Im Stainzer Zeitwerk ticken die Uhren anders

Gerhard Angerer bei seiner Arbeit. | Foto: Angerer
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„Wir haben immer mehr Uhren, aber immer weniger Zeit“, sagt Gerhard Angerer von "Angerers Zeitwerk" in Stainz, ein Meisterbetrieb, der 1926 gegründet worden ist. Als jüngster Uhrmachermeister Österreichs stieg er Ende der 1980er Jahre in das elterliche Juwelier- und Uhrmachergschäft ein. Damals war eine Uhr mehr als ein reiner Zeitmesser: „Als Firmgeschenk war sie oft der erste Schritt hin zum Erwachsenwerden“, erzählt Angerer. Heute gibt es Uhren in zahlloser Form und Farbe schon für Kinder. Und der Blick auf das Smartphone erspart vielen Jugendlichen jenen auf das Handgelenk. Dennoch – eine Uhr als Geschenk zur Firmung bewährt sich nach wie vor: „Immer wieder tauchen junge Menschen bei mir im Geschäft auf, die eine Uhr zum Service bringen, die schon ihr Vater oder Großvater getragen hat“, sagt der Stainzer. Hochwertige mechanische Uhren mit Uhrwerk sind Erinnerungsstücke und oft eine Wertanlage: „Meine trage ich seit 1997. Damals hat sie umgerechnet 2000 Euro gekostet, heute wird sie um etwa 4000 verkauft.“

Uhr wie Auto

Damit Kinder, Enkel und Urenkel Freude am Zeitmesser haben, empfiehlt Gerhard Angerer, sie wie ein Auto zu sehen: „Mit dem fährt jeder automatisch zum Service.“ Zu ihm kämen die Besitzer mit ihren Schmuckstücken meist erst, wenn etwas nicht mehr funktioniere. Sowohl bei der Quarzuhr – dem Zeitmesser mit Batterie – als auch bei der mechanischen Variante mit Uhrwerk zeigt sich das in der Genauigkeit, wenn die Uhr nachgeht oder stehen bleibt. „Die Reparatur wird dann teurer, als eine regelmäßige Wartung.“ Die meisten Hersteller empfehlen ein Service alle fünf Jahre. „Als Geschäftsmann wäre mir am liebsten, man bringt die Uhr jedes Jahr“, schmunzelt Angerer, „aber als Handwerker sage ich: maximal alle zehn Jahre.“ Wie beim Auto ist auch die Preisgestaltung: Die Zeit zeigt auch ein Stück um 20 Euro an, bei 200 Euro sind Uhrband und Gehäuse oft wertiger. Legt man auf ein hochwertiges Uhrwerk – den PS-starken Motor – wert, muss man einen vierstelligen Betrag einplanen.

American Sale

Seit 30 Jahren repariert und wartet Gerhard Angerer im Hinterzimmer seines Juweliergeschäftes die Zeitmesser, Firmgeschenke und Erbstücke seiner Kunden. Zwei Stunden pro Uhr benötigt er mindestens für ein umfassendes Service. „Es fasziniert mich jedes Mal wieder, die präzise Technik auf kleinstem Raum sehen zu dürfen.“ Zeit, diese Faszination und Liebe zur Feinarbeit auch nach außen hin zu zeigen: Aus dem „Juwelier Angerer“ wird „Angerers Zeitwerk“. In der kommenden Woche wird beim „American Sale“ (Infos siehe Factbox) das alte Sortiment abverkauft. Mit dem neuen Uhren- und Schmucksortiment kommt ein neuer Markenauftritt, neue Geschäftsschilder und ein Reparaturnachmittag, an dem der Betrieb für Kunden geschlossen bleibt: „Das Handwerk ist das, was keiner im Internet kaufen kann. Das müssen wir erhalten – egal ob es um den Tischler, den Bäcker, Fleischer oder eben den Uhrmacher geht.“

Gerhard Angerer bei seiner Arbeit. | Foto: Angerer
Das goldene Handwerk ist für Reparaturen unerlässlich. | Foto: Angerer
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