Wirtschaftsbund
Hans Kilger höchst persönlich in Eibiswald

- Hans Kilger (2.v.r.) mit den Vertretern des Wirtschaftsbundes Eibiswald mit Obmann Matthias Kröll (r.) und seinen beiden Stellvertretern Daniel Nauschnegg (l). und Horst Senekowitsch.
- Foto: Susanne Veronik
- hochgeladen von Susanne Veronik
Schon lange war im Kino Eibiswald/Domaines Kilger Hasewend nicht mehr so ein Andrang zu erleben: Kein Wunder, hat sich doch der Münchner Unternehmer und Großinvestor in der Region Hans Kilger auf Einladung des Wirtschaftsbundes Eibiswald einer Podiumsdiskussion gestellt. Unter dem Motto: „Domaines Kilger – Visionen eines Investors - von München in die ganze Welt“ sprach Hans Kilger über seine Vorliebe für die Südweststeiermark, seine Priorität für das Tierwohl, das Geschäft, guten Wein und König Fußball. Die WOCHE Deutschlandsberg war als einziges Medium exklusiv dabei.
EIBISWALD. Nein, er ist kein Phantom, wie mancherorts schon gemunkelt wurde: Hans Kilger war gestern in seinem Gasthof Hasewend für eine Podiumsdiskussion leibhaftig zu erleben. Der Münchner Unternehmer ist seit 30 Jahren Steuerberater, Wirtschaftsprüfer in München und vor allem wegen seiner umfassenden Investitionen in der Region eine viel diskutierte Persönlichkeit. Eine der ersten war eben der renommierte Gasthof Hasewend aus dem Besitz von Fini und Siegfried Hasewend am Eibiswalder Kirchplatz, wo Kilger sich gestern auf Einladung des Wirtschaftsbundes Eibiswald im Kino im mit Abstand gut gefüllten Kino-Saal den Fragen gestellt hat, also dort, wo 2017 alles begonnen hat: „Obwohl ich solchen öffentlichen Diskussionen generell nicht mehr beiwohne, um mich nicht mit irgendwelchen Halbwahrheiten abgeben zu müssen. Doch hier in Eibiswald mache ich eine Ausnahme, schließlich müssen wir in der Wirtschaft zusammenhalten. Daher ist es mir eine Freude, dass ich mich in dieser Runde vorstellen darf", so Hans Kilger eingangs, der extra für diesen Diskussionsabend aus München in die Weststeiermark angereist ist.
Das wertschätzende Klima bei konstruktiv kritischen Fragen hat den Abend im Nu verstreichen lassen: "Ich verspüre eine zu große Neugierde, als mich meinem Beruf allein zu widmen. Daher ist mein Interesse für Immobilien gewachsen sowie ich in Zeiten der Finanzkrise 2007/08 die Landwirtschaft in Rumänien für mich entdeckt habe. Ich bin also von der Zucht von Wildschweinen zu den Bisons gekommen, aber auch Wasserbüffel und Hirsche gehören zur Aufzucht in Transsylvanien, wo die Tiere in freier Wildbahn leben und dort auf den Weiden erlegt werden. Inzwischen betreiben wir dort den größten exotischen Tierbetrieb Rumäniens. In den Weiten Transsylvaniens wird aber nur gezüchtet. Massentierhaltungen und Lebendtier-Transporte sind mir ein Gräuel. Alles ums Veredeln und Reifen wird hier von meinen Metzgern umgesetzt. Mein Ziel ist es, alles von der Ackerscholle bis zum fertigen Produkt möglichst selbst zu erzeugen", betont Kilger. Eine Auswahl dieser Genüsse war schließlich für die Gäste bereitgestellt.
Genuss mit höchstem Anspruch
"Es gibt bei uns keine Massentierhaltung. Mein Ziel ist es, ein ethisch hochwertiger Genuss-Unternehmer zu werden. Das ist für mich auch die Triebfeder, der Allgemeinheit hochwertige Produkte anbieten zu können, so auch in der Gastronomie, vom Haubenlokal bis zum Buschenschank. Das, was wir hier machen, ist ein Generationenprojekt, für das man ein sehr gutes Team benötigt."
Hans Kilger
Dazu kommen die Aktivitäten in Sachen Weinbau im Burgenland (Schwerpunkt Rotweine) ebenso wie in der Süd- und Weststeiermark. So hat im August des Vorjahres Parade-Winzer Walter Polz aus Spielfeld die Leitung des steirischen Weinguts der Domaines Kilger übernommen.
Dazu kommt der Ankauf der Mehrheitsanteile zu 70% an der Domäne Müller im Vorjahr in Groß St. Florian. "Die Expertise im internationalen Bereich von Michelle Müller passt gut zu unserem Unternehmen", ist Hans Kilger begeistert von der Qualität aller Weine auf seinen Besitzungen und setzt dabei einen Schwerpunkt auf Rosé-Weine.
Sitz der Domaines Kilger im Schloss Gamlitz
Der Sitz der Domaines Kilger ist im derzeit noch im Umbau befindlichen Schloss Gamlitz eingerichtet. Der Festsaal ist inzwischen ebenso fertiggestellt wie der Dorfheurige. Die Vinothek und der Vetriebsbereich für das Weingut Domaines Kilger werden im August fertig gestellt.
"Wir haben die Zimmer insgesamt aufgehübscht und dort, wo das Museum gewesen ist, kommen drei größere Übernachtungsmöglichkeiten, sodass wir 16 Zimmer und Suiten mit 32 Betten bieten können", erklärt Kilger.
