Aufstiegshilfe für Fisch und Co.
An der Wehranlage Gratkorn entsteht eine Fischwanderhilfe in Synergie mit einem Restwasserkraftwerk.
Fische und andere in Gewässern lebende Kleinlebewesen verlagern im Laufe der Zeit immer wieder ihre Lebensräume. Voraussetzung dafür ist allerdings die ungehinderte Wanderung. Eine Unterstützung dafür bieten Fischaufstiegshilfen. Die WOCHE bekam exklusiv einen Einblick in das Bauprojekt an der Wehranlage in Gratkorn.
Organismenwanderanlage
Der Lebensraum der Fische wurde in den letzten Jahrzehnten durch bauliche Maßnahmen eingeschränkt. Aus diesem Grund schreibt die EU-Wasserrahmenrichtlinie die Barrierefreiheit für Fische vor, die auch bei Querbauten wie der Wehranlage der Firma Sappi in Gratkorn gegeben sein muss. Daher wird im Moment an einer sogenannten Organismenwanderanlage gebaut. Um die Wehranlage herum wird für Fisch und Co. ein naturnaher Beckenpass entstehen, um den Höhenunterschied naturgetreu überwindbar zu machen. „Damit die Fische auch wissen, wohin sie eigentlich müssen, wird eine entsprechende Wasserdynamik, eine Lockströmung, eingesetzt“, erklärt Karl Michael Pittino, Geschäftsführer der Pittino ZT GmbH und Ingenieurkonsulent für Bauingenieurwesen und Wasserbau. Bereits im Vorfeld standen umfangreiche ökologische und technische Überprüfungen auf dem Plan, um die Funktionsfähigkeit auf lange Sicht gewährleisten zu können. Der Nachweis der positiven Wirkung des Fischaufstieges soll mithilfe von Fischzählungen (Monitoring) erfolgen.
Energieeffizienz
Am Baugrund hat sich nichts verändert. „Es wurde nicht gerodet, die Voraussetzungen waren günstig. Auch der Radweg, der direkt an der Anlage vorbeiführt, wird bestehen bleiben und auch während der Bauzeit ungehindert befahrbar sein“, sagt Pittino. Die Kräne bei der Wanderhilfe der Firma Sappi haben aber noch eine weitere Funktion: Im Rahmen der Errichtung des Fischaufstieges entsteht ein umwelt- und ressourcenschonendes Restwasserkraftwerk unter Bauherr MKF GmbH – einer Firma des Elektrizitätswerks Gösting V. Franz. Der im neuen Restwasserkraftwerk erzeugte Strom wird über 2.500 steirische Haushalte mit 100-prozentigem Ökostrom versorgen. Das E-Werk Franz setzt auf Energieeffizienz und Ökologie. „Das ist die perfekte Synergie und durch diese Ökostromerzeugung können jährlich über 3.100 Tonnen CO₂ eingespart werden. Der Strom wird ins lokale Netz eingespeist“, sagt Ingrid Seidl, Geschäftsführerin des E-Werks Franz.
Das Bauprojekt, in das das E-Werk rund fünf Millionen Euro investiert, soll mit Ende des Jahres schon fertiggestellt werden. Mit der Errichtung der Anlage wurden regionale Betriebe beauftragt.
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