Gesellige Nachmittage zum „Wollfühlen“ auf der Alm

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Von Josef Fürbass

Die Masche der Frauen ist so leicht durchschaubar...

Zwei glatt, zwei verkehrt, das ist im Alpengasthof Strutz an jedem Dienstagnachmittag Stammtischgespräch. Ob Wolle oder Dialog ist völlig egal. Weitaus wichtiger ist in beiden Fällen, dass der Verlauf fließend erfolgt und der Faden nicht reißt. Im Sommer stricken die Damen im Freien zum erfrischenden Plätschern des Wasserfalls, in der kalten Jahreszeit klimpern die Nadeln in der warmen Gaststube. Das älteste Mitglied zählt 86, das jüngste elf Lenze.

In Wielfresen, dem höchstgelegenen Ortsteil der neuen Großgemeinde Wies, fungiert der Faden als soziales Netzwerk. Was so viel bedeutet, dass beim Stricken, Häkeln oder Sticken auch die Kommunikation nicht zu kurz kommt. Ein Kreis von handarbeitsinteressierten Frauen findet sich hier allwöchentlich zum „Wollfühlen“ ein. Die Entstehung der Strickrunde Unterfresen ist einfach erklärt. Dazu Initiatorin Karin Strauß: „Unsere Frau Sofie Koch ist 86 Jahre alt. Sie strickt Stutzen, Trachtenwesten und Socken. Die alten Muster kennt sie auswendig. Eigentlich wollten wir uns von ihr etwas abschauen, um diese Kunst zu bewahren.“ Aus der Grundidee ist etwas Dauerhaftes geworden. „Die Frauen warten schon immer hart darauf, bis es wieder Dienstag ist“, weiß Strauß.
Das Handarbeiten wurde somit zur netten Nachmittagsbeschäftigung. Und sogar Kurt, der Wirt, kann inzwischen mit Stricknadeln umgehen. Sofie Koch gibt ihre Erfahrung und ihr Können gerne weiter. „Mit den Hintergedanken stricke ich, vorne kepple ich“, bemerkt die Frohnatur der Runde mit einem Lächeln auf den Lippen. Und worüber wird bei einem „Wollfühlbeisammensein“ geredet? „Übers Wetter und über die Männer“, scherzt eine andere Teilnehmerin. „Damit der Faden nicht verloren geht...“ Mitunter werden auch Koch- und Backrezepte ausgetauscht. Selbst Geburtstage in der Runde werden gefeiert – dann gibt’s ein Backhendl!
Zurzeit unterstützen die Damen „Das große Stricken“ von Innocent. Die Mützchen-Aktion dient dazu, dass ältere Menschen warm durch den Winter zu bringen. „Wir haben bereits in der ersten Woche 100 kleine Hauben gestrickt, berichtet Karin Strauß.
Die Strickrunde Unterfresen trifft sich jeden Dienstag. Neue Gesichter sind herzlich willkommen! „Wer nicht stricken mag, kommt einfach zum Fingerrasten“, so ein Mitglied. In der Adventzeit duftet es beim „Strick-Stammtisch“ verlockend nach Kletzenbrot, Vanillekipferln und Keksen...

Fotos: Josef Fürbass

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