Beim Jaglhof in Sernau werden sechs bzw. acht Nächtigungs-Einheiten gebaut, sodass dort insgsamt 70 Übernachtungsplätze entstehen. Das Restaurant wird ab Herbst erweitert werden, um die gut gebuchte Saison im Sommer noch mitzunehmen. Im Februar/März des kommenden Jahres sollen die Umbauten mit neuem Außenpool und kleinem Wellnessbereich abgeschlossen sein. "Ich stehe zum 365-Tage Tourismus, sodass unser Kernteam das ganze Jahr über beschäftigt ist", betont Hans Kilger.
Natürlich hat auch die Corona-Krise in der Domaines-Kilger ihre Spuren hinterlassen, sowohl in der Gastronomie als auch als Zulieferer der Gastronomie. Auch wenn ´Kilger als Workaholic gilt ist er gleichzeitig ein Genussmensch. "Ist das nicht ein Widerspruch?", stellte Matthias Kröll die Frage in den Raum: "Ich genieße alles was ich mache, auch meine Arbeit. Ich habe zwar meine Kanzlei vor eineinhalb Jahren verkauft, dennoch arbeite ich dort mehr als vorher und es macht mir großen Spaß."
Investitionen mit Emotion
Welches Ziel Hans Kilger bei seinen Käufen von Immobilien, Weingütern u.a. verfolgt?
"Die Strategie ist simpel. Ich möchte am Ende der Tage die eigene Wertschöpfung im eigenen Unternehmen wissen. Wenn sich nach der Corona-Krise die Zeiten wieder normalisieren, können wir nahezu 50% in den eigenen Betrieben an die Kunden bringen. Das ist für mich eine gesunde Basis. Die Gastronomie stellt für mich daher Verkaufsplätze schöner Art dar, wo man gerne verweilt und sich wohl fühlt, um unsere Produkte verkaufen zu können. Betriebe, die ich erwerbe, werden vor allem an mich herangetragen. Vielfach handelt es sich dabei um Übernahmen, für die eine Nachfolge gesucht wird, so wie es hier im Gasthof Hasewend 2017 gewesen ist.", so Kilger und ergänzt: "Ich bin zwar ein Zahlenmensch, aber wenn ich etwas kaufe, dann muss für mich neben der Aussicht auf ein gutes Geschäft auch die Emotion dahinter passen."
Hans Kilger ist vom hochwertigen Genusstourismus in der Region überzeugt: "Wir haben auch nirgends eine Bodenversiegelung in einem Ausmaß, die nicht vertretbar ist mit der Region, das möchte ich auch nicht. Ungeachtet dessen muss man natürlich Gastronomie mit gewissen Beherbergungszahlen ausstatten."
Wie geht es beim Hasewend weiter?
Horst Senekowitsch, Obmann-Stv. des Wirtschafsbundes Eibiswald, stellte schließlich jene Frage, die allen gerade hier vor Ort unter den Fingernägeln brennt: "Wie soll es mit dem Hasewend weitergehen, der derzeit nicht so läuft, wie man es von früher her kennt?" Derzeit ist der einst so beliebte und belebte Gasthof mit modern ausgestattetem Kino-Saal ja nur auf Beherbergung, Frühstück und Metzgerei reduziert.
Hans Kilger räumt ein: "Wir haben hier am Standort Hasewend eine Menge investiert und dennoch war das der einzige und größte Verlustbetrieb in meinem ganzen Unternehmen. Wir haben nicht die Gäste bekommen, um zumindest kostendeckend wirtschaften zu können. Dazu kommt die prekäre Situation am Arbeitsmarkt, auch jetzt nach Corona. Es ist einfach niemand zu kriegen, und wir arbeiten alle mindestens 30 Prozent noch mehr, damit die Dinge funktionieren", nimmt Kilger die Politik in die Pflicht, um Anreize für die Rückkehr in die Arbeitswelt zu schaffen und betont: "Dabei glaube ich nicht, dass wir die schlechtesten Zahler sind von der Vergütungshöhe her. Wir haben auch während der Corona-Krise niemanden entlassen. Dennoch wollen wir mit dem Hasewend jetzt wieder neu beginnen", so Kilger, der dabei auf sein Metzger-Team setzt, das sich gastronomisch engagieren möchte. Auch Gastronomie und Kino-Betrieb könnten wieder belebt werden. "Dazu gehört aber auch, dass wir wieder Personal haben und dass der Zuspruch unter den Menschen wieder größer wird, vor allem unter den Einheimischen. Dafür setzen wir uns ein", so Kilger.
Und die Kaminstub'n in Deutschlandsberg? "Wir konnten die Kaminstub'n nicht aufsperren, weil wir keinen Koch hatten. So wie es aussieht, können wir im August aber endlich wieder weiter machen", so Kilger.
Sponsor von SK Sturm
"Sie sponsern ja den SK Sturm Graz und haben auch eine Loge in der Allianz Arena in München, sind Sie ein Fußballfan?", so die ganz anders geartete Frage von Matthias Kröll an den Unternehmer. "Ich habe in meiner Jugend selbst gespielt und bin ein großer Fußballfan. Die Bayern spielen fantastischen Fußball. Der aktuelle Europameister Italien hat durch seine Teamarbeit überzeugt, so wie es in einem Unternehmen unerlässlich ist. Ich finde es wichtig, dass Sport gelebt wird und unterstütze daher nicht nur den SK Sturm, sondern auch den SV Frauental als Zeichen für die Region."
Wertschätzung für Menschen und Region
Was schätzt Hans Kilger an der Region Süd- und Weststeiermark? "Ich habe mir Weingegenden weltweit angesehen und ich finde, dass die Süd- und die Weststeiermark in ihrer Attraktivität ganz oben anzusiedeln ist. Ich schätze die Menschen hier, die geerdet und nicht abgehoben sind. Es ist ein Schlaraffenland in einem herrlichen mediterranen Klima."
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