alles zu tun, um die Entwicklung voranzutreiben, denn das ist gut für Frauental, für die Region und für das gesamte Schilcherland“.
NR Werner Amon bezeichnete die jetzige Vorgangsweise bzgl. der L601NEU als „Henne-Eier-Spiel“ , wo jeder die Verantwortung abschieben will. Unabhängig von der Koralmbahn müsse man über diese Straße nachdenken, denn die berechnete Zunahme des automotiven Verkehrs bis 2025 sei hier gigantisch. „Wenn alle zusammenstehen ist allerdings sowohl Finanzierung als auch Realisierung möglich“.
LAbg Peter Tschernko verwies auf die im Leitbild der Regionalversammlung verankerte „Mobilität“ und sieht nach der Koralmbahn als Jahrhundertchance auch gute Chancen für die L601 Neu. „Wenn die Region diese haben will, so wird es wohl nicht an der Finanzierung und Umsetzbarkeit scheitern“, seine zuversichtlichen Worte- jedenfalls werde die Regionalversammlung dieses Vorhaben weiterhin unterstützen.
Beirätin Maria Kögl stellte fest, dass beide Varianten überwiegend Groß St. Florian gewaltig betreffen und teilweise Ortsteile durchschneiden, wobei die Variante D mit diversen Anforderungen sich als günstigere herauskristallisiere. „Wir erwarten uns für die gesamte Region eine gute Lösung und auch, dass sich Frauental bald auf eine Variante einigt.“
Bgm Bernd Hermann informierte, dass mit Gemeinderatsbeschluss im November 2014 beide Varianten – B und D- freigehalten wurden und in einer Petition an das Land Stmk. eine schnelle Entscheidung des Landes in Bezug auf Priorätenvorreihung und Finanzierung gefordert wird.
„Es kann nur die Region Sieger sein, aber zunächst muss das Land in Bezug auf Prioritäten Zeichen setzen. In Bezug auf den Lärmschutz wird – nach Zusage der Landesförderungen- auch die Gemeinde das ihre einbringen“.
Bgm Josef Wallner hielt bei dem Thema, das Leute bewegt , eine Vorschau auf die Frequenz der neuen Bahnhofszufahrt , wobei das Bahnhofsgebäude bereits 2017 errichtet werde. Für ihn – und bei allen drei Gemeinden- ist vor allem der Anwohnerschutz – bei jedweder Lösungsvariante- vorrangig.
NR Beppo Muchitsch meinte vor allem dahingehend, dass man für die 70 % Bezirkspendler etwas und dies bald tun müsse, denn ansonsten sind die Probleme vorhersehbar. Er bekrittelte vor allem aber auch, dass gerade bei dieser wichtigen Diskussion der zuständige Landesrat nicht anwesend sei. Dringlich sei es für ihn, sich für eine Variante so schnell als möglich zu entscheiden.
Ja und in der anschließenden Diskussion -die viel Information in sich barg- wurden „Für und Wider“ L601 NEU in einer sachlich geführten Runde dargelegt.
Hier eine Kurzfassung daraus:
Harald Psonder, Sprecher der Plattform „Lebenswertes Lassnitztal“ ist prinzipiell gegen die Errichtung einer Straße, denn diese stehe in Konkurrenz zum öffentlichen Nahverkehr und führe zu einem zusätzlichen Belastungskorridor- er sieht dies als reine Steuergeldverschwendung. Man möge doch die S-Bahn auf der Koralmbahnstrecke sinnvollerweise nützen oder gezielte punktuelle Maßnahmen am bestehenden Straßennetz setzen. Auch besserer Lärmschutz für die Anrainer der B 76 und der bestehenden L 601 wären zu forcieren.
Gemeindekassier Andreas Polz ist hingegen der Meinung- auch in Bezug auf Nachhaltigkeit- dass der Zeitpunkt der Umsetzung für die L601 Neu reif sei.
Andreas Vondrak , BI Harterwald-Gleinz-Süd, setzt sich dafür ein, die Lebensqualität der Frauentaler zu schützen und outete sich als absoluter Variante D Gegner.
Landwirt Stefan Gurt, Preding, sieht trotz gewissen Notwendigkeiten viel zu viel Grundstücksverbau für den Verkehr. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen werden immer mehr beschnitten und die Lebensqualität leidet darunter.
Frauentals Amtsleiter Josef Sailer bestätigte, dass „etwas geschehen müsse“ denn der Verkehr nimmt ständig zu. Er bezweifelt allerdings u. a. die Einhaltung der ausgerechneten Dezibel-Maximalhöhen stark.
Unternehmer Karl Polz meldet sich als unbedingter Befürworter der L601Neu und lässt feststellen, dass von der Variante B 102 Objekte und von der Variante D 44 Objekte betroffen wären.
Patrick Bernhard spricht sich für den Bereich Hengsberg mit der Halbanschlussstelle aus und meint es sei besser das Steuergeld hier zu investieren, statt nach Griechenland zu transferieren. Ein Krottendorfer Ex-Berufsfahrer ermunterte alle Befürworter „Baut für die Zukunft“, während Maria Polz die Frage stellte „Zukunft mitgestalten- was können wir tun ?“
Der Betriebsleiter der Fa. Künz, Gr. St. Florian sieht bei einer Stagnation der L601Neu Folgen für seine Firma, die bereits ein Baustopp verfügt habe- was natürlich mit Arbeitsplätzen verbunden ist- und da weniger Investitionen getätigt werden, die Situation wirtschaftlich schwer verkraftbar wäre.
Das Schlussresümee dieses Diskussionsabends kann man in der Form ziehen, dass- Dank des Komitees L601NEU- die endgültige Variantenentscheidung ausgiebig diskutiert wurde und „neuer Dampf“ dahinter ist, sowie das Land Steiermark unter Zugzwang der dazugehörigen Entscheidung steht.
Fakt ist, dass obwohl es noch ein steiniger Weg sein wird- wie es ja auch bei der Koralmbahn war- das „Eis“, das auf der Strecke „Abschnitt Frauental“ und „Abschnitt Wettmannstätten-Groß St. Florian“ liegt- auch im Sinne einer Entlastung der B 76- endlich „abgetaut“ werden muss.

Warum sich nun immer mehr Widerstand gegen die L601 neu regt, lesen Sie hier.

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